Jemen: Zur Eindämmung von Cholera sind dringende Verbesserungen bei Wasserversorgung und sanitären Anlagen nötig
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Die Provinz Abs im Nordwesten des Jemen ist am stärksten vom Ausbruch betroffen. Das Gesundheitssystem des Landes kam infolge des Konflikts zum Erliegen; Hunderttausende Menschen sind Vertriebene im eigenen Land.
Laut der medizinischen Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) ist in Abs im Nordwesten des Jemen dringend mehr Hilfe im Kampf gegen die aktuelle Cholera-Epidemie nötig. Die Region ist am stärksten vom Ausbruch betroffen. Cholera wird über verunreinigtes Wasser übertragen. Vor allem die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser und sanitären Anlagen muss dringend verbessert werden, um eine weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Hauptursache für die Ausbreitung der Krankheit
«Die Versorgung der Menschen in Abs mit sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen ist extrem schlecht», sagt Gabriel Sánchez, Programmleiter von MSF. «Das war bereits vor dem aktuellen Cholera-Ausbruch ein grosses Problem und ist nun die Hauptursache für die Ausbreitung der Krankheit. Wenn hier nichts unternommen wird, werden in den nächsten Wochen und Monaten noch mehr Menschen erkranken.»
Der erste Cholerafall in Abs, einer Provinz des Gouvernements Haddscha, wurde Ende März registriert. Seitdem ist die Zahl der Patienten stark gestiegen. Das Cholera-Behandlungszentrum von MSF in der Stadt Abs nahm an einigen Tagen bis zu 462 Patienten auf.
Hunderttausende Vertriebene
Mit über 376’000 Vertriebenen auf eine geschätzte Gesamtbevölkerung von 2 Millionen Einwohnern befinden sich in Haddscha mehr Vertriebene als in jedem anderen Gouvernement des Landes. Ein Viertel von ihnen lebt vielfach in abgelegenen Gebieten der Provinz Abs, um sich vor Luftschlägen und anderen Formen gewaltsamer Angriffe zu schützen. Gleichzeitig sind sie aber auch von jeglicher Art von Versorgung abgeschnitten.
In den Cholera-Behandlungszentren von MSF im Gouvernement Haddscha verteilen die Teams Hygiene-Sets mit Wischlappen, Besen, Seife und Chlortabletten zur Wasserreinigung.
Desinfektion und bessere Hygienemassnahmen
«Wir müssen uns nicht nur um die Patienten kümmern, sondern auch ihre Häuser desinfizieren und Wasserquellen mit Chlor behandeln», sagt Christina Imaz, Logistikkoordinatorin bei MSF. «Stellen für die Verteilung von sauberem Wasser sind einzurichten und öffentliche Plätze wie Märkte und Bushaltestellen, an denen sich viele Menschen sammeln, müssen regelmässig desinfiziert werden. Leider werden diese Massnahmen derzeit nicht systematisch umgesetzt.»
Seit Anfang der Cholera-Epidemie Ende März hat MSF ihre Nothilfe-Aktivitäten in Abs verdoppelt. Die Teams versorgten über 12’200 Patienten mit Cholera bzw. schweren Durchfall-Symptomen. Das sind fast 5 Prozent aller von der WHO im Jemen registrierten Krankheitsfälle.
Ein marodes Gesundheitssystem
Schon vor dem Cholera-Ausbruch sahen die Teams von MSF im Abs deutlich mehr Notfallpatienten, pädiatrische Fälle und führten mehr chirurgische Eingriffe durch. Es gab zudem extrem viele Fälle von Malaria, Masern und Keuchhusten – Krankheiten, die eigentlich kontrolliert werden müssten. Dies ist ein deutliches Zeichen dafür, dass das Gesundheitssystem im Jemen zusammengebrochen ist.
MSF begann im Juli 2015, das Spital von Abs zu unterstützen. Am 15. August 2016 wurde das Spital aus der Luft angegriffen, wobei 19 Menschen, darunter ein MSF-Mitarbeiter, getötet und 24 weitere verletzt wurden. Daraufhin musste MSF ihr Personal aus verschiedenen Gesundheitseinrichtungen des Landes zurückziehen. Im November desselben Jahres kehrte MSF mit 200 nationalen und 12 internationalen Mitarbeitenden ins Spital von Abs zurück. MSF betreibt die Notaufnahme, die Kinder- und die Geburtsstation, das Ernährungszentrum sowie mobile Kliniken und bietet psychosoziale Betreuung an.