Kenia: Zehntausende Flüchtlinge harren über 2 Monate vor fertigem Lager aus

Abris de fortune à l'extérieur du camp de Dagahaley, Dadaab, Kenya, 2010

Kenia3 Min.

Das Flüchtlingslager Ifo II steht leer, während weniger als 10 Kilometer entfernt Zehntausende somalische Flüchtlinge unter inakzeptablen Bedingungen leben. Obwohl Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) und weitere Hilfsorganisationen nur darauf warten, die täglich über 400 Neuankömmlinge zu betreuen, sind die Verhandlungen über die Eröffnung des neuen Lagers immer noch blockiert.

Nairobi/Genf, 20. Januar 2011 - Das Flüchtlingslager Ifo II war eigentlich dafür vorgesehen, den unaufhörlichen Strom von Neuankömmlingen aufzunehmen, die wegen des Krieges und der anhaltenden Dürre aus Somalia fliehen. Am 2. November 2010 hätten die Flüchtlinge umgesiedelt werden sollen. Doch zwei Monate später steht das Lager immer noch leer, während Tausende Menschen unter prekären humanitären Bedingungen ausserhalb des bereits überfüllten Lagers von Dagahaley in Dadaab leben.

Allein in den ersten zwei Januarwochen haben nahezu 6’000 Flüchtlinge die gefährliche Reise von Somalia nach Dadaab auf sich genommen. Doch statt der erhofften Hilfe und dem nötigen Schutz müssen sie unter menschenunwürdigen Bedingungen ausserhalb des Lagers ausharren, währenddessen die Verhandlungen über die Eröffnung des neuen Lagers stagnieren.

“Die internationalen Mindeststandards werden nicht erfüllt. Die Flüchtlinge haben unzureichenden Zugang zu Wasser, Lebensmitteln, lebensnotwendigen Gütern und Obdach. Da es keine Latrinen gibt, sind die Menschen gezwungen, ihre Notdurft draussen zu verrichten, wodurch wiederum die Gefahr von weiteren Krankheiten steigt. Diese Krise trifft eine ohnehin schon geschwächte Bevölkerung, die von einem jahrelangen Krieg gezeichnet ist“, berichtet Elena Estrada, Verantwortliche für Humanitäre Angelegenheiten von MSF.

Schon letzten November warnte MSF vor der eskalierenden Flüchtlingssituation in den spontanen Siedlungen ausserhalb von Dagahaley, wo die provisorischen Unterkünfte und die Lebensmittelvorräte von den starken Regenfällen zerstört wurden, was die armseligen Lebensbedingungen und den Gesundheitszustand der Flüchtlinge noch zusätzlich verschlimmerte.

Die Sicherheit ist ein weiteres Problem, mit dem die Flüchtlinge konfrontiert sind. Die Mehrheit der Neuankömmlinge sind Frauen, Kinder und ältere Menschen. Ausserhalb der Lager sind sie kaum geschützt und somit gefährdet für weitere Formen von Gewalt.

Im neuen Lager Ifo II warten die Hilfsorganisationen darauf, die Flüchtlinge an einen Ort mit sauberem Wasser umzusiedeln, wo der Zugang zu Sanitär, Schulen und medizinischer Versorgung unter sicheren Bedingungen gewährleistet ist. Ein Team von MSF ist seit letztem Oktober einsatzbereit, um Patienten in temporären Gesundheitsstrukturen zu behandeln, währenddessen noch ein 45-Betten-Spital gebaut wird.

Die 1991 errichteten Flüchtlingslager von Dadaab waren eigentlich für 90'000 Flüchtlinge geplant. 2008 galten die drei Lager (Ifo, Dagahaley und Hagadera) schon als voll und konnten unmöglich noch mehr Flüchtlinge aufnehmen. Heute leben über 308'000 Menschen in Dadaab. Nach Verhandlungen mit den lokalen Gemeinden, auserwählten Führungspersonen, der Provinzadministration und Mitgliedern des Parlaments, erhielt der UNHCR im Jahr 2009 die Bewilligung, das Lager Ifo mit einer Zusatzkapazität von 80'000 Plätzen zu erweitern. Im Juli 2010 entschied MSF, das Lager Ifo II mit der nötigen Gesundheitsversorgung zu unterstützen. Doch obwohl MSF startbereit ist, konnte die Organisation die versprochene Unterstützung bis jetzt nicht erbringen, weil Ifo II immer noch nicht in Betrieb ist.

MSF fordert die verantwortlichen Akteure, die an den Verhandlungen beteiligt sind, dringend auf, die sofortige Umsiedlung der Flüchtlinge aus den Lagern Dadaab und Dagahaley ins erweiterte Lager Ifo II zu ermöglichen.

MSF unterstützt die somalische Bevölkerung seit 1992. Die medizinische humanitäre Organisation begann ihren Einsatz im Dagahaley Lager im März 2009. Die medizinische Versorgung beinhaltet unter anderem Chirurgie und Geburtshilfe in einem Spital mit 110 Betten. Die vier Gesundheitsposten von MSF bieten zudem Impfungen, vorgeburtliche Beratung und psychologische Betreuung an. Unsere Mitarbeiter führen durchschnittlich 10'000 Sprechstunden pro Monat durch.