Massenvergewaltigung in der Zentralafrikanischen Republik
© Sylvain Cherkaoui/Cosmos
Zentralafrikanische Republik2 Min.
Im Land kommt es immer wieder zu sexuellen Übergriffen. Landesweit behandelten MSF-Teams dieses Jahr im Schnitt jeden Monat rund 300 Menschen wegen Folgen sexueller Gewalt.
In der Zentralafrikanischen Republik ist es zu einem weiteren schweren Vorfall sexueller Gewalt gegen Frauen gekommen. Opfer berichteten Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) von einer Massenvergewaltigung im Westen des Landes. Zehn vergewaltigte Frauen wurden im Spital in Bossangoa von MSF versorgt. Sie stammen aus dem 56 Kilometer entfernten Dorf Kiriwiri.
Dort hätten sie ausserhalb des Dorfes Wasser geholt, Wäsche gewaschen oder waren auf dem Weg zu ihren Feldern, als Männer einer lokalen bewaffneten Gruppe sie überfielen, berichteten die Frauen. Einige konnten fliehen, die übrigen wurden den Berichten zufolge von den Männern in das Lager der Gruppe gebracht. Dort seien sie mehrfach vergewaltigt worden, bevor die Männer sie freiliessen.
Etliche der Frauen hatten frische Verletzungen durch Messer.
Die Opfer waren traumatisiert, berichtet Soulemane Amoin, die als Hebamme in der Klinik arbeitet. «Manche standen komplett unter Schock, andere waren vor Angst wie gelähmt oder fanden es extrem schwer, über den Vorfall zu sprechen. Etliche der Frauen hatten frische Verletzungen durch Messer. Es war grauenvoll.»
Die Tat hat sich den Frauen zufolge am 17. Februar ereignet. Die unsichere Lage, die Angst vor weiteren sexuellen Angriffen und vor gesellschaftlicher Ausgrenzung hielt die Opfer zunächst davon ab, medizinische Hilfe zu suchen. Am 3. März wurden sie von Mitarbeitern einer anderen Hilfsorganisation ins Spital in Bossangoa gebracht.
Das MSF-Team vor Ort ist in Sorge, dass weitere Frauen, die dringend Hilfe bräuchten, nicht zum Spital gelangen. «Dieser furchtbare Angriff macht deutlich, wie die Lebensrealität der Menschen in der Zentralafrikanischen Republik aussieht – insbesondere der Frauen und Kinder, die am stärksten gefährdet sind», sagt Paul Brockmann, Landeskoordinator von MSF in der Zentralafrikanischen Republik. «Dies ist eine der Folgen der erneuten Welle wahlloser Gewalt, die Ende 2016 begonnen hat und unvermindert anhält.»
In den vergangenen sieben Monaten hat das Team von MSF in Bossangoa 56 Überlebende von Vergewaltigungen und sexuellen Übergriffen behandelt. In den ersten acht Monaten des Jahres 2017 waren es 13. Diese steigenden Zahlen spiegeln das Ausmass der Gewalt in der Region wieder. Sie zeigen aber auch, dass die Organisation ihre Arbeit zur Behandlung der Folgen von sexualisierter Gewalt intensiviert hat.
MSF versorgt an mehreren Orten in der Zentralafrikanischen Republik Überlebende von sexueller Gewalt. In Gesundheitseinrichtungen in der Stadt Bangui behandelten Teams der Organisation 2018 im Durchschnitt bisher jeden Monat mehr als 300 Patientinnen und Patienten wegen der Folgen solcher Gewalttaten.
«Der Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik eskaliert. Es gibt immer weniger Gesundheitsversorgung, und die Infrastruktur im Land wird zerstört. Wir sind sehr besorgt, dass die Überlebenden stumm unter den Folgen von Vergewaltigungen leiden müssen, während die Zahl der Angriffe weiter steigt. Es muss etwas passieren», sagt Brockmann.
© Sylvain Cherkaoui/Cosmos