Nigeria/Borno: Vertriebene in Bama sind in schwerer Notlage
© Nitin George/MSF
Nigeria2 Min.
MSF hat in der Stadt Bama im nigerianischen Bundesstaat Borno ein Nothilfeprogramm für Kinder gestartet. Die Hilfsorganisation reagiert damit auf die besorgniserregende humanitäre Situation unter neu angekommenen Vertriebenen. Seit April waren es allein mehr als zehntausend Menschen, viele von ihnen sind in schlechtem gesundheitlichem Zustand. Vor allem Kinder leiden darunter, dass es nicht genug Unterkünfte und keine ausreichende Gesundheitsversorgung gibt.
Zwischen dem 2. und 15. August starben nach Angaben des Teams von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) 33 kleine Kinder im Aufnahmelager auf dem Gelände einer ehemaligen Schule. Die Zahl ist erschreckend, wenn man bedenkt, dass im gesamten Lager etwa 6000 Kinder unter fünf Jahren leben.
Viele Kinder sind bereits bei ihrer Ankunft in einem kritischen Zustand.
«Weit mehr als 6000 Menschen schlafen derzeit im Freien ohne Schutz vor Hitze, Regen und Mücken», sagt Katja Lorenz von MSF in Abuja. «Die Menschen haben nicht einmal die benötigten Utensilien, um ihre Nahrungsmittelrationen zu kochen. Auch der Mindestbedarf an Wasser ist nicht gedeckt. Die unzureichende Hilfe und der mangelnde Zugang zur Gesundheitsversorgung verschlechtern ihren Zustand weiter.»
MSF fordert von den Behörden umgehend ausreichende Hilfe für die Menschen, bevor die Lage sich weiter zuspitzt. Jeden Tag kommen weitere Menschen an, die Versorgung kann damit nicht Schritt halten. Das Lager war für maximal 25‘000 Menschen ausgelegt und erreichte bereits Ende Juli die Kapazitätsgrenze.
Am Donnerstag hat die Organisation ein Ernährungszentrum mit 30 Betten für schwer mangelernährte Kinder unter fünf Jahren eröffnet. Ausserdem wurde eine kinderärztliche Versorgung für Patienten unter 15 Jahren eingerichtet, die etwa unter schwerer Malaria leiden. Viele Kinder sind schwer mangelernährt und haben medizinische Komplikationen. Sie benötigen dringend intensivmedizinische Betreuung und eine engmaschige medizinische Kontrolle, da die derzeitige Regenzeit typischerweise auch einen Anstieg von Malaria- und Durchfallerkrankungen bedeutet.
Das einzige Spital in Bama ist derzeit nicht in Betrieb. Schwerkranke Kinder müssen bis in die Provinzhauptstadt Maiduguri gebracht werden. Viele Menschen können sich aber die Fahrt dorthin nicht leisten; zudem sind die stationären Ernährungszentren auch dort überfüllt. Zwischen dem 1. und 12. August, währenddem MSF das stationäre Zentrum in Bama aufbaute, hat die Organisation deshalb 26 Patienten in ihr Kinderspital in Maiduguri transferiert.
«Obwohl Regierungsorganisationen und internationale Hilfsorganisationen in Bama vor Ort sind, haben sich die gesundheitliche Lage und die Ernährungssituation bis hin zu der jetzigen Krise verschärft», betont Lorenz. «Es muss dringend etwas gegen die Überbelegung des Lagers getan werden, und würdige Lebensbedingungen müssen hergestellt werden. Notfallmedizin und weiterführende Gesundheitsversorgung müssen sowohl für die Vertriebenen als auch für die ansässige Bevölkerung so schnell wie möglich ausgeweitet werden.»
MSF ist seit Mai 2014 in Borno im Nordosten Nigerias aktiv. Die Teams leisten medizinische und humanitäre Hilfe unter anderem in Maiduguri, Pulka, Gwoza und Rann.
© Nitin George/MSF