Nordwestsyrien: UN-Sicherheitsrat muss Resolution für lebensrettende grenzüberschreitende Hilfe erneuern

Vue arienne d'un camp de déplacés au Nord Ouest de la Syrie.

Syrien2 Min.

Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) fordert vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, die am 10. Juli 2022 auslaufende Resolution (UNSCR 2585) für die Bereitstellung humanitärer Hilfe im Nordwesten Syriens zu verlängern. Rund 60 Prozent der in diesem Gebiet lebenden Menschen, von denen mehr als die Hälfte Binnenvertriebene sind, könnten den Zugang zu dringend benötigter humanitärer Hilfe verlieren, wenn die Resolution nicht verlängert wird.

Derzeit ist der Grenzübergang Bab Al-Hawa an der syrisch-türkischen Grenze der einzige zugelassene humanitäre Grenzübergang nach Nordwestsyrien. Bis zum 10. Juli 2022 wird die Resolution zur Abstimmung vorgelegt. Dieser letzte Zugangsweg in den Nordwesten Syriens läuft Gefahr, geschlossen zu werden. 

Millionen von Menschen auf humanitäre und medizinische Versorgung angewiesen

Nach Angaben der Vereinten Nationen sind von den 4,4 Millionen Menschen, die im Nordwesten Syriens leben, 4,1 Millionen auf humanitäre Hilfe und 3,1 Millionen auf medizinische Unterstützung angewiesen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist für viele Menschen aufgrund der Unsicherheit, der Entfernung zu Gesundheitseinrichtungen und der Kosten für die Versorgung oder den Transport weiterhin schwierig. Jeden Monat werden mit grenzüberschreitender Hilfe 2,4 Millionen Menschen unterstützt.  

«Die ständige Bedrohung, dass die Resolution zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nicht verlängert wird, schwebt wie ein Damoklesschwert über den Menschen im Nordwesten Syriens», sagt Claire San Filippo, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Syrien. 

Der humanitäre und medizinische Bedarf ist gross. Wird diese Lebensader abgeschnitten, wird sich der Zugang zu Grundnahrungsmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung für Millionen Menschen drastisch verschlechtern. Dies wird zu vermeidbaren Todesfällen führen.

Claire San Filippo, Landeskoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Syrien

Im Jahr 2021 hat Ärzte ohne Grenzen fast 100 Prozent der humanitären Hilfsgüter über Bab Al-Hawa in den Nordwesten Syriens transportiert. Sollte die Resolution nicht verlängert werden, würden die meisten Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen nicht mehr über die notwendigen medizinischen Hilfsgüter verfügen, und das Leben der Patienten wäre in Gefahr. Ärzte ohne Grenzen wird gezwungen sein, den Umfang und die Qualität der medizinischen Hilfe im Nordwesten Syriens zu überdenken. 

90 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze

Elf Jahre Konflikt, die COVID-19-Pandemie, die sich verschärfende Wirtschaftskrise, Sanktionen sowie die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Lebensmittel- und Kraftstoffpreise haben die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Syrien weiter verschlechtert. Nach Angaben der UN benötigen mehr als 14,6 Millionen Menschen in Syrien humanitäre Hilfe. Das sind 1,2 Millionen mehr als 2021. Die Preise für Lebensmittel sind in die Höhe geschnellt und 90 Prozent der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. 

Appell an den UN-Sicherheitsrat

Die Hilfslieferungen über den Grenzübergang Bab Al-Hawa sind der schnellste, wirksamste, transparenteste und kostengünstigste Weg für humanitäre Hilfe in den Nordwesten Syriens. Es gibt derzeit keine praktikable Alternative. Ärzte ohne Grenzen appelliert an die ständigen und nicht-ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats, die Resolution 2585 des UN-Sicherheitsrats zur Bereitstellung von humanitärer Hilfe über Bab Al-Hawa im Nordwesten Syriens zu erneuern. 

Mehr Informationen zur «Syria cross-border resolution» finden Sie hier.