Südsudan: MSF ist besorgt über das Ausmass der Gewalt in Jonglei
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Juba/Zürich, 25. Januar 2012 – Im südsudanesischen Bundesstaat Jonglei leiden Zivilisten weiterhin unter den Kämpfen zwischen verfeindeten Volksgruppen.
Auch drei Wochen nach dem gewaltsamen Angriff auf die Stadt Pibor und die umliegenden Dörfer treffen immer noch Verwundete im Spital von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Pibor ein. Viele haben sich im Busch verletzt, wo sich Tausende aus Angst noch immer versteckt halten. Die medizinischen Teams der Organisation behandeln schwere Wundinfektionen, die teilweise bereits mehrere Wochen alt sind.
Am 16. Januar erhielt MSF die traurige Nachricht, dass dem Angriff auch Allan Rumchar, der als Wachmann für die Organisation gearbeitet hat, und seine Frau zum Opfer gefallen sind. Ausserdem ist MSF um das Schicksal von 25 weiteren südsudanesischen Mitarbeitern äusserst besorgt, von denen auch drei Wochen nach dem Angriff noch jede Spur fehlt.
Seitdem die Organisation am 7. Januar ihre medizinischen Aktivitäten in Pibor wieder aufnehmen konnte, haben die Mitarbeiter 47 Menschen mit Schussverletzungen behandelt, unter ihnen 16 Frauen und acht Kinder. Weitere 43 Patienten haben Stichwunden oder Verletzungen durch Schläge erlitten oder haben sich auf der Flucht Verletzungen zugezogen.
Die Gewalt in Pibor fügt sich in eine Serie von Angriffen auf Zivilisten ein: Am 11. Januar war bereits das Dorf Wek im Norden von Jonglei attackiert worden, wonach MSF 13 Schwerverletzte per Flugzeug in ihr Spital in Nasir evakuierte. Dieser Attacke war im August 2011 ein Angriff auf die Stadt Pieri und die umliegenden Dörfer vorangegangen, in dessen Verlauf zahlreiche Bewohner getötet worden waren.
Gezielte Angriffe auf Zivilisten
In den vergangenen sechs Monaten haben die MSF-Teams in Lankien, Pieri und Yuai insgesamt 185 schwer verletzte Gewaltopfer behandelt. „Wir beobachten eine Spirale der Gewalt im gesamten Norden des Bundesstaats Jonglei“, erklärt Jose Hulsenbek, Landeskoordinatorin von MSF im Südsudan. „Für die Bewohner in dieser Gegend des Südsudans gehört die Angst davor, getötet zu werden oder fliehen zu müssen, zum Alltag.“ Besonders besorgniserregend ist, dass Zivilisten – darunter auch viele Frauen und Kinder – und ihre knappen Ressourcen ganz gezielt angegriffen werden. So werden auch immer wieder Einrichtungen wie Spitäler, Gesundheitsstationen und Wasserstellen zur Zielscheibe der bewaffneten Gruppen aller Parteien. Auf diese Weise werden den Menschen genau dann ihre Lebensgrundlagen genommen, wenn sie am meisten darauf angewiesen wären.
MSF ist äusserst besorgt um die Gesundheit und das Wohlergehen der Geflohenen, die noch immer nicht zurückgekehrt sind. Sie verstecken sich weiterhin im Busch, haben kaum Zugang zu Nahrungsmitteln und sind Krankheiten schutzlos ausgeliefert. Die Hälfte der Patienten in Pibor, die seit dem 7. Januar von MSF-Teams behandelt wurden, haben Malaria, da sie sich im Busch kaum vor Mücken schützen können.
MSF arbeitet seit 1983 im Gebiet des heutigen Südsudan. Zurzeit laufen 15 Projekte in acht Bundesstaaten des Landes. In Jonglei arbeiten Teams der Organisation an sechs Standorten und versorgen insgesamt 285’000 Menschen. 2011 wurden drei Einrichtungen von MSF bei Gewaltausschreitungen zerstört oder geplündert.