Tschad: Kampf gegen Diphterie-Epidemie in der Region Batha

Von MSF-Teams eingerichtete Impfstelle im Distrikt Yao, Provinz Batha, Tschad. 29. Januar 2024

Tschad3 Min.

Eine Diphterie-Epidemie grassiert derzeit in der Region Batha, im Zentrum des Tschad. Seit Juni 2023 wurden über 825 Krankheits- und 36 Todesfälle gemeldet. Am stärksten betroffen sind die Bezirke Ati, Alifa, Yao und N’Djamena Boulala.

Aufgrund dieser besorgniserregenden Lage startete Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) im Dezember 2023 an der Seite des tschadischen Gesundheitsministeriums eine Präventionskampagne, um die kostenlose Behandlung von Diphtheriefällen und eine hochwertige epidemiologische Überwachung in der Region Batha zu gewährleisten. «Es handelt sich hier um eine hoch ansteckende Krankheit, und ohne eine rasche Behandlung ist die Sterblichkeit sehr hoch. Die Impfung ist und bleibt das beste Mittel, um sich vor Diphtherie zu schützen. Sie gehört normalerweise zu den Routine-Impfungen, aber viele Kinder haben gar keine Routine-Impfung erhalten und sind einer Ansteckung schutzlos ausgeliefert», erklärt Dr. Elie Fokia, regionaler Gesundheitsdelegierter in Batha.

Um die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen und bereits geschwächte Bevölkerungsgruppen zu schützen, hat Ärzte ohne Grenzen am 29. Januar 2024 in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden der Region Batha eine gross angelegte Impfkampagne lanciert. Sie verfolgt das Ziel, in den am stärksten betroffenen Bezirken Yao und Souar rund 25 000 Menschen im Alter von 6 Monaten bis 40 Jahren zu impfen. Insgesamt wurden bereits 24 489 von den 24 553 zur Impfung zugelassenen Personen geimpft. Dies entspricht einer Durchimpfungsrate von 99,74 Prozent.

Neben der Impfung führen unsere Teams auch Gesundheitsaufklärung durch, damit die Menschen in der Region Diphtherie erkennen und vorbeugende Massnahmen ergreifen können.

Es braucht unbedingt eine Koordination zwischen den Staaten, damit diese Seuche wirksam bekämpft werden kann. ​

Dr. Assoumana Halarou, unser medizinische Koordinator im Tschad

Der Tschad ist nicht das einzige Land der Sahelzone, in dem Diphtherie wieder auf dem Vormarsch ist. Die Nachbarstaaten Niger und Nigeria sind seit 2022 ebenfalls mit Krankheitsausbrüchen konfrontiert. 

Ärzte ohne Grenzen appelliert an die Staaten der Region und die internationale Gemeinschaft, koordiniert zu handeln, um die Diphtherie-Epidemie in dieser geschwächten Region mit verstärkten Routine-Impfungen und einer besseren Gesundheitsversorgung für anfällige Personengruppen einzudämmen. Dies gilt besonders für Länder, in denen die Krankheit immer noch aktiv ist, wie im Tschad, im Niger und in Nigeria.

Unsere Teams machen sich im Morgengrauen in Ndjamena bereit, um in der Provinz Batha eine Diphtherie-Impfkampagne durchzuführen. Tschad, 29. Januar 2024.

Unsere Teams machen sich im Morgengrauen in Ndjamena bereit, um in der Provinz Batha eine Diphtherie-Impfkampagne durchzuführen. Tschad, 29. Januar 2024.

© MSF

Jean Bourgès, unser Einsatzleiter im Tschad, erklärt: «Die Krankheit war praktisch verschwunden, tritt heute aber in den Sahel-Ländern stärker denn je wieder auf. Grund dafür sind folgenschwere Lücken in den Routine-Impfprogrammen und die Zurückstufung dieser Krankheiten angesichts noch gravierender Katastrophen anderswo auf der Welt. Abseits von den urbanen Zentren gibt es in vielen Dörfern immer häufiger sogenannte ‹Null-Dosis-Kinder›, die noch nie eine Routine-Impfung erhalten haben.»

«Mit gross angelegten Impfkampagnen für isolierte Bevölkerungsgruppen und kollektiven, breit abgestützten Massnahmen ist es möglich, in den Ländern der Sahelzone das verstärkte Wiederauftreten von Krankheiten mit Epidemiepotenzial zu verhindern. Dazu gehören Erkrankungen wie Diphtherie oder Masern, gegen die Impfungen einen guten Schutz bieten.» Es brauche mehr finanzielle Mittel und gezielte Massnahmen, um Diphtherie einzudämmen, so das Fazit von Jean Bourgès.

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1977 im Tschad. Als neutrale und unparteiische humanitäre Hilfsorganisation verfolgt sie das Ziel, Leben zu retten und Leid zu lindern. Sie leistet deshalb besonders anfälligen Personengruppen wie Menschen auf der Flucht, Binnenvertriebenen, Heimkehrenden und Menschen, die Geflüchtete aufnehmen, medizinische Nothilfe. Derzeit betreibt die Organisation Projekte in N’Djamena, Moissala, Massakory, Adré, Ourang und Métché. Ausserdem laufen Nothilfeeinsätze zugunsten Geflüchteter in Adré im Osten des Landes sowie in den Geflüchtetencamps von Métché, Ourang, Daguéssa und Goz-Aschiyé.