Honduras, 24.09.2012
Honduras, 24.09.2012
© Natacha Buhler/MSF

Denguefieber : eine virale Infektionskrankheit auf dem Vormarsch

Das Denguefieber ist eine virale Infektionskrankheit, die von einer Mücke übertragen wird. Die Inzidenz von Denguefieber ist in den letzten Jahrzehnten spektakulär gestiegen. Die Krankheit grassiert in tropischen und subtropischen Regionen weltweit, vor allem in städtischen Gebieten. Rund die Hälfte der Weltbevölkerung ist diesem Risiko ausgesetzt.

Derzeit sind die Länder Asiens und Lateinamerikas am stärksten vom Denguefieber betroffen, das inzwischen einer der Hauptgründe für Spitalaufenthalte und eine der häufigsten Todesursachen für Kinder und Erwachsene in diesen Regionen ist.

Die einfache Form der Krankheit verläuft relativ mild und weist Symptome auf, die einer Grippe ähnlich sind. Bei einem schweren Krankheitsverlauf kann jedoch ein hämorrhagisches Denguefieber auftreten, das zum Tod führen kann, insbesondere bei Kindern. Ohne fachgerechte Behandlung führt es bei einer von fünf Personen zum Tod. Besonders betroffen sind Säuglinge und kleine Kinder.

Symptome:

  • Hohes Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • Ausschlag

Bei der schweren Form:

  • Anschwellung der Leber (Hepatomegalie)
  • Stimmungsschwankungen
  • Blutungen (des Zahnfleischs, des Magen-Darm-Trakts)
  • Schocksymptome

Verbesserung der Diagnose

Denguefieber ist in mehr als 100 Ländern Mittelamerikas, Afrikas, Südostasiens sowie im Pazifik endemisch. Epidemien treten vorwiegend in städtischen Gebieten und in subtropischen Regionen auf. In Mittelamerika und Asien gibt es zahlreiche nationale Programme zur Bekämpfung von Dengue; in Afrika ist dies jedoch nicht immer der Fall.

Tatsächlich ist Denguefieber in Afrika weniger bekannt und wird nur selten diagnostiziert. Da die Symptome identisch mit denen von Malaria sind, wird Dengue häufig mit dieser Krankheit verwechselt und auch wie eine solche behandelt, was jedoch wirkungslos ist. Häufig wird Dengue auch als Fieber unbekannter Ursache (FUO) eingeordnet und mit Antibiotika behandelt, was genauso wirkungslos ist.  Im Fall eines milden Krankheitsverlaufs ist das nicht so schlimm, bei einer schweren Form hingegen verunmöglicht das Fehlen einer rechtzeitigen Diagnose eine fachgerechte Behandlung, was wiederum das Risiko erhöht, an der Krankheit zu sterben. Bestimmte Malaria-Behandlungen sind zudem besonders verheerend für Patienten, die an Denguefieber leiden.

Es gibt zwar effiziente Schnelltests, mit denen die Krankheit besser festgestellt werden könnte, was auch für die Behandlung der schweren Fälle vorteilhaft wäre. Diese Tests sind aber noch teuer. In einigen MSF-Einsätzen wurden zahlreiche Verdachtsfälle registriert, die jedoch weder bestätigt noch behandelt wurden, wie kürzlich in Burkina Faso. Dort möchte die Organisation diese Schnelltests einführen, um Dengue nachweisen zu können und damit die Kindersterblichkeit im Zusammenhang mit der schweren Krankheitsform zu verringern. Langfristig will MSF dazu beitragen, die Herstellungskosten dieser Tests zu senken, damit diese in den öffentlichen Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung stehen.  

Neben der Behandlung der Patienten ist einer unserer Schwerpunkte das Schulen des örtlichen Gesundheitspersonals und Freiwilliger. Wir zeigen ihnen, wie sie beim Ausräuchern der Brutstätten von Moskitos und bei Aufklärungsmassnahmen zur Prävention von Dengue am besten vorgehen.

Liesbeth Aelbrecht, MSF-Einsatzleiterin in Myanmar 2015 und heutige Generaldirektorin

Frühzeitige Behandlung ist entscheidend

Es existiert keine spezifische Therapie für Denguefieber. Die Behandlung beschränkt sich auf die Linderung der Symptome mit Medikamenten gegen Fieber und Schmerzen.  Bei der schweren Krankheitsform hingegen ist eine Spitaleinweisung erforderlich. Die Patienten müssen unbedingt rehydriert werden – oral oder intravenös – und ständig überwacht werden für den Fall, dass sich ihr Zustand verschlechtert. Durch eine frühzeitige Diagnose und eine angemessene Behandlung kann die Sterblichkeitsrate unter 1 Prozent gesenkt werden.

Dazu braucht es um den vierten Tag nach Ausbruch des Fiebers eine erhöhte klinische Wachsamkeit. Während einer Epidemie ist die Zahl der Patienten in den Gesundheitseinrichtungen enorm, weshalb es wichtig ist, ein System zur Triage einzurichten, anhand dessen eine Spitaleinweisung empfohlen werden kann. Diese Triage sollte sich auf die Bestätigung durch einen Schnelltest und auf festgestellte «Alarmzeichen» stützen (Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen, Blutungen der Schleimhäute, Ergüsse).

Kürzlich wurde ein Impfstoff gegen Dengue zugelassen, dessen Anwendung von der Weltgesundheitsorganisation jedoch nur in stark endemischen Regionen empfohlen wird. Da die Krankheit durch eine Mücke übertragen wird, besteht die persönliche Vorbeugung in der Verwendung von Moskitonetzen und mückenabweisenden Mitteln. Umfassendere Präventionsmassnahmen beinhalten die Beseitigung der Larvenbrutstätten oder den grossflächigen Einsatz von Insektiziden.

Dank umfassender Erfahrungen im Bereich von medizinischen und humanitären Notfällen kann MSF bei der Bekämpfung von Dengue-Epidemien zweifellos eine Schlüsselrolle übernehmen. Gegenwärtig machen wir das zum Beispiel in Honduras. Wir stellen sicher, dass an Denguefieber Erkrankte von qualifizierten Fachleuten betreut werden, und wollen mit dieser Massnahme die Sterblichkeit begrenzen.

Bekämpfung des Überträgers und Entwicklung eines Impfstoffs

Die einzigen Überträger der Krankheit sind Stechmücken. Vorbeugende Massnahmen gegen Dengue konzentrieren sich daher ausschliesslich auf die Vermeidung von Mückenstichen.  Da diese Mücken frühmorgens sowie bei Sonnenuntergang besonders aggressiv sind, sind lange Kleider, mückenabweisende Mittel oder Moskitonetze einfache und wirkungsvolle individuelle Vorkehrungen.

Auch grossflächigen Massnahmen zur Mückenbekämpfung sollte ebenso grosse Aufmerksamkeit geschenkt werden. Die Bekämpfung der Krankheitsüberträger ist das einzige kollektive Mittel, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, sei es im Vorfeld oder auf dem Höhepunkt einer Epidemie. Solche Massnahmen sind z.B. in Haiti von grosser Bedeutung, wo die mangelhaften hygienischen Bedingungen die Vermehrung der Mücken begünstigt und das Dengue-Risiko erhöht.

Da sich die Mücken in stehenden Gewässern vermehren, müssen diese Brutstätten eliminiert werden, im Besonderen im Bereich des Hauses (Blumentöpfe, Blumenvasen, schlecht gewartete/defekte Dachrinnen, verschiedene Arten von Abfällen, die mit Wasser gefüllt sind, ausrangierte Autoreifen etc.) Chemische oder biologische Insektizide können auch für die Bekämpfung ausgewachsener Mücken verwendet werden.