Ausbreitung von Mpox in der DR Kongo: internationaler Gesundheitsnotstand ausgerufen

Gesundheitspromotorinnen von Ärzte ohne Grenzen informieren die Bevölkerung im Vertriebenencamp von Kanyaruchinya in Goma, Nord-Kivu.

Demokratische Republik Kongo4 Min.

Die Epidemie breitet sich in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) mit alarmierender Geschwindigkeit aus. Laut Gesundheitsministerium sind nun alle Provinzen des Landes betroffen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte die Ausbreitung von Mpox in der DR Kongo und einer wachsenden Zahl afrikanischer Länder am Mittwoch, 14. August, als eine Notlage von internationaler Tragweite ein. Notfallteams von Ärzte ohne Grenzen bekämpfen die Krankheit seit Mitte Juni vor Ort. Die Hilfsorganisation ruft alle Akteure dazu auf, global tätig zu werden und die am stärksten gefährdeten Menschen so schnell wie möglich zu schützen.

Mpox (früher bekannt als Affenpocken) ist eine Krankheit, die durch das Affenpockenvirus verursacht wird. Typische Symptome sind Hautausschlag, Läsionen (Bläschen oder Pusteln) und Schmerzen an verschiedenen Körperstellen. Die meisten Erkrankten erholen sich innerhalb eines Monats, aber die Krankheit kann auch tödlich verlaufen. Medikamente zur Behandlung der Symptome und zur Vorbeugung von Komplikationen sind nur in bestimmten Ländern erhältlich.

Neue, ansteckendere Variante

Mpox wird durch Kontakt mit infizierten Tieren und, seit der jüngsten Mutation, durch engen Kontakt zwischen Menschen übertragen. Die Krankheit ist seit den 1970er Jahren in Zentral- und Westafrika endemisch, hat sich aber 2022-2023 weltweit rasch ausgebreitet. In über 110 Ländern wurden zehntausende Fälle in Verbindung mit der westafrikanischen Variante registriert. 

In der DR Kongo verdreifachte sich die Zahl der Erkrankten 2023; es wurden mehr als 14 600 Verdachtsfälle gemeldet und 654 Menschen starben. 2024 spitzte sich die Situation weiter zu. Seit Januar hat das Land gemäss dem jüngsten Bericht des kongolesischen Gesundheitsministeriums vom 15. August 15 664 Verdachtsfälle und 548 Todesfälle verzeichnet.

Zuvor waren Pockenausbrüche in dieser Region Afrikas hauptsächlich auf eine zoonotische (von Tieren ausgehende) Übertragung zurückzuführen. Nun überträgt sich die Krankheit aber seit Monaten anhaltend von Mensch zu Mensch (z.B. über Geschlechtsverkehr oder engen Kontakt innerhalb der Familie). Diese Übertragung hängt mit einer in der DR Kongo endemischen Mpox-Variante zusammen.

Die Krankheit wurde in den Vertriebenenlagern um Goma in Nord-Kivu registriert, wo die äusserst beengten Verhältnisse die Lage weiter verschärfen. Angesichts der grossen Bevölkerungsbewegungen in und ausserhalb der DR Kongo besteht das Risiko einer explosionsartigen Ausbreitung.  Doch die Möglichkeiten, Krankheitsfälle zu ermitteln und Erkrankte zu versorgen, sind sehr begrenzt. Der Mangel an Impfstoffen in der Region erschwert die Situation zusätzlich.

WHO ruft internationalen Gesundheitsnotstand aus

Am 14. August stufte die WHO die Mpox-Epidemie als «Notlage von internationaler Tragweite» ein. Es braucht eine umfassende und koordinierte Reaktion. Dazu gehört die Überwachung, der Ausbau der Laborkapazitäten, die Sensibilisierung und Einbindung der lokalen Gemeinschaften sowie der Zugang zu Diagnostik, Behandlung und Impfstoffen für die Betroffenen.

Die DR Kongo hat zwei Impfstoffe zugelassen und versucht, diese zu beschaffen, aber zum jetzigen Zeitpunkt sind noch keine Impfstoffe verfügbar. Deshalb drängen unsere Advocacy-Teams darauf, dass die Impfdosen so schnell wie möglich und in grossen Mengen ankommen, damit die Bevölkerung in den am stärksten betroffenen Regionen geschützt werden kann. Das gilt vor allem für die am stärksten gefährdeten Personen wie das kongolesische Gesundheitspersonal (das in direktem Kontakt mit dem Virus ist), Sexarbeiter:innen und Vertriebene in den Camps. 

«Die extrem begrenzte Menge an Mpox-Impfstoff in der DR Kongo hat zur Folge, dass die Impfungen gegen die Krankheit nicht im geplanten Umfang durchgeführt werden können», stellt Dr. Justin B. Eyong, epidemiologischer Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in der DR Kongo, fest. «Konkret bedeutet dies, dass ohne einen verbesserten Zugang zu Impfstoffen Tausende von Menschen ungeschützt bleiben könnten, darunter auch Kinder unter 15 Jahren. Dabei sind Kinder dieses Alters besonders stark von Mpox betroffen. Sie machen dieses Jahr bis jetzt 56 % bzw. 79 % aller Mpox-Fälle aus. Angesichts der schnellen Entwicklung der Mpox-Epidemie in der DR Kongo muss dringend alles unternommen werden, um Erwachsene und Kinder mit dem benötigten Impfstoff zu versorgen.»

Unsere Teams arbeiten in vier besonders betroffenen Provinzen an der Seite der Behörden, um Kranke zu versorgen, Verdachtsfälle zu isolieren, medizinisches Personal zu schulen sowie die Gemeinden über Hygiene und Präventionsmassnahmen aufzuklären.

Das fordern wir im Zusammenhang mit Impfungen:

  • Die WHO sollte das Verfahren zur Aufnahme der beiden bereits zugelassenen Mpox-Impfstoffe in die Notfallliste beschleunigen. Dies dürfte die Hersteller dazu ermutigen, ihre Impfstoffproduktion zu erhöhen.
  • Länder, die über grosse Vorräte an MVA-BN-Impfstoffen (der einzige von der EU und den USA zugelassene Impfstoff gegen das mpox-Virus) verfügen und in denen es keine aktiven Ausbrüche gibt, müssen so viele Dosen wie möglich an die von der Epidemie betroffenen Länder in Afrika spenden.
  • Der derzeitige Preis des MVA-BN-Impfstoffs ist für die meisten Länder mit niedrigem oder mittlerem Einkommen zu hoch.  Das dänische Pharmaunternehmen Bavarian Nordic muss seine Preispolitik überdenken und mit einem der neuen Impfstoffhersteller in Afrika eine Partnerschaft für einen umfassenden und schnellen Technologietransfer eingehen, damit künftig auch auf dem afrikanischen Kontinent ein Impfstoff hergestellt werden kann.
  • Kinder sollten mit dem von der WHO empfohlenen MVA-BN-Impfstoff geimpft werden, da diese ein erhöhtes Risiko haben, sich mit der Krankheit anzustecken. Der Impfstoff kam in den USA während der Mpox-Epidemie 2022 bei Kindern zum Einsatz.