Chani Nomao Mamane Tassioul, Gesundheitspädagoge
Niger4 Min.
In der ländlichen Gegend im Süden der Region Zinder führt MSF in den Gemeindegebieten von Magaria und Dungass Aufklärungsarbeit rund um Themen der Familiengesundheit (Essential Family Practices, EFP) durch.
Im Zentrum stehen die häufigsten Kinderkrankheiten und deren Vorbeugung. Jeden Tag sind in den Dörfern dieser Gebiete elf Gesundheitspädagogen auf dem Motorrad unterwegs, um die Informationsarbeit der Gesundheitshelfer und der lokalen Gemeindefreiwilligen zu unterstützen. Wir haben mit Chani, einem dieser Gesundheitspädagogen, im Dorf Zagui gesprochen.
Wo arbeitest du?
Ich arbeite als Gesundheitspädagoge im Bezirk Bangaza in der Gemeinde Dungass. Ich kümmere mich um insgesamt 105 Dörfer. Jede Woche besuche ich durchschnittlich 25 Dörfer und treffe dort die Gesundheitshelfer und das Pflegepersonal in den sanitären Einrichtungen, aber auch die Dorfvorsteher und die lokale Bevölkerung.
Worin besteht deine Arbeit?
Meine Aufgabe besteht vor allem darin, das Netzwerk von Gesundheitshelfern in Bangaza zu unterstützen, das 165 Helfer zählt. Ich bringe ihnen fachliche Unterstützung und das nötige Material, um Informationsveranstaltungen zur Familiengesundheit durchzuführen. Dabei werden folgende Themen behandelt: das Stillen, die Zusatznahrung ab dem sechsten Monat, die Risiken bei der Verwendung lokaler Präparate wie Heiltränke, die Wichtigkeit von Impfungen, Durchfallerkrankungen, der Besuch von Gesundheitszentren, die allgemeine Hygiene, das Händewaschen mit Wasser und Seife, die Mangelernährung, die Familienplanung und die Verwendung von insektizidbehandelten Moskitonetzen. Zahlreiche Themen stehen im direkten Zusammenhang mit der Gesundheit der Kinder.
Ich bin bei diesen Informationsveranstaltungen und bei der Einführung von guten Verhaltensweisen behilflich, die darauf abzielen, das Auftreten von Kinderkrankheiten zu verringern, beispielsweise durch den Bau von Latrinen oder durch gemeinsame Putzaktionen, um den Lebensraum sauber zu halten.
Zudem arbeite ich in den von mir betreuten Dörfern auch eng mit den Gesundheitshelfern der sanitären Einrichtungen zusammen. Diese umfassen sechs Gesundheitsposten und das integrierte Gesundheitszentrum von Bangaza, wo Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) das ambulante therapeutische Ernährungszentrum für schwere Mangelernährung bei Kindern unterstützt.
Inwieweit trägt diese Arbeit zur Reduzierung von Kinderkrankheiten bei?
Die häufigsten Krankheiten bei Kindern unter fünf Jahren sind in meiner Region Infektionen der Atemwege, Durchfallerkrankungen und während der Regenzeit von Juni bis September Malaria. An den Informationsveranstaltungen, die sich insbesondere an die Mütter richten, lernen die Menschen diese Krankheiten und ihre Symptome kennen. Sie erfahren, wie solche Krankheiten verhindert werden können und werden aufgefordert, beim Auftreten von Symptomen das Gesundheitszentrum aufzusuchen, um zu verhindern, dass es zu Komplikationen kommt und die Kinder hospitalisiert werden müssen.
Zur Bekämpfung der Malaria fordern wir die Bevölkerung auf, insektizidbehandelte Moskitonetze zu verwenden. Wir empfehlen ihnen, im Hof des Hauses, wo die Familie einen grossen Teil des Lebens verbringt, kein Gemüse oder Getreide anzubauen, da diese Pflanzen die Verbreitung von Mücken fördern. Mütter erfahren zudem, dass sie ihr Kind besser auf dem Gesundheitsposten des Dorfes durch einen qualifizierten Gesundheitshelfer untersuchen lassen, statt es mit den lokalen Heiltränken aus Pflanzenextrakten zu versuchen. Die Selbsthilfe mit traditionellen Mitteln lässt wertvolle Zeit bis zur Verabreichung eines geeigneten Medikaments verstreichen, was ein Risiko für die Gesundheit des Kindes darstellt.
Auch im Bereich der Hygiene geben wir Empfehlungen zu richtigen Verhaltensweisen ab. Um Durchfallerkrankungen zu bekämpfen, informieren wir über die Risiken der Defäkation im Freien, die zur Übertragung von Krankheiten beiträgt, und sprechen über das Händewaschen. Wir empfehlen unseren Zuhörerinnen und Zuhörern, ihren Lebensraum sauber zu halten.
Welche Praktiken haben sich in den Dörfern, in denen du arbeitest, bewährt?
Ich bin jetzt seit drei Monaten im Einsatz und stelle in bestimmten Dörfern, wie hier in Zagui, bereits grosse Veränderungen fest. Unser Gesundheitshelfer und der Dorfvorsteher haben die Bevölkerung zum Bau von acht Latrinen bewegt, die an verschiedenen Stellen um das Dorf herum eingerichtet wurden. Der Leiter des Gesundheitspostens hat mich darüber informiert, dass er bei seinen medizinischen Untersuchungen im Dorf bei Kindern weniger häufig Malaria festgestellt hat als zur gleichen Zeit im Vorjahr. In einem Bezirk wie Bangaza, wo es viele Pfützen und Teiche gibt und entsprechend viele Mücken, ist dies eine ausgezeichnete Nachricht.
Was sind die Ergebnisse deiner Arbeit?
Die Aufklärungstätigkeit in den Dörfern erlaubt einen engen Kontakt mit der Gemeinschaft, wodurch Schritt um Schritt gewisse Verhaltensweisen, die ein Risiko für die Gesundheit von Kleinkindern darstellen, verändert werden können. Die Übernahme guter Verhaltensweisen durch die Bevölkerung trägt dazu bei, die sanitäre Lage in den Dörfern zu verbessern und das Auftreten gewisser Kinderkrankheiten, die tödlich verlaufen können, zu verringern.
Worin liegen deine täglichen Herausforderungen?
Ich stelle manchmal fest, dass sich gewisse Gewohnheiten nur schwer verändern lassen. Ein Beispiel dafür sind die Pflanzenbeete in unmittelbarer Nähe der Häuser. Die meisten Menschen hier leben von Ackerbau und Tierhaltung. Der Ackerbau konzentriert sich vor allem auf die Regenzeit, wenn die Familien Lebensmittelvorräte für die folgenden Monate anlegen, aber auch die Mücken in besonders hoher Zahl auftreten. Es geht darum, den Leuten verständlich zu machen, dass derartige Verhaltensweisen ein Risiko für die Gesundheit der Kinder darstellen. Und das ist schlussendlich das Ziel unserer kontinuierlichen Informationstätigkeit.