Cholera-Ausbrüche weltweit: Wie hilft Ärzte ohne Grenzen?

 Dezember 2022, Demokratische Republik Kongo

Cholera2 Min.

Während in den vergangenen fünf Jahren 20 Länder Cholerafälle gemeldet haben, waren es 2022 bereits 30 Länder. Die Cholera-Epidemien betreffen nicht nur mehr Länder, sondern nehmen auch an Intensität zu und dauern länger. Die meisten Todesfälle sind auf eine verspätete Behandlung zurückzuführen – obschon die Krankheit relativ einfach und kostengünstig behandelbar ist. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) ist gegenwärtig in zehn Ländern im Einsatz, wo die Situation besorgniserregend ist und beträchtliche Hilfsmassnahmen erforderlich sind. Unsere Teams beantworten vier Fragen rund um das Thema Cholera.

Was ist Cholera?


Warum gibt es zurzeit so viele Cholera-Ausbrüche?

2022 waren mindestens 30 Länder von Cholera-Ausbrüchen oder ähnlichen Krankheiten betroffen. Es handelt sich aber nicht um eine einzige grosse Epidemie. In den meisten Ländern sind die aktuellen Ausbrüche auf die spezifischen Bedingungen vor Ort zurückzuführen. Die Risikofaktoren sind bekannt und stehen immer im Zusammenhang mit der Trinkwasserversorgung und dem Umgang mit Abwasser.

  • Andauernde politische und/oder militärische Krisen: Eine Folge solcher Krisen ist die Vernachlässigung des Unterhalts der Infrastruktur rund um Trinkwasser und/oder Abwasser. Beispiele hierfür sind Länder wie Haiti, Somalia oder Syrien.

 

  • Naturkatastrophen: Hitze und Dürre verringern die vorhandene Trinkwassermenge. Die Menschen sind gezwungen, Wasser aus verschmutzten Quellen zu nutzen. Überschwemmungen begünstigen die Ausbreitung des Bakteriums auch in Wasserquellen, die sonst als sicher gelten. Länder wie Somalia, Kenia oder Äthiopien hatten 2022 mit schweren Dürren zu kämpfen. Andere wie der Südsudan oder Nigeria waren von Überschwemmungen betroffen.

 

  • Grosse Bevölkerungsbewegungen: Flüchtende Menschen müssen sich häufig an Orten niederlassen, wo die Trinkwasserversorgung unzureichend ist. Die Finanzierung der Infrastruktur in Geflüchtetenlagern hat normalerweise keine Priorität. Dieses Jahr gab es Cholera-Ausbrüche in Geflüchtetencamps im Libanon, in Somalia und in Nigeria.

Was sind aktuell die grössten Herausforderungen?

Cholera ist einfach zu behandeln: In den meisten Fällen reicht eine orale Rehydratationslösung, bei schwereren Fällen muss die Lösung intravenös verabreicht werden. Mit einer rechtzeitigen Behandlung überleben mehr als 99% der Patient:innen. Durch die Bereitstellung von Trinkwasser und einer korrekten Abwasserentsorgung kann eine Ansteckung im Vornherein verhindert werden. Es gibt auch eine bewährte Impfung gegen Cholera.

Dennoch sind sowohl die Behandlung als auch Präventionsmassnahmen mit gewissen logistischen Herausforderungen verbunden. Für den Bau der Cholera-Behandlungszentren wird viel Material benötigt, genauso wie für die Anlagen rund um Trinkwasserversorgung und Abwasserentsorgung. In unsicheren oder schwer zugänglichen Gebieten ist das eine enorme Hürde. Dass es dieses Jahr so viele Epidemien gab, erschwert die Situation zusätzlich. Denn der Impfstoff wird allmählich knapp. Auch bei wichtigen Gütern wie der intravenösen Rehydratationslösung kam es zu Engpässen.

Zudem kommt es vor, dass Regierungen – meist aus politischen Gründen – einen Cholera-Ausbruch nicht offiziell melden wollen. In solchen Fällen ist es sehr schwierig, die Bevölkerung wirksam über Schutzmassnahmen zu informieren und gar unmöglich, eine Impfkampagne zu starten.


Was macht Ärzte ohne Grenzen gegenwärtig?

Ärzte ohne Grenzen leitet zurzeit Cholera-Projekte in zehn Ländern (Kenia, Äthiopien, Somalia, Kamerun, Nigeria, Haiti, Libanon, Syrien, DR Kongo und Malawi). Unsere Teams unterstützen die Prävention durch Massnahmen der Gesundheitsförderung, mit Sanierungsarbeiten bei der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie mit Impfkampagnen. Wir helfen aber auch bei der Behandlung der Cholerakranken, entweder in bestehenden Gesundheitseinrichtungen in speziellen Cholera-Abteilungen, oder in neu errichteten, grossen Cholera-Behandlungszentren, wo Hunderte von Patient:innen gleichzeitig betreut werden können.


Im Libanon

In Haiti

In Syrien