Covid-19-Mutation wütet in Mosambik, Eswatini und Malawi: Impfstoffe werden dringend benötigt
© MSF/Jakub Hein
Eswatini3 Min.
Während die neue, ansteckendere Covid-19-Mutation das südliche Afrika erfasst, kämpft das Gesundheitspersonal in Mosambik, Eswatini und Malawi mit der zunehmenden Zahl an Patient*innen. Die Aussichten auf eine Impfung sind nur gering. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) fordert deshalb eine gerechtere Verteilung der Covid-19-Impfstoffe. Gesundheitsmitarbeitende und Menschen, die gefährdet sind, schwer zu erkranken oder zu sterben, müssen dabei oberste Priorität haben. Dies gilt für alle Länder, auch jene in Afrika.
«Wir sind schockiert über die ungleiche Verteilung der Covid-19-Impfstoffe in der Welt», sagt Christine Jamet, operative Leiterin von Ärzte ohne Grenzen in Genf. «Viele wohlhabende Länder begannen schon vor zwei Monaten, ihr Gesundheitspersonal und andere Gruppen zu impfen. Währenddessen haben Länder wie Eswatini, Malawi oder Mosambik, die die Pandemie nicht in den Griff bekommen, noch keine einzige Impfung erhalten und können nicht einmal besonders gefährdete Menschen schützen. Dazu gehört auch das Gesundheitspersonal an der Front.»
Die Situationen sind kritisch
In Eswatini, einem Staat mit 1,1 Millionen Einwohner*innen, werden täglich 200 Neuansteckungen registriert; die Anzahl Todesfälle ist viermal so hoch wie in der ersten Welle. Gesundheitsmitarbeitende melden, dass die Betroffenen dieses Mal schwerer erkranken würden. Um die Gesundheitseinrichtungen zu entlasten, hat Ärzte ohne Grenzen an der Nhlangano-Klinik zusätzliche Abteilungen in Zelten eingerichtet und medizinisches Personal zur Behandlung von schwerkranken Covid-19-Patient*innen zur Verfügung gestellt.
In Mosambik sind die Fallzahlen gegenwärtig fast sieben Mal so hoch wie auf dem Höhepunkt der ersten Welle. «Gesundheitsmitarbeitende erkranken selbst, und jene, die noch arbeiten, sind erschöpft», berichtet Natalia Tamayo Antabak, die Landesverantwortliche von Ärzte ohne Grenzen. Ihre Teams helfen bei der Umsetzung von Massnahmen zum Infektionsschutz in öffentlichen Behandlungszentren in Maputo, um Ansteckungen beim Personal möglichst gering zu halten.
In Malawi stiegen die neuen Fälle im Januar exponentiell an und verdoppelten sich alle vier bis fünf Tage. Das Queen Elizabeth Central Hospital, die wichtigste Einrichtung für die Versorgung von Covid-19-Patienten in Blantyre, ist nahezu voll mit Patient*innen ausgelastet, die künstlich beatmet werden müssen. Ärzte ohne Grenzen hat zusätzliches Personal entsandt und ist bereit, eine zusätzliche Station mit 40 Betten für Covid-19-Patient*innen zu eröffnen. «Die Priorität liegt im Moment auf dem Schutz des medizinischen Personals an vorderster Front», sagt Marion Pechayre, Einsatzleiterin von Ärzte ohne Grenzen. «Wenn Malawi schon nur 40 000 Dosen Impfstoff hätte, könnten wir zumindest das Gesundheitspersonal in den wichtigsten Hotspots des Landes impfen. Ohne dies wird die Situation bald nicht mehr tragbar sein.» Bisher sind 1298 Mitarbeiter des Gesundheitswesens in Malawi positiv auf Covid-19 getestet worden, wovon neun gestorben sind.
Ungleichheit aufgrund der verfügbaren Impfdosen
«Die Menschen in den ärmsten Ländern scheinen am Ende der Warteschlange zu stehen, um Zugang zu diesem wichtigen Impfstoff zu erhalten», sagt Jamet. «Es besteht ein dringender Bedarf an Impfungen in den Ländern Subhara-Afrikas, die mit der aggressiven Ausbreitung der neuen Virusmutation zu kämpfen haben. Ihre Gesundheitssysteme sind damit überfordert.»
Während Mosambik, Eswatini und Malawi ohne Impfstoffe auskommen müssen, legen wohlhabendere Nationen Impfstoffvorräte an, um über die Prioritätsgruppen hinaus zu impfen.
«Es wäre unverantwortlich, wenn einige Länder damit beginnen würden, ihre Bürger*innen mit geringerem Risiko zu impfen, während viele Länder in Afrika immer noch darauf warten, ihre allerersten Gesundheitsmitarbeitenden an der Front zu impfen», sagt Jamet. «Das verstösst völlig gegen die von der Weltgesundheitsorganisation festgelegte gerechte Verteilung der Mittel. Dies wird nicht nur die Pandemie verlängern, sondern auch noch mehr Menschenleben in Gefahr bringen. Regierungen, die sich mehr Dosen gesichert haben, als sie für die Impfung ihrer Hochrisikogruppen brauchen, fordern wir dringend auf, ihren Impfstoffvorrat mit anderen Ländern zu teilen. Dies ist eine globale Pandemie, die globale Solidarität erfordert, wenn wir sie unter Kontrolle bringen wollen.»
© MSF/Jakub Hein