Demokratische Republik Kongo: Ärzte ohne Grenzen leistet dringend benötigte Hilfe in Ituri
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Seit Mitte Februar ist es in der Provinz Ituri, Demokratische Republik Kongo, wieder vermehrt zu Angriffen durch bewaffnete Gruppen gekommen. Dabei gab es zahlreiche Verletzte und Tote. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) betreibt in Bunia, der Hauptstadt der Provinz, ein Zentrum für Orthopädie und Traumatologie.
«Nach mehr als sechs Monaten relativer Ruhe haben diese neuerlichen Angriffe tragische Todesfälle verursacht», erklärt unser Einsatzleiter Halidou Alira. «Das zeigt, dass die Bevölkerung von Ituri weiterhin jederzeit Opfer von Gewalt unvorhersehbaren Ausmasses werden kann.»
Bis heute hat dieser schwelende Konflikt in der DR Kongo insgesamt mehr als 1,63 Millionen Menschen aus ihrem Zuhause vertrieben; das entspricht einem Drittel der Bevölkerung. Die Betroffenen verlieren ihre Lebensgrundlage und den Zusammenhalt ihrer Gemeinschaft und leben teilweise schon seit langer Zeit unter sehr schwierigen Bedingungen.
Im Juni 2023 hat Ärzte ohne Grenzen am Salama-Spital in Bunia ein Zentrum für Orthopädie und Traumatologie eröffnet. Dort erhalten Menschen, die Gewalt erlebt haben, die benötigte Behandlung. Von Juni bis Dezember haben unsere Teams dort insgesamt 838 chirurgische Eingriffe durchgeführt und 863 Patient:innen versorgt – ein Drittel von ihnen hatten gewaltbedingte Verletzungen. Darunter waren auch viele Frauen und Kinder. Behandelt wurden unter anderem tiefe Schnittwunden, die durch Macheten verursacht wurden, sowie Verletzungen durch andere Waffen.
Mein Kind wurde bei einem Angriff einer bewaffneten Gruppe in der Nähe von Drodro verletzt. Während unserer Flucht war meine kleine Tochter bei der Grossmutter, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Die Angreifer packten sie und hackten ihr den Arm mit einer Machete ab. Als meine verängstigte Tochter weinte, haben sie versucht, auch sie zu töten.
Unser Traumatologie-Zentrum am Salama-Spital verfügt über 45 Betten und ist für die Bevölkerung in Ituri von grosser Bedeutung. Abgesehen von den chirurgischen Eingriffen bieten unsere Teams auch die Versorgung von Brandverletzungen sowie Leistungen wie psychologische Betreuung und Physiotherapie an, um zu verhindern, dass die Betroffenen lebenslange Schäden davon tragen. Auch Opfer von Verkehrsunfällen werden im Zentrum behandelt, da es an einem angemessenen Versorgungsangebot mangelt, obwohl in der Provinz zahlreiche Menschen in einen Verkehrsunfall verwickelt werden.
Dr. Patrick Nkemenang, unser medizinischer Koordinator, unterstreicht die Wichtigkeit des Projekts: «Die chirurgische Tätigkeit von Ärzte ohne Grenzen in Ituri richtet sich insbesondere an Menschen aus entlegenen Gebieten der Provinz, in denen Gesundheitsversorgung nur schwer erhältlich ist. Das Referenzspital von Bunia verfügt nur über eine beschränkte Aufnahmekapazität und ist nicht in der Lage, sämtliche Bedürfnisse dieser wachsenden Bevölkerung abzudecken. Mit diesem Projekt will Ärzte ohne Grenzen dafür sorgen, dass mehr Menschen selbst in einer instabilen Sicherheitslage Zugang zu chirurgischen Leistungen haben.»
Um das Gesundheitssystem zu stärken und die Qualität der medizinischen Versorgung zu verbessern, gibt Ärzte ohne Grenzen auch Schulungen für das medizinische Personal, arbeitet an einer verbesserten Qualität von biomedizinischem Material, hilft bei der Organisation von Überweisungen, spendet medizinisches Bedarfsmaterial und hilft beim Bau von Gesundheitseinrichtungen. Auch im Referenzspital von Bunia bietet die Organisation Unterstützung an.
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