Ebola: Neue Therapie ergänzt die traditionellen Bekämpfungsansätze
© Carl Theunis/MSF
Demokratische Republik Kongo3 Min.
Am 1. August 2018 wurde im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo der Ausbruch einer Ebola-Epidemie bestätigt: Es handelt sich um den 10. Ebola-Ausbruch im Land, den bereits zweiten in diesem Jahr. MSF hat in Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Gesundheitsministerium umgehend einen Einsatz gestartet. Die Epidemie ist noch nicht unter Kontrolle, und neue Fälle sind über 100 Kilometer vom Epizentrum entfernt aufgetreten. Ein neuer medizinischer Ansatz könnte den Kampf gegen Ebola nun effizienter gestalten.
Der erste Ebola-Fall dieses Ausbruchs wurde in Mangina registriert, einer kleinen Stadt im Nordwesten von Beni. Das Virus breitete sich dann an anderen Orten in Nord-Kivu sowie in der Provinz Ituri nördlich von Nord-Kivu aus. Bis jetzt wurde von über 181 Fällen berichtet, von denen 146 im Labor bestätigt wurden. 80 Menschen starben an der Krankheit, und 50 wurden geheilt.
«Die Anzahl bestätigter Ebola-Fälle steigt nicht sprunghaft an, aber die Lage ist nach wie vor beunruhigend», sagt Laurence Sailly, Notfallkoordinatorin von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF). «Es gibt bestätigte Fälle in grossen Städten wie Beni und Butembo, aber auch an Orten, die weit weg vom Epizentrum nahe der ugandischen Grenze liegen. Das macht die Eindämmung der Epidemie so schwierig. Wie bei allen Ebola-Ausbrüchen sind Prognosen schwierig, aber wir sind bereit zu reagieren und das Gesundheitsministerium zu unterstützen, sobald neue Fälle auftreten.»
MSF arbeitet zusammen mit dem Gesundheitsministerium in Ebola-Behandlungszentren in Mangina und Butembo in Nord Kivu sowie in Tchomia, nahe der ugandischen Grenze. MSF leistet auch Präventionsmassnahmen und informiert die Bevölkerung, um Gesundheitseinrichtungen zwischen den betroffenen Städten zu schützen.
Untersuchungen von Blutproben vor Ort möglich
Fortschritte in der Therapie könnten den Kampf gegen die Epidemie nun effizienter gestalten: Zum Beispiel werden Blutproben von Verdachtsfällen jetzt in Labors innerhalb der Ebola-Behandlungszentren vor Ort untersucht. Dadurch können die Teams schneller auf den Zustand der Patienten reagieren. Zum ersten Mal werden bei der Behandlung auch fünf neue Medikamente eingesetzt. Mit der Durchführung der Bluttests in den Behandlungszentren können neu bestätigte Fälle diese neuen Medikamente innerhalb von 24 Stunden nach der Feststellung ihres Status erhalten.
In Thomia, wo es zunächst kein Behandlungszentrum gab, war der erste Patient innerhalb von 72 Stunden in Behandlung. Die Sterblichkeitsrate unter Ebola-Patienten ist sehr hoch – sie beträgt ca. 50 Prozent. Die neuen Medikamente haben das Potential, die Überlebenschancen zu erhöhen.
Wir können Ebola-Patienten Zugang zu potentiell lebensrettenden Medikamenten bieten, während wir uns auf die klinischen Studien vorbereiten.
De Clerk erklärt: «Es ist sehr erfreulich, dass wir fünf vielversprechende Wirkstoffmoleküle gefunden haben, auch wenn es derzeit noch keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass diese wirksam sind. Aber es ist ein Schritt vorwärts. Wir können Ebola-Patienten Zugang zu potentiell lebensrettenden Medikamenten bieten, während wir uns auf die klinischen Studien vorbereiten, die hoffentlich deren Effizienz und Sicherheit bestätigen werden.»
Da dieser Teil der Demokratischen Republik Kongo sehr dicht bevölkert ist und entlang einer stark frequentierten Handelsroute liegt, ist es sehr schwierig, alle Übertragungswege zu identifizieren und zurückzuverfolgen. «Ein Schlüssel zum Erfolg im Kampf gegen Ebola ist eine schnelle Reaktion,» so Sailly. «Immer wenn ein Ebola-Fall entdeckt wird, wird ein kleines multidisziplinäres Einsatzteam bestehend aus einer Pflegefachperson, einem Epidemiologen, Logistiker, Gesundheitspromoter und Arzt schnellstmöglich entsandt, um an diesem neuen Ort zu arbeiten und einen grösseren Einsatz vorzubereiten.» MSF hat solche Teams unmittelbar nach Bekanntwerden von Ebola-Fällen auch nach Luoto und Tchomia entsandt.
Impfung für Kontaktpersonen und Gesundheitspersonal
Gleich nach Bekanntwerden der Epidemie wurden Impfaktionen mit dem Ebola-Impfstoff rVSVDG-ZEBOV eingeleitet. Die WHO und das Gesundheitsministerium verabreichen die Impfung allen Menschen, die in Kontakt mit Ebola-Patienten waren. Zusätzlich führt MSF auch Impfaktionen für Gesundheitspersonal durch, das ein höheres Infektionsrisiko hat. Insgesamt wurden bisher 13‘750 Menschen geimpft.
Neben den neuen Ansätzen in der Therapie sind weiterhin die traditionellen Pfeiler der Ebola-Bekämpfung wie die Isolierung von erkrankten Menschen und strikte Vorsorgemassnahmen essentiell. Obwohl der Zugang zu bestimmten Gegenden in dieser instabilen und unsicheren Region manchmal schwierig ist, spielen die Untersuchung von neuen Verdachtsfällen und die Zurückverfolgung von Kontakten eine zentrale Rolle.
© Carl Theunis/MSF