Ebola in Nord-Kivu: MSF behandelt in einem Monat 65 Patienten
© Karin Huster/MSF
Demokratische Republik Kongo4 Min.
Überblick über den ersten Monat des Ebola-Einsatzes von MSF in Nord-Kivu, DR Kongo.
Die medizinische Nothilfeorganisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat in ihrem ersten Einsatzmonat in Nord-Kivu 65 an Ebola erkrankte Personen behandelt. Dies entspricht über 80 Prozent aller bestätigten Fälle, die seit Beginn der Epidemie in den Behandlungszentren aufgenommen wurden. Von den im Behandlungszentrum in Mangina betreuten Patienten konnten 29 bereits gesund entlassen werden, drei sind noch in Behandlung.
Solange die Epidemie nicht offiziell als beendet gilt, müssen wir unsere Bemühungen aufrechterhalten.
Bérangère Guais, die Nothilfe-Koordinatorin von MSF in Beni, schildert die Lage: «Die Zahl der behandelten Patienten ist zwar deutlich gesunken, aber gleichzeitig wurden neue Fälle aus unterschiedlichen Übertragungsketten identifiziert. Wir müssen weiterhin mit den Dörfern zusammenarbeiten, um Vertrauen bei der Bevölkerung zu schaffen. So können wir sicherstellen, dass jede Person, die Ebola-Symptome aufweist, isoliert und auf die Krankheit getestet wird.»
Am 1. August, einen Tag bevor der erste Ebola-Ausbruch in Nord-Kivu gemeldet wurde, ging ein MSF-Team nach Mangina, das Epizentrum der Epidemie, um dort gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium einen Reaktionsplan zu erstellen. Anschliessend kamen erfahrene MSF-Mitarbeitende aus anderen Regionen der DR Kongo und dem Ausland dazu, um das lokale Personal zu schulen und bei der Behandlung der Kranken zu unterstützen. Es ging auch darum, die Ausbreitung der Epidemie aufzuhalten.
«Bei unserer Ankunft merkten wir sofort, dass das lokale Gesundheitszentrum in Mangina mit der Situation überfordert war. Mitarbeitende des Zentrums waren selbst krank und die Zahl der Patienten stieg täglich. Das Personal tat, was es konnte, aber alle waren in einer Abteilung des Spitals zusammengepfercht. Wir mussten rasch handeln, um die Lage sowohl für die Patienten als auch für das Personal zu verbessern», berichtet Patient Kamavu, ein erfahrener Pflegefachmann des MSF-Nothilfeteams in der DR Kongo.
Bis am 6. August hatte MSF die Präventionsmassnahmen in der Isolationsabteilung des Gesundheitszentrums in Mangina verbessert und eine zusätzliche Abteilung im Referenzspital in Beni errichtet. In Mangina baute das Team auch ein neues Behandlungszentrum mit einer Aufnahmekapazität von 68 Patienten, das am 14. August eröffnet wurde. Noch am selben Tag wurden 37 Patienten von der Isolationsabteilung des Spitals hierhin verlegt. Die Isolationsabteilung in Beni wurde dem Gesundheitsministerium übergeben, das eine andere NGO mit dessen Leitung betraute.
Es war unglaublich zu sehen, wie dieses Spital richtiggehend aus dem Boden gestampft wurde.
«Wir konzentrierten uns auf die Pflege der Patienten, während unsere Logistiker und Wasser- und Hygieneexperten Tag und Nacht arbeiteten, um ein für eine sichere Betreuung benötigtes Behandlungszentrum zu bauen», fährt Patient Kamavu fort.
Am 28. August eröffnete MSF zudem ein Transitzentrum mit sieben Betten in Makeke, an der Grenze zwischen den Provinzen Nord-Kivu und Ituri, nachdem dort mehrere Ebola-Fälle aufgetreten waren und sich die Bevölkerung gegen einen Transfer der Patienten nach Mangina gewehrt hatte. Dieses wird genutzt, bis der Bau eines Behandlungszentrums einer anderen Organisation fertiggestellt ist. Menschen, bei denen Verdacht auf Ebola besteht, können nun in ihrer Nähe isoliert und getestet werden und werden erst bei bestätigter Diagnose in ein Behandlungszentrum überwiesen.
MSF ist ausserdem in der Lage, Ebola-Patienten neue Medikamente im Rahmen von «Compassionate Use» anzubieten. Dabei handelt es sich um Arzneimittel, die noch nicht zugelassen sind. Diese Medikamente werden nur Patienten verabreicht, die nach einer gründlichen Aufklärung ihre Einwilligung dazu gegeben haben (bzw. ein Familienmitglied, falls der Patient zu jung oder zu krank ist), und werden in Kombination mit den sonstigen Pflegemassnahmen angewendet.
Wir freuen uns sehr, dass wir den Patienten endlich mehr als «nur» die herkömmliche Behandlung anbieten können.
«Statistisch gesehen haben Menschen, die an Ebola erkrankt sind, eine Überlebenschance von weniger als 50 Prozent. Es ist eine verheerende Krankheit, die für die betroffenen Familien und die ganze Bevölkerung sehr beängstigend ist», betont Kamavu.
Die MSF-Teams unterstützen auch lokale Gesundheitszentren in den Gegenden um Beni und Mangina sowie zwischen Mambasa und Makeke in der Provinz Ituri. Sie halten Schulungen zur Triage von Ebola-Verdachtsfällen ab, stellen Schutzausrüstung zur Verfügung und schaffen Isolationsbereiche, wo die Verdachtsfälle bis zur Ankunft einer Ambulanz betreut werden können. Gesundheitszentren in Mangina und Beni, in denen Ebola-positive Personen aufgenommen wurden, werden ausserdem dekontaminiert.
«Leider haben sich im Verlauf dieser Epidemie mindestens 17 Mitarbeitende des Gesundheitspersonals mit dem Virus angesteckt», bedauert Bérangère Guais. «Zum Schutz des Personals, das Menschen mit Malaria oder einer Lungenentzündung behandelt oder Frauen bei der Geburt assistiert, braucht es ein Triagesystem, das die Identifikation und Isolierung von Ebola-Verdachtsfällen ermöglicht. Dies schützt nicht nur das Gesundheitspersonal und andere Patienten, sondern soll auch verhindern, dass sich das Virus in den Gesundheitszentren ausbreitet».
MSF hat kürzlich die Bewilligung erhalten, um in der Gegend zwischen Makeke und Biakato eine Impfkampagne für das Gesundheitspersonal durchzuführen.
© Karin Huster/MSF