Südsudan: Die Wiedereingliederung ehemaliger Kindersoldaten in die Gesellschaft
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Südsudan3 Min.
Im Jahre andauernden Bürgerkrieg im Südsudan wurden viele Kinder gezwungen, als Soldatinnen und Soldaten zu kämpfen. Diese ehemaligen Kindersoldaten werden nun von einem Team von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) begleitet, damit sie sich wieder in die Gesellschaft integrieren können. Es ist das erste Projekt von MSF in diesem Bereich.
Bericht von Silvia Márquez, Leiterin der Aktivitäten von MSF im Bereich psychische Gesundheit.
Im Südsudan wurden Kinder als Soldatinnen und Soldaten eingesetzt. MSF arbeitet seit Februar 2018 mit anderen Organisationen zusammen, um die Reintegration dieser Kinder in ihre Gemeinschaften in der Stadt Yambio im Südwesten des Landes zu fördern.
Auf dem Schulweg entführt
Alle unsere Patientinnen und Patienten kommen aus der Region Yambio. Der jüngste ist 10 Jahre und der älteste 19 Jahre alt, aber die meisten sind zwischen 15 und 17 Jahre alt. Ein Drittel davon sind Mädchen.
Eine Minderheit gibt an, dass sie sich freiwillig bewaffneten Gruppen angeschlossen haben. Da sie sich aber als Minderjährige dazu entschieden, konnten sie die Folgen möglicherweise nicht richtig einschätzen. Andere machen die schlechten Lebensbedingungen für ihre Entscheidung verantwortlich. Die meisten berichten jedoch, dass sie auf dem Weg zur Schule oder zu den Feldern entführt wurden.
Psychische Gesundheit und medizinische Grundversorgung
Bislang wurden landesweit 3100 Kinder demobilisiert, davon stammten 983 aus der Region Yambio (Zahlen gemäss Unicef).
Unser Team nimmt sich allen mit dem bewaffneten Konflikt verbundenen Gesundheitsproblemen an, einschliesslich Fälle von sexueller Gewalt. Es bietet auch psychologische Betreuung an, um den Kindern und Jugendlichen zu helfen, mit den Erfahrungen, die sie als Soldatinnen und Soldaten gemacht haben, umzugehen.
Im vergangenen Jahr hat MSF mehr als 1430 medizinische Konsultationen und 911 psychologische Sprechstunden für demobilisierte Kinder durchgeführt.
Die Kinder sind nicht überall willkommen
Während die meisten ehemaligen Kindersoldaten wieder von ihren Familien aufgenommen werden, ist es in anderen Fällen schwierig, die Angehörigen, die möglicherweise fliehen mussten oder verstorben sind, zu finden. Einige Familien empfinden die Kinder auch als Belastung. An Orten, die von dem Konflikt schwer gezeichnet sind, wurden auch Kinder ausgestossen. Sie fürchten nun, nie wieder akzeptiert zu werden.
Viele Kinder und Jugendliche besuchen nun wieder die Schule oder sind zu ihrer Arbeit auf den Feldern zurückgekehrt. Einige haben sogar geheiratet.
Flashbacks aus dem Krieg
Rund 35% unserer Patienten leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen und viele von ihnen leiden unter Depressionen. Zahlreiche unserer Patienten weisen mehrere Symptome auf, so leiden sie z. B. unter wiederkehrenden Flashbacks und werden von traumatischen Erinnerungen verfolgt. Einige fühlen sich urplötzlich in Kampfhandlungen zurückversetzt, andere werden im Alltag unvermittelt von Gedanken oder Bildern aus dem Krieg heimgesucht. Wiederum andere denken über Selbstmord oder Selbstverletzung nach.
Hilfe leisten
Wir setzen Entspannungstechniken ein, um die Angst unserer Patienten zu lindern und ihre Bewältigungsmechanismen und Resilienz zu stärken. Wir bieten Gruppenaktivitäten und Psychoedukation an. In diesem Rahmen diskutieren wir spezifische Themen und organisieren Freizeitaktivitäten wie Fussballspiele oder Malkurse.
Rückkehr zu den bewaffneten Gruppen
Trotz unserer Unterstützung ist die Wiedereingliederung in die Gesellschaft nicht immer einfach für unsere Patienten. Wenn ihr Alltag mit Schwierigkeiten verbunden ist, denken manche darüber nach, sich wieder einer bewaffneten Gruppe anzuschliessen, da ihnen dort teilweise mehr Möglichkeiten offenstehen. In diesen Fällen ist es sehr wichtig, den Kontakt zu anderen Organisationen herzustellen, die den Kindern z. B. ermöglichen, wieder zur Schule zu gehen und sich so wieder in die Gemeinschaft zu integrieren.
Erfolgreiche Rückkehr ins Zivilleben möglich
Ist es möglich, in das normale Leben zurückzukehren, wenn man zuvor Kindersoldatin oder Kindersoldat war? Ja, das ist es. Einige dieser Kinder, die sehr schwierige und traumatische Situationen erlebt haben, werden zu engagierten Mitgliedern der Gesellschaft. Diese Kinder haben mich besonders berührt.
Die meisten dieser Kinder und Jugendlichen wollen heiraten, arbeiten und ein normales Familienleben führen. Die Therapie ermöglicht ihnen, diese Ziele zu erreichen. Die hohe Teilnehmerzahl und die Tatsache, dass zwei Drittel unserer Programmteilnehmerinnen und -teilnehmer ihre Behandlung abschliessen, zeigen das.
Menschen sind sehr widerstandsfähig. Sie haben die Fähigkeit, den Fokus nicht auf die traumatische Vergangenheit, sondern auf ihre Zukunft und ihre Ziele zu legen, und so trotz allem glücklich zu leben.
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