Zentralafrikanische Republik: MSF verteilt Hilfsgüter an 5’000 Vertriebene
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Unter den vertriebenen Kindern steigen die Fälle von Mangelernährung und Malaria.
In der Stadt Batangafo in der Zentralafrikanischen Republik haben die Teams von MSF mehr als 5’000 Menschen mit wichtigen Hilfsgütern wie etwa Plastikplanen, Moskitonetzen und Decken versorgt. Diese waren gezwungen, nach schweren Kämpfen ihre niedergebrannten Dörfer zu verlassen.
Der Mangel an Sicherheitskräften nach dem März-Putsch der Oppositionsgruppe Séléka (“Koalition”) gegen die Regierung von François Bozizé führte zu heftigen Kämpfen zwischen zentralafrikanischen Bauern und Angehörigen nomadischer Stämme. Zwischen Februar und Mai wurden rund 30 Dörfer niedergebrannt, die Einwohner mussten fliehen. Da während des Putsches die landwirtschaftlichen Tätigkeiten im Land zurückgingen, wird nun ein Ernährungsengpass befürchtet. Deshalb hat MSF während der Verteilung der Hilfsgüter gleichzeitig auch den gesundheitlichen Zustand der Kinder in der Umgebung untersucht.
Alte Streitigkeiten
Streitigkeiten zwischen zentralafrikanischen Bauern und den Angehörigen nomadischer Stämme – in diesem Fall der Mbarara aus dem benachbarten Tschad – gibt es seit Jahrzehnten, als die Nomaden in die Zentralafrikanische Republik kamen um Weideflächen für ihre Herden zu suchen. Die Kühe machen keinen Halt vor Äckern und fallen in die Maniok-, Mais- und Erdnussplantagen ein, die zu den Grundnahrungsmitteln dieser Region gehören. Die lokalen Bauern verteidigen sich, indem sie manche der Tiere töten, worauf die Mbarara wiederum mit Gewalt antworten. „In anderen Jahren haben die Central African Armed Forces (FACA) versucht, die Kämpfe zu verhindern, aber dieses Jahr kontrolliert die Mbara niemand“, erklärt Carlos Francisco, der Koordinator des Einsatzes von MSF in Batangafo. Das erste Dorf wurde im Februar niedergebrannt, das letzte im Mai. Insgesamt wurden 25 Dörfer und sechs Weiler niedergebrannt, die in einer Entfernung von 14 bis 89 Kilometer von Batangafo liegen. Die Einwohner sind in den Busch, auf die Felder oder in nahegelegene Dörfer geflüchtet, wo sie bei Nachbarn oder Verwandten Unterschlupf fanden.
„Alles verloren“
Bei der von MSF durchgeführten Verteilung wurden mehr als 1’000 Familien mit Notunterkünften, Moskitonetzen, Kanistern um Wasser zu holen sowie persönlichen Hygieneartikel versorgt. „Diese Menschen haben alles verloren, all ihre Besitztümer sind verbrannt, ebenso wie ihre Hütten, die nicht mehr bewohnbar sind“, ergänzt Francisco. „Ihr Zuhause bietet ihnen keinen Schutz mehr vor Regen, deshalb waren neben den Kanistern für Wasser die Unterkünfte das dringendste Bedürfnis.“ Francisco berichtet, dass die Nomadenstämme die Gegend inzwischen verlassen haben, weshalb einige der Vertriebenen nach Hause zurückkehren können. „In den Dörfern, die nicht komplett zerstört wurden, beobachten wir, dass die zurückgekehrten Menschen die verteilten Plastikplanen als vorübergehende Dächer benutzen. Die Menschen, deren Dörfer völlig zerstört wurden, können hingegen nicht in ihre Heimatdörfer zurückkehren. Die Angst vor erneuten Überfällen im nächsten Jahr hindert sie daran, ihre Hütten wieder aufzubauen.“
Anstieg der Fälle von Mangelernährung und Malaria
MSF leistet ausserdem mit drei mobilen Kliniken medizinische Versorgung für rund 2’100 Vertriebene pro Woche. Während der Verteilung der Hilfsgüter hat MSF gemeinsam mit lokalen Gesundheitsbeauftragten den Gesundheitszustand von Kindern, die anfällig für Mangelernährung sind, evaluiert. „Wir sehen immer mehr Fälle von Mangelernährung. Es sind noch keine alarmierenden Zahlen, aber wir müssen berücksichtigen, dass viele Familien ihre Getreidevorräte verloren haben. Bis zur nächsten Ernte dauert es noch drei bis vier Monate, daher rechnen wir mit einem starken Anstieg der Mangelernährungsraten“, sagt der Einsatzkoordinator. Hinzu kommt, dass ein Anstieg der Malariafälle erwartet wird, da viele der geflüchteten Menschen Moskitos, welche die Krankheit übertragen, ausgesetzt waren. In den Spitälern und Gesundheitszentren, in denen MSF tätig ist, wurde bereits ein Anstieg der Malaria-Fälle festgestellt.