The relentless bombing in Ukraine April 2025

Die unerbittlichen und wahllosen Bombardierungen müssen aufhören

In der Nacht vom 23. auf den 24. April wurde Kyjiw erneut massiv bombardiert. Vorausgegangen waren verheerende Angriffe in der Region Dnipro und in Krywyj Rih, die zahlreiche Tote und Verletzte zur Folge hatten. Die russischen Streitkräfte in der Ukraine agieren weiterhin unerbittlich. Spitäler, Wohnhäuser, Mitarbeitende humanitärer Organisationen und Patient:innen werden nicht verschont. Durch den Einsatz von Drohnen und Langstreckenraketen ist niemand im Land sicher.

Bei den jüngsten Angriffen in Kyjiw schlug eine Rakete in einem Wohnhaus ein. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden dabei zwölf Menschen getötet und über 70 verletzt, darunter auch sechs Kinder. Viele liegen mit lebensbedrohlichen Verletzungen in Spitälern.

Das Koordinationsbüros von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine befindet sich in Kyjiw, unsere Teams leben und arbeiten in der Stadt.

Im Moment sind unsere Mitarbeitenden – wie Millionen andere auch – fast jede Nacht Bombenangriffen ausgesetzt. Die Nacht vom 23. auf den 24. April haben einige unserer Kolleg:innen in U-Bahn-Stationen verbracht. Andere mussten ihre Kinder wecken und zu Hause Schutz suchen, während der Boden aufgrund von Explosionen bebte und die Fenster klirrten. Niemand ist sicher, die Menschen sind erschöpft und viele leben in Angst.

Thomas Marchese, Programmdirektor von Ärzte ohne Grenzen in der Ukraine

Der jüngste Angriff auf Kyjiw reiht sich ein in ein Muster ständiger Bombardierungen in der Ukraine: Täglich werden Wohngebäude, Spitäler und Schulen angegriffen. Am 5. April waren die Sanitäter:innen von Ärzte ohne Grenzen bei einem Angriff in Krywyj ​ Rih im Einsatz, bei dem 20 Menschen getötet wurden, darunter neun Kinder. Ein Kind, das überlebte, war gerade mal sieben Jahre alt. Es wurde mit einer gebrochenen Hüfte, einem hämorrhagischen Schock und Schrapnellwunden überwiesen.

Kyjiw am 24. April 2025 nach den Bombenangriffen.

Kyjiw am 24. April 2025 nach den Bombenangriffen.

© MSF

Am 23. April traf ein Drohnenangriff der russischen Streitkräfte einen Bus in Marhanets in der Region Dnipro. Berichten zufolge wurden dabei neun Menschen getötet und 50 verwundet. Die Ambulanzteams von Ärzte ohne Grenzen unterstützten das Gesundheitsministerium, indem sie Patient:innen mit hohem Blutverlust und Schrapnellwunden in Spitäler brachten.

Marhanets, in der Region Dnipro, 23. April. MSF leistet medizinische Hilfe bei einem Ereignis mit einer grossen Anzahl von Opfern.

Marhanets, in der Region Dnipro, 23. April. MSF leistet medizinische Hilfe bei einem Ereignis mit einer grossen Anzahl von Opfern.

© MSF

Seit der Eskalation des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 sind rund 2000 medizinische Einrichtungen beschädigt oder zerstört worden. In den letzten Monaten waren Spitäler im ganzen Land mehrfach mit der Situation konfrontiert, dass unzählige Verletzte eingewiesen wurden. Teilweise wurden die Spitäler gar selbst zur Zielscheibe, vor allem in Gebieten nahe der Frontlinie, wo das Gesundheitssystem bereits unter enormem Druck steht.

Das Ausmass der Angriffe, die die Menschen erdulden müssen, ist enorm. In unseren mobilen Kliniken haben wir einen Anstieg der Fälle von Herzinfarkten und Schlaganfällen festgestellt – Erkrankungen, die in direktem Zusammenhang mit lang anhaltendem Stress stehen. In der Ukraine wirkt sich der Krieg auf alle Bereiche des täglichen Lebens aus.

Überall können Menschen angegriffen werden; bei der Fahrt zur Arbeit, beim Einkaufen von Brot oder wenn sie ihre Kinder in den Kindergarten bringen. Es gibt keine Vorwarnung, keinen sicheren Ort – nur Sekunden zwischen dem normalen Leben und extremer Gewalt. Doch Zivilist:innen dürfen niemals zur Zielscheibe werden.

Thomas Marchese

Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen unterstützen derzeit die Nothilfe in den Regionen Sumy, Dnipropetrowsk, Charkiw, Cherson und Mykolajiw. In Spitälern in der Nähe der Frontlinie leisten unsere chirurgischen Teams weiterhin lebensrettende Massnahmen. Rehabilitationsmassnahmen, einschliesslich Physiotherapie und psychologischer Betreuung, werden in Tscherkassy und Odessa fortgesetzt. In Winnyzja behandeln unsere psychologischen Teams zudem Menschen, die an einem posttraumatischen Syndrom leiden, das durch den Krieg verursacht wurde. Eine Konstante verbindet alle medizinischen Einrichtungen in der Ukraine: Der Zustrom von Verwundeten hört nie auf.