Sameera Abkir, 25 ans.

Das tragische Schicksal schwangerer Frauen in Darfur

Da es in ganz Darfur nur noch wenige funktionsfähige Gesundheitszentren gibt, ist es für schwangere Frauen sehr schwierig, an medizinische Versorgung zu kommen. Die Sicherheitslage, Checkpoints und nicht vorhandene oder unerschwingliche Transportmittel zwingen sie dazu, mehrtägige Reisen zu Fuss oder auf dem Rücken von Lasttieren auf sich zu nehmen. Die Folgen: Die Frauen erleiden Schwangerschaftskomplikationen, Fehlgeburten oder versterben sogar. Betroffene erzählen:

Der Krieg im Sudan hat weitreichende Folgen für die Schwangeren und ihre Babys. Arbeitslosigkeit und der fehlende Zugang zu Nahrung und Wasser führen dazu, dass Frauen verstärkt von Mangelernährung betroffen sind. Dies wirkt sich negativ auf die Entwicklung ihrer ungeborenen Babys aus und erhöht das Risiko von Frühgeburten. Neugeborene werden häufig zur Beobachtung aufgenommen, um ihr Überleben zu sichern.

Unsere Teams unterstützen das Spital in Zalingei im Bundesstaat Zentral-Darfur. Dies ist die einzige medizinische Einrichtung für die rund 500 000 Menschen in der Region, die auch für Entbindungen eingerichtet ist. In West-Darfur können sich die schwangeren Frauen in das von uns unterstützte Spital in Murnei oder in eine unserer mobilen Kliniken begeben. Einige haben sich bereit erklärt, ihre Geschichte mit uns zu teilen.

Halima: «Das Spital ist zu weit entfernt und der Weg dorthin beschwerlich. Deshalb habe ich bis jetzt immer zu Hause entbunden.»

«Ich heisse Halima Ishaq Osman. Ich erwarte mein fünftes Kind und fühle mich immer krank, habe ständig Schmerzen. Ich bin zum ersten Mal in dieser Klinik. Ich wohne sehr weit weg, in Ammoshush, und war eine Stunde lang auf einem Esel unterwegs … Es war wirklich sehr anstrengend.

Halima Ishaq Osman, 38, kam in unsere mobile Klinik in Romalia, West-Darfur.

Halima Ishaq Osman, 38, kam in unsere mobile Klinik in Romalia, West-Darfur.

© Belen Filgueira/MSF

Wir haben kein geeignetes Transportmittel. Deshalb habe ich bis jetzt immer zu Hause entbunden.» Ich war noch nie im Spital.

Einfach mal schnell ins Spital zu gehen ist praktisch unmöglich. Da wir kein Fahrzeug haben, müssen wir die traditionellen Transportmittel nutzen – und die sind langsam und nicht besonders sicher. Manchmal wird versucht, ein Fahrzeug zu besorgen, oder man sucht ein Tuk-Tuk, um jemanden ins Spital zu bringen. Oft dauert das aber zu lange, und manche Menschen schaffen es nicht rechtzeitig. So wie meine Grossmutter, die auf dem Weg ins Spital verstarb. Ich hoffe, dass es bei mir anders sein wird. Ich weiss nicht, was auf mich zukommt, und das macht mir Angst.»

Afaf: «Als wir ankamen, war es zu spät ... Ich hatte mein Baby bereits verloren.»

«Mein Name ist Afaf Omar Yahya. Mein Leben ist geprägt von Schmerz und Leid. Es gibt an unserem Wohnort keine Transportmittel. Daher bin ich trotz unerträglicher Schmerzen auf meinem Esel ins Spital. Wir sind gegen zwei Uhr nachmittags aufgebrochen. Es dauerte Stunden, bis wir das Spital in Zalingei erreichten. Die Strapazen waren unerträglich, und als wir ankamen, war es zu spät ... Ich hatte mein Baby verloren. Ich war am Boden zerstört.

Ich musste operiert werden. Das habe ich zwar überlebt, doch der Verlust meines Babys ist das Schlimmste, was mir je passiert ist. Neun Kinder habe ich zur Welt gebracht, aber nur fünf überlebten. Mein Jüngster ist erst acht Monate alt. Alles, was ich mir für die Zukunft wünsche, ist gesund zu sein. Meine Kinder sollen genug zu essen und zu trinken haben und eine Ausbildung machen können. Ich will, dass sie in Sicherheit aufwachsen können.»

Sameera: «Ich habe zu Hause entbunden. Das war schwierig. Danach bekam ich hohes Fieber.» 

«Ich heisse Sameera Abkir und bin 25 Jahre alt. Ich kommen aus Ab Doui, einem abgelegenen Dorf. Ich habe zu Hause entbunden. Das war schwierig. Danach bekam ich hohes Fieber. Mein Bruder hat für mich in der Apotheke eine Spritze besorgt. Dann begann meine Hand zu schmerzen. Ich hatte keine Ahnung, was mit mir los war. 

Sameera kam wegen hohen Fiebers und einer Infektion am Arm, die sie sich nach einer unsachgemäss verabreichten Injektion zugezogen hatte, in die mobile Klinik in Romalia in West-Darfur.

Sameera kam wegen hohen Fiebers und einer Infektion am Arm, die sie sich nach einer unsachgemäss verabreichten Injektion zugezogen hatte, in die mobile Klinik in Romalia in West-Darfur. Unsere Teams haben ihre Wunde versorgt und ihr Antibiotika verschrieben.

© Belen Filgueira/MSF

Eigentlich kam ich wegen einer Geburtsurkunde für mein Baby in die Klinik. Da meine Schmerzen in der Hand jedoch immer schlimmer wurden, hoffte ich, dass man mir dort auch damit helfen würde. Mein Mann und ich reisten auf einem Karren ins Spital, da dieses zu weit weg war, um zu Fuss zu gehen. Der Weg war beschwerlich, aber wir hatten keine andere Möglichkeit. In meinem Dorf bringen die meisten Frauen ihre Kinder zu Hause zur Welt. Auch ich habe wie immer zu Hause entbunden. Das Spital ist einfach zu weit weg. Ich hoffe, dass in Zukunft alles einfacher wird

Frauen und Mädchen drohen durch den Krieg in eine Spirale aus Mangelernährung, Krankheit und Müttersterblichkeit zu geraten.