DR Kongo: MSF stellt Projekte in Nizi und Bambu wegen mangelnder Sicherheit ein

Demokratische Republik Kongo3 Min.

Vier Monate nach dem Angriff auf einen Fahrzeugkonvoi von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in der Provinz Ituri in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) durch Unbekannte stellt die Organisation ihre Projekte an den Standorten Nizi und Bambu ein. Die Schliessung erfolgte, da die Konfliktparteien in der Region keine Sicherheitsgarantien abgegeben haben.

Zwei MSF-Mitarbeitende waren bei dem Angriff am 28. Oktober 2021 auf der Strasse zwischen Kobu und Bambu in der Provinz Ituri im Gebiet Djugu angeschossen und schwer verletzt worden.

Nach dem Vorfall rief Ärzte ohne Grenzen alle Konfliktparteien dazu auf, den Angriff zu verurteilen sowie das humanitäre Völkerrecht zu achten und den Schutz von medizinischen Einrichtungen, medizinischem Personal, Krankenwagen und Patient:innen zu gewährleisten. Die Organisation forderte die Behörden ausserdem auf, eine Untersuchung des Vorfalls einzuleiten, was jedoch nicht geschah.

Uns blieb keine andere Wahl, als unsere Projekte zu schliessen.

Olivier Maizoué, Programmleiter von MSF in der DR Kongo

«Die Risiken sind einfach zu hoch, und deshalb ist es für uns unmöglich, mit einem guten Gefühl in diese Gebiete zurückzukehren. Wir bedauern dies sehr, denn es wird schlimme Folgen für eine Bevölkerung mit akutem Bedarf haben. Aber wir können nicht Leben riskieren, um Leben zu retten», bedauert Olivier Maizoué, Programmleiter von MSF in der DR Kongo.

Ärzte ohne Grenzen wird weiterhin medizinische und humanitäre Hilfe in anderen Regionen der Provinz Ituri leisten, unter anderem in Drodro und Angumu. Darüber hinaus unterstützt die Organisation die lokalen Gesundheitsbehörden in Nizi und Bambu weiterhin mit Medikamenten und medizinischem Material für die kommenden Monate. «Wir sind uns natürlich bewusst, dass diese punktuelle Unterstützung in keiner Weise unseren Weggang kompensiert», fügt Maizoué hinzu.

Alle Konfliktparteien müssten eigentlich dafür sorgen, dass die betroffene Zivilbevölkerung ungehinderten Zugang zu humanitärer Hilfe hat. Ärzte ohne Grenzen verlangt deshalb erneut, dass die Behörden den Vorfall entsprechend untersuchen. Die Organisation ruft zudem alle Parteien sowie einflussreiche Personen dazu auf, Bedingungen zu schaffen, die die dringend benötigte Hilfe ermöglichen.

Dieser Vorfall ist leider kein Einzelfall: Bereits im Juni 2021 war das wichtigste Spital in Boga, das von Ärzte ohne Grenzen unterstützt wurde, während Gefechten in der Stadt massiv beschädigt worden. Zwölf Menschen starben, mehrere Gebäude, darunter die Intensivstation, wurden niedergebrannt und die Spitalapotheke und Lagerbestände wurden geplündert.

Die zahlreichen Angriffe und Plünderungen von Gesundheitseinrichtungen sowie das Klima der Straflosigkeit in diesem Teil des Landes beunruhigen uns sehr.

Jérome Alin, Einsatzverantwortlicher in der DR Kongo

«Wir wissen, dass Straflosigkeit Gewalt weiter befeuert», so Jérome Alin, Einsatzverantwortlicher in der DR Kongo.

Auch in anderen Regionen des Landes wurden unsere Teams Zeuge von ähnlicher Gewalt gegenüber humanitären Helfer:innen. Um unsere Sorge zum Ausdruck zu bringen und aus Solidarität mit unseren Kolleg:innen und der betroffenen Bevölkerung wird unser gesamtes Personal in der DR Kongo am 23. März einen eintägigen Protest durchführen. Sämtliche Aktivitäten der Organisation werden an diesem Tag unterbrochen, mit der Ausnahme von lebenswichtigen medizinischen Massnahmen.

Ärzte ohne Grenzen nahm die Arbeit in Nizi und Bambu im Juni 2018 auf und versorgte die rund 471 000 Personen, die von dem jahrelangen Konflikt betroffen waren. Die Organisation konzentrierte sich auf pädiatrische Leistungen und die Behandlung von Mangelernährung, half aber auch bei der Wasserversorgung und baute Latrinen und Duschen für Vertriebene.

In der Provinz Ituri unterstützt Ärzte ohne Grenzen aktuell in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium zwei Spitäler, zwölf Gesundheitszentren, drei Gesundheitsposten und 32 lokale medizinische Anlaufstellen in Drodro und Angumu. Behandelt werden Kinderkrankheiten, Mangelernährung, Malaria und Verletzungen, die durch sexualisierte Gewalt entstehen; auch psychische Unterstützung wird angeboten. In den vergangenen Wochen haben unsere Teams zudem Spitäler in Bunia verstärkt, um Kriegsverletzte zu versorgen. Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit über 40 Jahren in der DR Kongo und leitet zurzeit Projekte in 20 der 26 Provinzen.