Gaza: Das Nasser-Spital braucht Schutz
Palästinensische Autonomiegebiete2 Min.
Die Kampfhandlungen in Chan Junis rücken zunehmend näher an das Nasser-Spital heran. Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) appelliert dringend an alle Kriegsparteien, den sicheren Zugang der Menschen zu medizinischer Versorgung zu gewährleisten und eine Evakuierung des Nasser-Spitals zu vermeiden. Die Gesundheit von Hunderten Patient:innen stehe auf dem Spiel, betont die Organisation.
«Das Gesundheitssystem ist völlig dezimiert, und die Evakuierung von Hunderten Patient:innen und medizinischem Material, ob überstürzt oder nicht, wäre eine unmögliche Aufgabe», sagt Jacob Granger, Projektkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Gaza. «Jede Eskalation der Kämpfe in der Nähe des Spitals würde es Patient:innen und medizinischem Personal erschweren, in das Spital zu gelangen und eine Versorgung der Menschen gar verunmöglichen.»
Die Schliessung des Nasser-Spitals ist keine Option. Dies hätte verheerende Folgen für die Menschen in der Region, die nirgendwo anders hinkönnen.
Im Nasser-Spital werden rund 550 Patient:innen behandelt, darunter Menschen mit schweren Verbrennungen und Verletzungen, Neugeborene und Schwangere. Neben der akuten Versorgung benötigen auch diejenigen Menschen ein hohes Mass an Fürsorge, die auf Pflege, eine Versorgung mit Sauerstoff oder eine engmaschige medizinische Überwachung angewiesen sind. Als letztes Spital im südlichen Gazastreifen, das umfassende Versorgung anbietet, versorgt das Nasser-Spital auch mehrere andere Gesundheitseinrichtungen in der Umgebung mit lebenswichtigen Hilfsgütern.
Aufgrund der andauernden Kämpfe waren die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Nasser- und im Al-Aksa-Spital zuletzt mit einer massiven Zahl gleichzeitig ankommender Verwundeter konfrontiert. Allein im Juli kam es zehn Mal zu derartigen Notfällen – oftmals nach Angriffen und Kämpfen in Gebieten, in denen Vertriebene Zuflucht gefunden hatten.
«Jeder Tag im Juli war ein Schock nach dem anderen», sagt Javid Abdelmoneim, medizinischer Teamleiter von Ärzte ohne Grenzen.
Am 24. Juli sah ich in der Notaufnahme hinter einem Vorhang ein kleines Mädchen, das allein im Sterben lag. Das ist das Ergebnis eines zusammengebrochenen Gesundheitssystems. Ein achtjähriges Mädchen, das allein auf einer Trage in der Notaufnahme stirbt. In einem funktionierenden Gesundheitssystem hätte es gerettet werden können.
Ärzte ohne Grenzen fordert alle Parteien auf, einen sicheren Zugang zur medizinischen Versorgung zu gewährleisten und die Evakuierung des Nasser-Spitals zu verhindern.