Kiribati: Wir leisten Unterstützung im Pädiatrie-Bereich

Kiribati, Februar 2023.

Klimakrise2 Min.

Der letzte Kinderarzt hat den abgelegenen Inselstaat im Süd-Pazifik vor Kurzem verlassen. Bis eine langfristige Lösung gefunden wird, bietet Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) vorübergehend pädiatrische Dienste für die Bevölkerung auf Kiribati an.

Kiribati hat eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten weltweit. Deshalb wandten sich das Gesundheitsministerium und die medizinischen Dienste Kiribatis Ende letzten Jahres mit der dringenden Anfrage nach vorübergehender Unterstützung im Pädiatrie-Bereich an uns. Nachdem der letzte verbleibende Kinderarzt die Insel verlassen hat, soll unser Einspringen genug Zeit verschaffen, eine:n neue:n Kinderärzt:in zu finden.

Seit Mitte Januar arbeitet daher die in Australien ausgebildete Kinderärztin Dr. Joanne Clarke mit uns im nationalen Referenzspital «Tungaru Central Hospital» in Kiribatis Hauptstadt Tarawa. Die Unterstützung kommt zu einer Zeit, in der es unter Kindern immer mehr schwere Fälle akuter Mangelernährung gibt.

Kiribati, Januar 2023.

Dr. Moannara, Assistenzärztin für Pädiatrie in Kiribati, und Dr. Joanne Clarke untersuchen die drei Wochen alte Faustina. Faustina wurde mit einer schweren Lungenentzündung in die Kinderabteilung des Tungaru-Spital in Tarawa eingeliefert. Januar 2023, Kiribati.

© MSF

Dr. Clarke arbeitete zuvor mit unseren Teams im Südsudan und in Afghanistan: Sie sagt, dass man den Zusammenhang zwischen den zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels und dem schlechten Gesundheitszustand der Kinder auf Kiribati deutlich erkennen könne.

«Der Anstieg des Meeresspiegels bedeutet für das Atoll Tarawa, dass die Menschen selbst in der Hauptstadt unter zunehmend überfüllten und unhygienischen Bedingungen leben.»

«Durch die Versalzung des Wassers können die Menschen kein Gemüse anbauen oder unkompliziert an sauberes Wasser gelangen. Das führt zu schlechter Ernährung, welche wiederrum Diabetes-Erkrankungen und, vor allem bei Kindern, Mangelernährung zur Folge hat.»

Dr. Clarke erklärt, dass die letzten heftigen Regenfälle aufgrund des niedrigen Grundwasserspiegels und der tief liegenden Brunnen zu einem Diarrhö-Ausbruch bei Kindern geführt haben. «Dies ist sehr gefährlich, vor allem für Kinder die unter Mangelernährung leiden und somit sehr anfällig und schwach sind. Bereits eine Durchfallerkrankung kann bedeuten, dass sie ins Spital gebracht werden müssen.»

Seit Oktober letzten Jahres leisten wir medizinische und humanitäre Nothilfe in Kiribati. Wir unterstützen die Gesundheitsversorgung von Müttern und Neugeborenen auf der Hauptinsel Tarawa, sowie auf den südlich gelegenen Gilbert-Inseln.

Da die Inseln von Kiribati weit voneinander entfernt liegen, ist die Gesundheitsversorgung sehr schwierig. Der Inselstaat hat eine der niedrigsten Raten in Bezug auf den Zugang zu medizinischer Grundversorgung, was vor allem die Gesundheit von schwangeren Frauen und Kindern gefährdet.

Die Entfernung zwischen den Inseln ist ebenfalls eine grosse Herausforderung für Ärzt:innen aus Kiribati, die sich für spezialisierte Bereiche wie beispielsweise Pädiatrie ausbilden möchten. Solche Schulungen können nur im Ausland absolviert werden und sind mit einem grossen Kostenaufwand verbunden.

Die australische Sektion von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) wurde 1995 gegründet und ist einer von 24 internationalen Vereinen weltweit. Jedes Jahr werden etwa hundertfünfzig Mitarbeiter:innen aus Australien und Neuseeland für Einsätze entsandt.