Mosambik: Lebensverändernde Chirurgie für Menschen mit vernachlässigten Krankheiten
© Pierre-Yves Bernard/MSF
Mosambik3 Min.
Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) kämpft in Mosambik gegen Hydrozele. Es handelt sich dabei um eine chronische Komplikation der vernachlässigten Tropenkrankheit lymphatische Filariose, auch unter dem Namen Elefantiasis bekannt. Gemeinsam mit den Bezirksämtern für Gesundheit, Frauen und Soziales in Mogovolas und den Provinzämtern in Nampula führen unsere Teams chirurgische Eingriffe durch.
Bis heute wurden etwa 600 Patient:innen ermittelt, die in Nampula operiert werden können. Im Vorfeld werden sie umfassend medizinisch beraten. Patient:innen mit lymphatischer Filariose erleiden Schmerzen, Behinderungen und Stigmatisierung. Die chirurgischen Eingriffe sind für sie lebensverändernd und schenken Hoffnung.
Die ersten drei Patienten wurden vergangene Woche erfolgreich behandelt.
Bei der Hydrozele handelt es sich um eine abnorme Flüssigkeitsansammlung um die Hoden herum. Sie vergrössert den Hodensack, führt zu Behinderungen und beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten enorm. Die Erkrankung ist gutartig und betrifft hauptsächlich erwachsene Männer über 45 Jahre.
Unsere Teams haben das Chirurgie-Programm mit dem Ziel lanciert, die Kapazitäten des Gesundheitssystems von Mosambik auszuweiten. Intensiviert werden sollen die Prävention, Diagnose und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten wie lymphatische Filariose, Bilharziose, Krätze und Krankheiten, die durch Vektoren (wie Mücken) oder Wasser übertragen werden. Sie sind in Nampula weit verbreitet und werden durch die extremen klimatischen Bedingungen verschärft.
In einem ersten Schritt werden die Patient:innen auf Gemeindeebene von Gesundheitshelfer:innen oder in medizinischen Einrichtungen identifiziert. Sie werden untersucht, um die Diagnose «Hydrozele» zu bestätigen und sicherzustellen, dass sie für eine Operation in Frage kommen. Nach weiteren Untersuchungen durch eine:n Anästhesist:in im Marrere General Hospital in Nampula können sie dann operiert werden.
Projektkoordinatorin Zélie Antier betont die negativen Auswirkungen der Krankheit auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patient:innen:
Die Betroffenen von Elefantiasis leiden unter gesundheitlichen Auswirkungen, finanzieller Belastung und Stigmatisierung. Die Erkrankung führt nicht nur zu langfristigen Behinderungen, sondern beeinträchtigt auch die psychische Gesundheit.
Anthier hofft, dass das chirurgische Programm für Elefantiasis und andere vernachlässigte Tropenkrankheiten die Menschen sensibilisiert und den Wissenstransfer basierend auf der Erfahrung von unseren Teams in der Provinz fördert – und damit letztlich zu besseren Behandlungen und Kontrollmassnahmen führt.
Victorino Anacleto, 52, aus Muepane gehört zu den ersten Patienten. Nach einer letzten Evaluationsphase wird er von einer Operation profitieren. Anacleto ist voller Hoffnung: «Ich bin sehr froh, für die zweite Evaluationsphase ausgewählt worden zu sein. Ich bin hoch motiviert, die Empfehlungen des Arztes umzusetzen, damit die OP so reibungslos wie möglich abläuft.»
Eine solche Operation dauert normalerweise eine Stunde und wird ambulanten Patient:innen angeboten. Der Eingriff bringt einen kurzen Aufenthalt im Spital mit sich, da es oft weit entfernt vom Wohnort der Patient:innen liegt. Nach der Entlassung erhalten die Patient:innen wöchentliche Nachsorgetermine und somit eine umfassende medizinische Betreuung bis zur Genesung.
Seit 2022 arbeiten wir an der Prävention, Diagnose und Behandlung von vernachlässigten Tropenkrankheiten eng mit den Gesundheitsbehörden Mosambiks zusammen. Mobile Einsatzteams spielen eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der Massnahmen im Bereich primäre Gesundheitsversorgung: Sie fördern bewährte Verfahren, bieten Schulungen und Beratung an und stellen wichtige Spitalgüter bereit, um den Zugang zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Mosambik ist eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Länder. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) reagieren in der Provinz Nampula aktiv auf klimabedingte Krankheiten. Hauptziel der Aktivitäten ist es, die Lücken im Gesundheitssystem in Bezug auf vernachlässigte Tropenkrankheiten wie Elefantiasis, Bilharziose und vektorübertragene Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber anzugehen.
© Pierre-Yves Bernard/MSF