Myanmar: MSF fordert uneingeschränkten Zugang zum Staat Rakhine

Goyalmara, Bangladesch, 30.04.2018

Bangladesch2 Min.

MSF fordert die Regierung von Myanmar auf, humanitären Organisationen uneingeschränkt Zugang zum Norden des Bundesstaats Rakhine zu gewähren. Die Organisation kann seit einem Jahr dort keine Hilfe mehr leisten.

«Es gibt keine nachhaltige unabhängige Erhebung der humanitären Situation im Norden von Rakhine. Niemand hat ein umfassendes Bild über die Lage vor Ort und die medizinischen und humanitären Bedürfnisse der Menschen», sagt Benoit de Gryse, MSF-Einsatzleiter in Myanmar. «Wir haben bei der Regierung von Myanmar wiederholt die notwendigen Reise- und Arbeitsgenehmigungen beantragt, um hilfsbedürftige Menschen medizinisch zu versorgen, aber bürokratische Hürden haben das unmöglich gemacht. MSF fordert die Regierung erneut auf, allen unabhängigen und unparteiischen humanitären Organisationen sofortigen uneingeschränkten Zugang zum Norden von Rakhine zu gewähren.»

MSF fordert die Regierung erneut auf, allen unabhängigen und unparteiischen humanitären Organisationen sofortigen uneingeschränkten Zugang zum Norden von Rakhine zu gewähren.

Benoit de Gryse, MSF-Einsatzleiter

MSF hatte seit 1994 allen Bevölkerungsgruppen im Norden von Rakhine medizinische Hilfe geleistet. Vor einem Jahr, am 11. August 2017, entzog die Regierung von Myanmar der Organisation die Erlaubnis. Zu diesem Zeitpunkt betrieb MSF drei Kliniken medizinische Grundversorgung und behandelte pro Monat mehr als 11‘000 Patienten. Zwei Wochen darauf ereigneten sich Angriffe der «Arakan Rohingya Salvation Army» (ARSA) und als Reaktion darauf gab es gross angelegte Militäroperationen. Seitdem sind viele Gebiete verlassen. Mehr als 700‘000 Rohingya im nördlichen Rakhine flohen vor gezielter Gewalt nach Bangladesch. Drei der vier Kliniken von MSF wurden niedergebrannt. Dennoch leben immer noch zwischen 550‘000 und 600‘000 Rohingya in Rakhine, die als staatenlos gelten. «Die medizinischen Bedürfnisse der verbliebenen Rohingya in Nord-Rakhine sowie der Arakanesen und anderer Minderheiten müssen gründlich und unabhängig beurteilt werden», so De Gryse.

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit und hohe Preise für Gesundheitsleistungen

MSF-Mitarbeitende sind weiterhin in der Stadt Maungdaw präsent, obwohl sie dort keine medizinische Hilfe leisten können. Die Teams hören von der Rohingya-Gemeinschaft, dass sie weiterhin kaum medizinische Versorgung erhalten. Muslimische Patienten werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und müssen für medizinische Behandlungen unerschwingliche Preise bezahlen. Eine Frau musste in den vergangenen Monaten für die medizinische Versorgung ihrer kranken Mutter nach Bangladesch fliehen. Dennoch starb diese dort. «Wir haben keinen Zugang zu Sittwe oder Rangun, so bleibt uns nur, die Grenze nach Bangladesch zu überqueren. Dies ist eine sehr riskante Route», erzählt sie. «Wenn ich meine Mutter zurück in mein Dorf bringen und neben meinem Vater beerdigen könnte, wäre ich sehr glücklich. Aber das wird wegen der Umstände in meinem Land nicht geschehen.»

Die Regierung von Myanmar behauptet, dass der Bedarf an Gesundheitsversorgung gedeckt sei. Die gravierenden Beschränkungen für humanitäre Helfer in Nord-Rakhine aber unterstreichen, dass es an unabhängigen Informationen über die Bedingungen vor Ort mangelt.

MSF bietet weiterhin eine Basisgesundheits- und Notfallversorgung im Distrikt Sittwe, im Zentrum von Rakhine an und betreibt medizinische Projekte in Shan, Kachin und Rangun sowie in der Selbstverwaltungszone Naga und in der Tanintharyi-Region.