Sudan: Kämpfe in Al-Faschir dauern trotz UN-Resolution an – Zivilbevölkerung von jeglicher Hilfe abgeschnitten

Hôpital Sayed Al Shuhada dans la ville d'El Fasher, dans le Darfour du Nord, au Soudan. 30 mai 2024.

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Am 13. Juni hatte der UN-Sicherheitsrat eine Resolution zur Situation in Al-Faschir verabschiedet und ein Ende der Kämpfe gefordert. Neun Tage später warnte Ärzte ohne Grenzen, dass weiterhin Spitäler angegriffen werden und die Stadt aufgrund der extremen Gewalt von jeglicher humanitären Hilfe abgeschnitten ist. Wir sind eine der wenigen internationalen humanitären Hilfsorganisationen, die noch vor Ort ist.

Am 21. Juni wurde die Apotheke des von uns unterstützten Saudi-Spitals in Al-Faschir nachts von einem Geschoss der Miliz Rapid Support Forces (RSF) getroffen. Dabei wurde eine Apothekerin getötet und das Gebäude beschädigt. Das Spital ist aufgrund des Angriffs nur noch zum Teil funktionsfähig, bleibt jedoch geöffnet, um weiterhin Patient:innen zu behandeln. Zusätzliche Hilfsgüter werden dringend benötigt, um die Verletzten weiter versorgen zu können.

Aufgrund der anhaltenden Kämpfe in der Nähe herrscht jedoch Angst vor weiteren Angriffen. Nur 200 Meter vom Spital entfernt kam bei der Attacke am 21. Juni eine Person ums Leben. Eine weitere Person wurde in der Nähe unserer Unterkünfte getötet. Wie viele Menschen verletzt wurden, ist nicht bekannt.

Wir erleben in Al-Faschir einen Kreislauf von Angriffen und Gegenangriffen. Spitäler werden dabei nicht verschont und die Kriegsparteien kommen ihrer Verpflichtung zum Schutz der Zivilbevölkerung nicht nach

Michel-Olivier Lacharité, unser leitender Nothilfekoordinator.

Seit Beginn der Kämpfe vor sechs Wochen wurden über 260 Personen getötet und mehr als 1630 Menschen verletzt, darunter auch Frauen und Kinder. «Wir wissen nicht, ob Spitäler gezielt angegriffen werden, ihr Schutz ist aber unerlässlich. Daran müssen sich die Kriegsparteien halten. Die Zivilbevölkerung ist in der Stadt eingeschlossen und kann nicht fliehen. Ihr Leben muss geschützt werden und sie müssen Zugang zu medizinischer Behandlung haben.»

Das Saudi-Spital wurde nun bereits zum zweiten Mal seit Ausbruch der Gefechte angegriffen. Es ist das achte Mal, dass in den vergangenen sechs Wochen ein Spital getroffen wurde.

Michel-Olivier Lacharité

Vor zwei Wochen musste das Gesundheitsministerium das Süd-Spital schliessen, nachdem es zum fünften Mal attackiert worden war. Zuvor hatte bereits das Kinderspital nach einem Luftangriff der sudanesischen Streitkräfte (SAF) den Betrieb einstellen müssen. Mittlerweile ist das Saudi-Spital – bei dem es sich ursprünglich um eine Geburtsklinik handelt – die einzige Gesundheitseinrichtung in der Stadt, in der noch Operationen durchgeführt und Verletzte behandelt werden können. Wie lange der Betrieb noch aufrechterhalten werden kann, ist fraglich.

«Wir brauchen dringend mehr Hilfsgüter und medizinisches Personal, um auf diese Krise reagieren zu können. Aufgrund der andauernden Kämpfe ist das jedoch nicht möglich. Wir fordern die Kriegsparteien dazu auf, den Schutz der Zivilbevölkerung und der Spitäler zu garantieren und uns einen sicheren Zugang zu ermöglichen, damit wir den Menschen in Al-Faschir und im Geflüchtetencamp Samsam, in das seit Beginn der Kämpfe unzählige Menschen geflohen sind und wo die Vertriebenen unter schwerer Mangelernährung leiden, lebensrettende medizinisch-humanitäre Hilfe leisten können.»