Kala-azar Ethiopie Février Mars 2023

Leishmaniose, eine vernachlässigte parasitäre Krankheit

Viszerale Leishmaniose oder Kala-Azar wird durch die Sandmücke (Phlebotom) übertragen, ein nur wenige Millimeter grosses Insekt, das in Halbwüsten beheimatet ist.

Schätzungen zufolge erkranken jedes Jahr zwischen 700'000 und einer Million Menschen an der Krankheit, zwischen 20'000 und 30'000 sterben. Die Leishmaniose, die unbehandelt tödlich verlaufen kann, ist zwar relativ einfach nachweisbar, doch die Behandlung ist komplex. Grund dafür sind die Resistenz des Parasiten, die Toxizität und der hohe Preis der zur Verfügung stehenden Medikamente. Seit 2009 untersucht MSF im Tabarak-Allah-Spital Menschen auf Kala-Azar und behandelt Erkrankte.

Symptome

Viszerale Form:

  • unregelmässige Fieberschübe
  • Gewichtsverlust
  • Anschwellung der Leber und der Milz (Hepatomegalie)
  • Anämie

Kutane Form:

  • Geschwüre
  • Seltener Knötchen der Haut

Muköse Form:

  • Verstümmelnde Geschwüre der Mund-, Nasen- und Rachen-Schleimhäute

Leishmaniose kann sich in einem einfachen Befall der Haut, aber auch in einem schweren Befall mehrerer Organe (bezeichnet als 'Kala Azar') äussern. Parasiten der Gattung Leishmania kommen in mehreren Varianten vor.

Die Erkrankung ist in vielen Ländern Afrikas, in Südeuropa, im Nahen Osten, in Asien und in Lateinamerika endemisch. Derzeit gibt es weltweit schätzungsweise zwischen 12 und 15 Millionen infizierte Personen. Leishmaniose breitet sich weiter aus, vor allem wegen der Ausbreitung von HIV/Aids, da sich diese beiden Krankheiten gegenseitig verstärken.

Die Infektion kann latent verlaufen (keine Symptome hervorrufen) oder in drei unterschiedlichen Formen auftreten:

Viszerale Leishmaniose, auch Kala Azar genannt: Nach einer Inkubationszeit von circa 2 - 6 Monaten befällt der Parasit Knochenmark, Milz, Leber und Lymphknoten. Die Krankheit manifestiert sich gewöhnlich in Fieber, einer Verschlechterung des Allgemeinzustands, einer Vergrösserung der Milz (Splenomegalie) und Anämie. Die Abwehrkräfte des Patienten sind vermindert. Ohne Behandlung führt die Krankheit in der Regel innerhalb weniger Monate zum Tod. Bei gleichzeitiger HIV/Aids-Infektion verschlimmert sich der Schweregrad beider Krankheiten, weil die immunsuppressive (das Immunsystem schwächende) Wirkung beider Krankheiten zusammenkommt. Auch Mangelernährung kann sich verschlimmernd auswirken. Bei der kutanen Form bilden sich eines oder mehrerer Geschwüre oder seltener Knötchen der Haut. Die Stellen heilen spontan ab, wobei gelegentlich grosse Narben bleiben. Eine Behandlung wird auch bei der diffusen (nicht auf einzelne Stellen beschränkten) kutanen Form empfohlen. Ohne Behandlung zur allgemeinen Verbesserung des Gesundheitszustands kann sich eine von bestimmten Arten des Parasiten verursachte kutane Leishmaniose zur mukösen Form entwickeln. Bei der mukösen (die Schleimhäute betreffende) Form bilden sich – anschliessend an einen Befall der Haut oder gleichzeitig – verstümmelnde Geschwüre der Mund-, Nasen- und Rachen-Schleimhäute.

Übertragungswege der Krankheit

Der Parasit wird durch den Stich einer Sandmücke (Phlebotomus) übertragen. Die Sandmücke infiziert sich, indem sie Blut von Wildtieren, Haustieren – am häufigsten von streunenden Hunden – oder von infizierten Menschen saugt. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, von der Mutter auf den Embryo während der Schwangerschaft oder via Bluttransfusion oder infizierte Spritzen bei Drogenabhängigen.

Prävention:

Präventive Massnahmen wie das Besprühen der Häuser mit Insektiziden, imprägnierte Moskitonetze und das Tragen geeigneter Kleidung können sich als wirksam erweisen.

Diagnose und Behandlung:

Die Diagnose stützt sich auf die Symptome und die Untersuchung des Patienten sowie auf verschiedene Laboruntersuchungen. Die Identifikation des Parasiten unter dem Mikroskop in Gewebeproben des Knochenmarks, der Milz oder eines Adenoms (einer Gewebswucherung) wird bei der viszeralen Form immer mehr ersetzt durch Tests auf Antikörper vor Ort, bleibt aber zur Diagnose der kutanen Form nach wie vor nötig.

Die Behandlung dieser Krankheit ist komplex und schwierig, wegen der Toxizität der zur Verfügung stehenden Medikamente, der Resistenz des Parasiten in bestimmten Gebieten und dem Preis der Medikamente. Manche Wirkstoffe sind bei ihrer Verabreichung auch schmerzhaft.