Tschadsee-Region: Harte Bedingungen für die Vertriebenen
19.12.2016
Tausende Bewohner der Region rund um den Tschadsee ergriffen 2015 wegen der Terrormiliz Boko Haram die Flucht. Die Mehrheit stammt aus dem Tschad, aber auch aus dem benachbarten Nigeria sind zahlreiche Menschen geflohen.
© Sara Creta/MSF
Doch auch die Gegenschläge der tschadischen Streitkräfte trieben ganze Dörfer in die Flucht. Laut Angaben der UNO befanden sich im Oktober 117‘873 intern Vertriebene sowie 6994 Flüchtlinge im Gebiet um den Tschadsee.
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«Boko Haram griff unser Dorf mitten in der Nacht an, und wir flohen auf der Stelle. Sie töten Menschen, als wären sie Tiere. Wir suchten an einem Ort Zuflucht, wo wir uns in Sicherheit fühlten. Es ist zwar hart hier, aber wir wurden willkommen geheissen», erzählt Hawa Baguani, die jetzt in Tataveron lebt.
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Die Gewalt ging mittlerweile etwas zurück und es sind weniger Menschen auf der Flucht. Doch jene, die sich rund um den Tschadsee niedergelassen haben, haben ihren Besitz und ihre Lebensgrundlage verloren und sind weiterhin auf Hilfe angewiesen.
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Hinzu kommt, dass das Tschadseebecken wegen der immer geringeren Niederschlagsmenge von Austrocknung und Dürre betroffen ist. Das Meer und wichtige Handelsrouten sind weit weg, so dass die Region unter chronischer Ernährungsunsicherheit leidet.
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Der Tschadsee schrumpft kontinuierlich, fast die Hälfte seiner Oberfläche wird von invasiven Pflanzen bedeckt. So ist der See selbst bei steigendem Wasserspiegel für die Fischerei nicht mehr zugänglich.
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«Als Boko Haram unser Dorf angriff, machte ich mich zu Fuss auf die Flucht. Ich war drei Tage lang unterwegs, mein drei Monate altes Baby trug ich auf dem Rücken. Hier haben wir keine Möglichkeit, etwas anzubauen. Nachts wird es sehr kalt und um uns ist nichts als Sand und Wind», berichtet Aisha.
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Von Januar bis Oktober 2016 waren MSF-Teams in der ganzen Region mit mobilen Kliniken unterwegs, so auch in Djamaron, Forkoloum, Koulkimé, Tataveron, Djaone, Ngarana, Dijkori, Fallah, Yarrom, Yakoua und Dar Es Salam. Insgesamt wurden über 100‘000 Sprechstunden abgehalten.
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Neben medizinischer Grundversorgung bietet MSF auch Schwangerschaftsvorsorge, geburtshilfliche Leistungen und die Untersuchung auf Mangelernährung an. Die Mehrheit der behandelten Erkrankungen sind auf die schwierigen Lebensbedingungen und den Mangel an sauberem Wasser zurückzuführen.
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Am häufigsten sind Durchfall- und Atemwegserkrankungen, gefolgt von Augeninfektionen und Malaria. Einige Kinder unter fünf Jahren leiden auch an Mangelernährung, doch die Zahlen sind nicht alarmierend.
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Die Hebamme Maimouna horcht in Tataveron ein Neugeborenes ab. Im Tschad stirbt jedes zehnte Kind vor seinem fünften Geburtstag, die Müttersterblichkeit gehört zu den höchsten weltweit. Die Versorgung der geflohenen Mütter und ihrer Kinder ist deshalb ein Schwerpunkt von MSF.
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Seit Jahresbeginn erhielten zudem 2’337 Haushalte Wasseraufbereitungskits; auch 443 Hilfspakete mit lebensnotwendigen Gütern wurden verteilt.
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