25 Jahre Dadaab
13.10.2016
Zwischen 1991 und 1993 flohen rund 300'000 Somalier über die Landesgrenze nach Kenia. Die meisten Flüchtlinge durchquerten zu Fuss die trostlose Savanne Somalias, bis sie den Nordosten Kenias erreichten und sich dort an Orten niederliessen, aus denen später der Flüchtlingslagerkomplex Dadaab entstehen sollte.
© Americo Mariano
MSF kam im August 1992 in das Gebiet, um eine medizinische Grundversorgung sowie Präventions- und Ernährungsprogramme bereitzustellen. Logistikteams installierten Wassertanks und Verteilungspunkte für Trinkwasser, um den dringendsten Bedarf der somalischen Bevölkerung zu decken.
© Horacio Paone
Über 80 Prozent der Flüchtlinge waren Frauen und Kinder. Viele von ihnen wurden auf ihrer Flucht Opfer von Gewalttaten, einschliesslich Vergewaltigungen. Zahlreiche Kinder, die zusammen mit ihren erschöpften Eltern im Lager ankamen, litten an schwerer akuter Mangelernährung. MSF eröffnete ein Ernährungszentrum und acht Gesundheitszentren.
© Americo Mariano
Der Flüchtlingsstrom nach Kenia wurde durch heftige Kämpfe in Mogadischu sowie Plünderungen und eine Dürre im Süden Somalias ausgelöst. In der Provinz Garissa richtete MSF in der Stadt Liboi eine Notaufnahme und eine Unfallstation für die somalischen Flüchtlinge ein, wo chirurgische Eingriffe durchgeführt wurden.
© Horacio Paone
1999 - Sieben Jahre, nachdem die ersten Flüchtlinge eintrafen, ist MSF weiterhin in Dadaab tätig. Neben anderen medizinischen Massnahmen führt MSF ein dreijähriges Programm für Patienten mit Tuberkulose durch. Diese Krankheit kommt unter den Bewohnern der Lager häufig vor. Junge Tuberkulose-Patienten kommen zur Behandlung in das MSF-Spital im Flüchtlingslager Hagadera.
© Robert Malleta
Eine 55-jährige Somalierin ruht sich in einer Schubkarre aus, nachdem sie drei Tage lang mit ihren Familienangehörigen auf der Flucht war. Im Lager von Dagahaley leben zu jener Zeit 91'000 Flüchtlinge. Davon haben sich allein 2008 rund 60'000 vor dem Krieg hier in Sicherheit gebracht.
© Spencer Platt
Ein Sicherheitsbeauftragter versucht Ordnung zu schaffen, während Hunderte verzweifelter Menschen darauf drängen, in ein weniger überfülltes Flüchtlingslager verlegt zu werden. Im September 2009 waren die Lager bereits um das Dreifache überbelegt und es fehlte an angemessenen Unterkünften, Wasser und sanitären Anlagen.
© Spencer Platt
In einem Lebensmittelverteilungszentrum der UNO hilft ein Mann bei der Ausgabe von Mehl. Laut Gesundheits- und Ernährungsumfragen, die MSF im April 2009 im Lager Dagahaley durchführte, litten wegen den reduzierten Lebensmittelrationen viele Menschen unter akuter Mangelernährung.
© Spencer Platt
2011 wird das Horn von Afrika von einer der seit Jahren schlimmsten Dürreperioden heimgesucht. Tausende fliehen und viele Menschen sterben an schwerer Mangelernährung. Jeden Tag kommen Hunderte somalischer Flüchtlinge in Dadaab an und der Zugang zu Wasser, sanitären Anlagen, Nahrung und Unterkunft wird immer schwieriger.
© Lynsey Addario
Um den Zustrom von Patienten bewältigen zu können, die häufig in sehr schlechter Verfassung sind, eröffnet MSF zusätzliche Ernährungszentren. Infolge des Drucks durch die Medien werden Notfallfonds freigegeben. Hilfswerke bauen ihre Hilfe aus und es werden zwei zusätzliche Lager – Kambioos und Ifo 2 – für die neu ankommenden Flüchtlinge eingerichtet.
© Brendan Bannon
Am 10. November 2013 unterzeichnen die kenianische und somalische Regierung mit dem UNHCR ein Drei-Parteien-Abkommen zur freiwilligen Rückführung von somalischen Staatsangehörigen. MSF ist gegen das Abkommen, da aufgrund der Lage in Somalia eine sichere Rückkehr nicht möglich scheint. MSF fordert dazu auf, alternative Lösungen in Betracht zu ziehen und die Flüchtlingshilfe in Kenia fortzuführen.
© Tom Maruko
Aufgrund der angespannteren Sicherheitslage und der Entführung von zwei MSF-Mitarbeitern aus dem Lager Ifo 2 im Oktober 2011 muss MSF das gesamte internationale Personal aus Dadaab abziehen. Im August des gleichen Jahres trifft MSF die schwierige Entscheidung, Somalia nach 22 Jahren zu verlassen, da die erforderlichen Sicherheitsgarantien nicht mehr gewährleistet sind.
© Tom Maruko
Am 6. Mai 2016 kündigt die Regierung Kenias unter Berufung auf Sicherheitsbelange die Schliessung der Dadaab-Lager an. MSF erhebt erneut Einwände und setzt sich dafür ein, dass die politischen Entscheidungsträger alternative Lösungen – wie die Integration in die kenianische Gesellschaft oder kleinere Lager – in Betracht ziehen. Laut einer im August in Dagahaley durchgeführten Umfrage wollen 86 Prozent der Flüchtlinge nicht nach Somalia zurück.
© Tom Maruko
MSF betreibt als einzige medizinische Hilfsorganisation in Dagahaley ein Spital mit 100 Betten sowie zwei Gesundheitsstationen. Im Jahr 2015 hält MSF 12'620 ambulante Sprechstunden ab und betreut 680 Patienten stationär. Als medizinische Organisation ist MSF vor allem beunruhigt darüber, dass chronisch Kranke wie Diabetiker oder HIV-Infizierte bei einer Rückkehr nach Somalia ihre lebensnotwendige Behandlung nicht mehr erhalten.
© Tom Maruko