Gaza: Die Menschen brauchen elementare Menschlichkeit
© Majd Aljunaid/MSF
Palästinensische Autonomiegebiete2 Min.
Dr. Christos Christou ist Präsident von Ärzte ohne Grenzen International. Die Massentötung von Zivilist:innen ist abscheulich und muss aufs Schärfste verurteilt werden. In den vergangenen zehn Tagen wurden furchtbare Gewalttaten verübt.
Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden in Israel getötet.
Tausende Männer, Frauen und Kinder wurden in Palästina getötet.
Die aktuelle Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Die Spitäler sind überlastet und funktionieren kaum noch, ihnen gehen Strom und medizinisches Material aus. Das chirurgische Personal im Shifa-Spital muss ohne Schmerzmittel operieren. Für mich als Chirurg ist das schlicht unvorstellbar.
Spitäler und Kliniken wurden angegriffen. Andere erhalten Evakuierungsbefehle – mit einer Frist von nur wenigen Stunden – was sie vor unmögliche Entscheidungen stellt. Die Patient:innen, gerade solche in kritischem Zustand, sind in Lebensgefahr. Möglicherweise überleben sie die Evakuierung nicht, oder aber sie sterben, weil sie ohne Behandlung zurückgelassen werden.
Der Gazastreifen wird derzeit anhaltend bombardiert. Es werden Menschen getötet, während sie sich in Sicherheit bringen wollten. Die Menschen sind eingeschlossen, ohne jede Möglichkeit, einen sicheren Ort aufzusuchen. Es fehlt ihnen an lebensnotwendigen Sachen: Wasser, Nahrung, eine geschützte Unterkunft, Medikamente.
Das ist unvorstellbar und unmenschlich.
In Gaza braucht es elementare Menschlichkeit.
Der wahllose Beschuss muss aufhören. Das ungeheuerliche Ausmass der kollektiven Bestrafung der Bevölkerung des Gazastreifens muss ein Ende haben.
Die Menschen in Gaza brauchen sichere Räume und die Möglichkeit, diese in Sicherheit und ungehindert zu erreichen. Personen, die nach Ägypten einreisen möchten, sollten die Erlaubnis dazu haben - mit der Option, später zurückzukommen. Dabei brauchen sie angemessene Unterstützung.
Die Menschen brauchen auch sauberes Wasser, Strom, Nahrung und Zugang zu Gesundheitsversorgung.
Der Grenzübergang Rafah nach Ägypten muss für Hilfslieferungen geöffnet werden.
Damit wir und das gesamte medizinische Personal in Gaza arbeiten können, brauchen wir grundlegende Sicherheitsgarantien.
Trotz des enormen Bedarfs haben uns der ständige Beschuss und die fehlende Möglichkeit, Material einzuführen, dazu gezwungen, die meisten unserer Aktivitäten einzustellen. Unsere Teams in und ausserhalb Gazas tun ihr Möglichstes, um Hilfe zu leisten.
Als medizinische und humanitäre Organisation möchten wir so viel mehr tun. Doch heute ist das schlicht unmöglich.
© Majd Aljunaid/MSF