Madagaskar: Klimakrise verursacht zunehmende Mangelernährung
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Im Südosten Madagaskars zeichnet sich eine alarmierende Situation für die Bevölkerung ab. Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) registriert in den ländlichen Gemeinden eine zunehmende Zahl an Menschen, die von Mangelernährung betroffen sind. Grund dafür ist eine akute Nahrungsmittelknappheit, nachdem die Ernten im vergangenen Jahr durch Wirbelstürme zerstört wurden.
Wir unterstützen derzeit 24 Gesundheitseinrichtungen im schwer zugänglichen Distrikt Ikongo und behandeln Patient:innen wegen Mangelernährung in fünf Gesundheitszentren. Bis Anfang Januar 2023 behandelten unsere Teams dort insgesamt 2072 Kinder unter fünf Jahren mit akuter Mangelernährung. Fast die Hälfte von ihnen wurde unser stationäres Ernährungsprogramm aufgenommen. Es wird erwartet, dass diese Zahl in den kommenden Monaten aufgrund des Mangels an Nahrungsmitteln in Verbindung mit der Malaria-Hochsaison noch steigen wird.
Madagaskar ist eines der am stärksten durch die Klimakrise gefährdeten Länder und wird regelmässig von extremen Wetterereignissen heimgesucht. Im Südosten der Insel gab es Anfang 2022 zwei Wirbelstürme, die eine Spur der Verwüstung hinterliessen, Bäume entwurzelten und Ernten zerstörten. Die meisten Menschen in diesem Gebiet leben von der Landwirtschaft, vor allem vom Anbau von Nelken, Kaffee, Vanille und Bananen. Da die meisten Ernten zerstört wurden, verloren die Menschen sowohl ihre Nahrungsmittelvorräte als auch ihre Einkommensquellen. In den Regionen Vatovavy-Fitovinany und Atsimo-Atsinanana ist fast die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche betroffen, einschliesslich mehr als die Hälfte der Nahrungsmittelernte. Der Analyse der «Integrated Food Security Phase Classification» (IPC) vom Januar 2023 zufolge ist mehr als ein Viertel der Bevölkerung in diesen beiden Regionen derzeit von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.
«In diesen Gebieten gab es bereits zuvor eine starke chronische Mangelernährung. Die Wirbelstürme haben die Situation noch verschärft», sagt Brian Willett, unser Einsatzleiter in Madagaskar.
Wiederholte Klimaschocks verschlimmern die Not der Gemeinschaften.
Neben den Wirbelstürmen haben auch unregelmässige Regenfälle, der eingeschränkte Zugang zur Gesundheitsversorgung und die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie die bestehende Ernährungsunsicherheit verschärft.
«Es gibt nur wenige humanitäre Organisationen, die im Südosten des Landes tätig sind. Wir versuchen daher, unsere Aktivitäten auszuweiten», sagt Willett. «Viele Menschen berichten uns, dass ihre Vorräte an Grundnahrungsmitteln trotz sorgfältiger Rationierung im Februar völlig aufgebraucht sein werden. Dies ist besorgniserregend, da die Ernte in diesem Jahr aufgrund der geringen Niederschläge zu Beginn der Saison voraussichtlich spärlich ausfallen wird. Sollte in dieser Saison ein weiterer Wirbelsturm auftreten, würde sich die ohnehin schon schlimme Situation in eine Katastrophe grösseren Ausmasses verwandeln.»
Ärzte ohne Grenzen war erstmals 1987 in Madagaskar tätig und kehrte zuletzt 2021 zurück, um während der Mangelernährungskrise im Süden des Landes zu helfen. Heute unterstützen wir 29 lokale Gesundheitseinrichtungen im Distrikt Ikongo bei der Ernährungsversorgung, liefern therapeutische Nahrungsmittel und schulen das Gesundheitspersonal in der Diagnose und Behandlung von Mangelernährung. Unsere Teams stellen ausserdem die medizinische Grundversorgung der Gemeinden im Küstengebiet von Nosy Varika sicher und kümmern sich um die Abwasser- und Wasserinfrastruktur in der Region Androy.
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