Rann: «Die Stadt glich einem Friedhof»
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Der Pflegefachmann Isa Sadiq Bwala von MSF ist soeben aus Rann im Nordosten Nigerias zurückgekehrt. Er war vor Ort, um die medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung nach dem Angriff auf die Stadt am 14. Januar 2019 zu evaluieren. Ein Grossteil der Einwohnerinnen und Einwohner Ranns floh nach Bodo in Kamerun. Dort werden die Geflüchteten von einem MSF-Team medizinisch versorgt.
«Bei meiner Ankunft fiel mir als erstes die Stille auf. Normalerweise ist Rann eine sehr lebendige Stadt, aber gestern war es gespenstisch und still wie auf einem Friedhof. Gewöhnlich rennen Kinder durch die Strassen und spielen, aber gestern standen die wenigen Kinder, die ich sah, still und verängstigt herum.
Die Stadt wurde zerstört – was ich gesehen habe, hat mich zutiefst erschüttert.
Ein Grossteil der Stadt wurde niedergebrannt. Auch gestern brannten immer noch Feuer, und Rauchschwaden trieben am Himmel.
Ich traf eine Frau, die soeben vom Begräbnis ihrer alten Mutter kam, die in ihrem brennenden Haus gestorben war. Sie verbrannte, weil sie es nicht schaffte, vor dem Feuer zu fliehen.
Das Hauptquartier, das Büro und die Apotheke von MSF wurden ebenfalls niedergebrannt. Übrig geblieben ist ein Haufen Asche. Als ich ankam, brannte unser Materialzelt immer noch. Auch die Gebäude von anderen humanitären Organisationen wurden geplündert und niedergebrannt. Glücklicherweise ist unsere Belegschaft aus Rann in Sicherheit. Einige flohen zusammen mit dem Grossteil der Bevölkerung.
Wir evakuierten einen Mann mit einer Schussverletzung. Man sagte mir, dass auch andere Menschen verletzt seien, aber es scheint, dass diese ebenfalls nach Kamerun geflohen sind.
Ich sah eine lange Menschenschlange – Frauen, Kinder und Männer allen Alters, die sich auf den Weg nach Kamerun machten. Einige hatten Esel, aber viele trugen ihr Hab und Gut einfach so bei sich. Die Menschen sagten mir, sie hätten zu grosse Angst, um in Rann zu bleiben.
Die Menschen haben aber auch keine Lebensgrundlage mehr: Ihre Häuser sind abgebrannt, und ich wüsste nicht, wovon sie leben könnten. Der Markt wurde geplündert und niedergebrannt, ebenso die Lebensmittelläden. Es gibt keine Lebensmittel mehr zu kaufen. Wer kein Essen zu Hause hat, kann keines mehr auftreiben.
Ein Mitarbeiter von uns erzählte mir, dass er zuletzt am Tag des Angriffs etwas gegessen hätte. Seither hat er nichts Essbares mehr gefunden.
Als ich gestern die Menschen und unsere Mitarbeitenden in Rann gesehen habe, hätte ich fast geweint. Ich bin zutiefst erschüttert.»
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