Sudan: «Wir sind auf der Suche nach Sicherheit in den Sudan gekommen, aber jetzt sind wir in einem weiteren Konflikt gefangen»
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Am 15. April sind im Sudan Kämpfe ausgebrochen. Sie haben die Bevölkerung in Khartum und vielen anderen Staaten in lebensbedrohliche Situationen gebracht. Inmitten der Gewalt hat Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) beschlossen im Sudan zu bleiben, und die Menschen in Not weiterhin zu unterstützen.
Unsere Teams haben die Verwundeten in Nord-Darfur notfallmedizinisch versorgt, Hilfsgüter an Gesundheitseinrichtungen in Khartum gespendet, die medizinische Versorgung in Zentral- und West-Darfur sowie im Bundesstaat Blauer Nil fortgesetzt und Notfallmassnahmen im Bundesstaat Al-Jazeera durchgeführt. Wir setzen darüber hinaus alles daran, vulnerablen Bevölkerungsgruppen zu helfen, darunter auch Binnenvertriebenen und Geflüchteten aus den Nachbarländern, die nun im Sudan in einen weiteren Strom der Gewalt geraten sind.
Im Bundesstaat Al-Qadarif, bieten wir in den Geflüchtetencamps Tunaydbah und Um Rakuba weiterhin medizinische Versorgung für Geflüchtete aus Äthiopien und die lokale Bevölkerung an.
In den vergangenen Jahren haben unsere Teams im Camp Um Rakuba grundlegende medizinische Versorgung, einschliesslich psychosozialer Unterstützung angeboten.
Aufgrund der jüngsten Kämpfe sind unsere Aktivitäten im Camp von Lieferproblemen betroffen und die Aufnahmekriterien mussten eingeschränkt werden. Der Schwerpunkt hat sich auf lebensrettende Sofortmassnahmen verlagert, vor allem in den Bereichen Kinderheilkunde und Mangelernährung.
Wir setzen alles daran, die medizinische Versorgung von Vertriebenen im Vertriebenencamp Um Rakuba fortzusetzen. Wir haben soeben Nachrichten über Neuankömmlinge in der Region erhalten und stehen bereit, unsere Hilfe an die wichtigsten Notfälle anzupassen.
«Letzte Woche war ich im Camp und im Spital. In Gesprächen haben Geflüchtete von ihrer Angst vor der Zukunft berichtet. Sie fühlen sich gefangen, sie können nicht reisen. Sie erzählten von einem Rückgang der humanitären Aktivitäten, von Versorgungsengpässen und von grosser Ungewissheit darüber, wie es weitergehen wird», schliesst sie ab.
Moulay Alm Asmlash ist im Jahr 2020 auf der Flucht aus Äthiopien im Camp Um Rakuba angekommen. Der 53-jährige Vater litt lange Zeit an Diabetes und suchte unser Spital auf, um sich behandeln zu lassen und Medikamente zu bekommen. Glücklicherweise konnte er die Behandlung bekommen, die er brauchte, und seither werden er und seine Familie regelmässig in unserem Spital behandelt.
Letzten Herbst erkrankte meine Tochter an Malaria und wurde von Ärzte ohne Grenzen behandelt. Jetzt haben die meisten Organisationen aufgrund der Gewalt und der Kämpfe ihre Arbeit eingestellt und bieten keine Dienstleistungen mehr an. Wir haben Angst. Wir mussten wegen eines Krieges in den Sudan fliehen, aber jetzt ist die Lage hier auch schwierig. Ich denke immer an meine Behandlung, und ich habe Angst, dass Ärzte ohne Grenzen aufgrund der gewalttätigen Umstände gezwungen sein könnte, das Lager zu verlassen. Ich kann es mir nicht leisten, Medikamente zu kaufen, denn wir sind arm.
Der Sudan beherbergt zurzeit mehr als eine Million Menschen aus Nachbarländern wie dem Südsudan und Äthiopien. Die meisten von ihnen sind vor der Gewalt in ihrer Heimat geflohen. Im Sudan treffen sie nun tragischerweise erneut auf einen Konflikt, der ihre Möglichkeiten zur Bewältigung ihrer Situation massiv einschränkt. Die anhaltenden Kämpfe haben zu einer regelrechten Vertreibungskrise geführt. Familien, die bereits vorher vor grossen Herausforderungen standen, kämpfen heute ums Überleben und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hat sich die Zahl der Binnenvertriebenen innerhalb einer Woche verdoppelt. Sie liegt derzeit bei insgesamt 700 000 Menschen. Diese Zahl kommt zu den rund 3,7 Millionen Menschen hinzu, die bereits vor der aktuellen Krise im Sudan vertrieben wurden.
Als in Khartum die Kämpfe ausbrachen, wurden in den meisten Bundesstaaten des Landes Lieferketten unterbrochen. Seither fehlt es überall an Medikamenten, Nahrungsmitteln und Erdöl – insbesondere Produkte, die normalerweise aus Khartum kommen, sind knapp geworden. Viele Familien aus Khartum haben sich in Bundesstaaten wie Al Gedaref niedergelassen. Das erhöht den Druck auf die dortigen Gesundheitseinrichtungen. Gleichzeitig lässt die starke Inflation Marktpreise in die Höhe schiessen
Besonders gefährdet sind Frauen und Kinder. Nachdem sie vor der Gewalt in ihren Heimatländern in den Sudan fliehen mussten, sind viele von ihnen im Lager Um Rakuba jetzt auf die Unterstützung von unseren Teams angewiesen. So auch Stom Abdulrahman:
«Mir ging es gar nicht gut. Ich bin von einem Spital zum nächsten gegangen, um mich behandeln zu lassen. Doch kaum jemand von uns kann sich die hohen Behandlungskosten leisten. Im Spital von Ärzte ohne Grenzen im Lager Um Rakuba wurde ich letztendlich medizinisch versorgt und bekam genau die Medikamente, die ich brauchte. Alle unsere Nachbar:innen bringen ihre Kinder ebenfalls in das Spital. Die Gesundheitshelfer:innen der Organisation besuchen mich regelmässig und informieren mich über Hygiene und Krankheitsprävention. Ich bin sehr dankbar dafür, dass mein Mann und ich diese Hilfe erhalten.»
Im ganzen Land versorgen unsere Teams Kranke und Verletzte in ihren Einrichtungen in El Fasher in Nord-Darfur, in Kreinik in West-Darfur, in Rokero und Zalingei in Zentral-Darfur, in Um Rakuba und Tinedba im Bundesstaat El-Gedaref, in Ad-Damazin im Staat Blauer Nil und im Staat Al-Jazeera. Ausserdem unterstützen wir Spitäler in Khartum mit Spenden, sind mit mobilen Kliniken im Einsatz und haben in Wad Madani Hygienekits, Grundnahrungsmittel und Non-Food-Artikel verteilt. Eine Ausweitung der Hilfsmassnahmen ist Planung.
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