In Südkivu gleicht der Zugang zur Gesundheitsversorgung einem Marathon
© Marta Soszynska/MSF
Demokratische Republik Kongo2 Min.
Moulasi lebt im Dorf Byangama in Südkivu, im Osten der Demokratischen Republik Kongo. Sie ist erschöpft: Um das Spital in Lulingu, das von MSF unterstützt wird, zu erreichen, war sie zwei Tage zu Fuss unterwegs. Moulasi ist die Mutter von acht Kindern. Um eine kostenlose medizinische Versorgung zu erhalten, hat sie etwa 40 Kilometer zu Fuss zurückgelegt. Ein solcher Fussmarsch ist ohnehin beschwerlich – umso beschwerlicher jedoch, wenn eine Frau, wie Moulasi, im achten Monat schwanger ist.
In der Provinz Südkivu, wie auch im Rest des Landes, sind befahrbare Strassen selten und es gibt nur sehr wenige, weit auseinanderliegende Gesundheitseinrichtungen. Für viele Menschen, die ausserhalb von Städten und urbanen Gebieten leben, gehört es hier zum Alltag, für die medizinische Grundversorgung Dutzende von Kilometern zu Fuss zurückzulegen. Für MSF ist der Personen- und Materialtransport und die Überweisung von Patienten eine grosse Herausforderung. Motorräder sind, nebst der Fortbewegung zu Fuss, das häufigste Transportmittel. Und in der Regenzeit verwandeln sich die ohnehin schwer befahrbaren Wege in Flüsse aus Schlamm. Fahrten, die normalerweise ein paar Stunden in Anspruch nehmen, dauern nun Tage.
Die fehlende Infrastruktur in Südkivu kann für Patientinnen wie Moulasi schwerwiegende Folgen haben. Da Moulasi bei ihren letzten Entbindungen Komplikationen erlitten hatte, forderte ihr Arzt sie auf, für ihre nächste Entbindung ein Spital aufzusuchen. Für Frauen und Kinder ist die Reise zur nächsten Gesundheitseinrichtung jedoch oft mit Schwierigkeiten und Gefahren verbunden. In Südkivu leben fast sechs Millionen Menschen, Tausende haben nur sehr eingeschränkten Zugang zu medizinischen Behandlungen.
Entbindungen ohne ärztliche Betreuung bergen ein grosses Risiko für die Gesundheit der Mütter und der Kinder. In Südkivu haben jedoch die meisten Frauen keine andere Wahl, da die Reise zu Fuss für Schwangere nicht machbar ist.
Frauen und Kinder sind nicht die Einzigen, die unter der mangelnden Infrastruktur in der Region leiden. Viele Männer geraten zwischen die Fronten der bewaffneten Auseinandersetzungen, werden verwundet und können nicht richtig behandelt werden. Ausserdem führen die bewaffneten Konflikte zu Vertreibungen der Bevölkerung.
Auch Krankheiten wie Malaria und Cholera sind in der Region weit verbreitet und können tödlich enden, wenn sie nicht behandelt werden. Die Kombination all dieser Faktoren führt dazu, dass sich die Patientinnen und Patienten in Südkivu in einer prekären Lage befinden. Sie sind hohen Risiken ausgesetzt und haben keinen Zugang zu zeitnahen Behandlungen.
MSF behandelt alle Patientinnen und Patienten, die in die Gesundheitszentren kommen und verlegt die dringendsten Fälle in städtische Einrichtungen. MSF übernimmt in diesen Fällen die Transportkosten. Eine Verbesserung der Basisinfrastruktur ist jedoch dringend notwendig: Ohne befahrbare Strassen und ohne Verbindungen zu den abgelegenen Gemeinden sind schutzbedürftige und ohnehin geschwächte Patientinnen und Patienten gezwungen, für eine medizinische Versorgung lange und gefährliche Reisen auf sich zu nehmen.
© Marta Soszynska/MSF