Covid-19: Ärzte ohne Grenzen startet Hilfsmassnahmen in Genf
© Nora Teylouni/MSF
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In Absprache mit den Gesundheitsbehörden und mit Unterstützung von privaten Hilfsorganisationen hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) Hilfsmassnahmen in der Westschweiz lanciert. Damit reagiert die Organisation auf die steigenden Bedürfnisse angesichts der Corona-Krise im Kanton Genf.
«Es geht insbesondere um die zusätzliche Belastung für die kantonalen Gesundheitseinrichtungen und Gemeindeorganisation durch die Ausbreitung der Epidemie», erklärt Patrick Wieland, der die MSF-Einsätze in der Schweiz leitet.
Wir haben gemeinsam ein Vorgehen erarbeitet, um den öffentlichen Diensten unser Knowhow zur Prävention von epidemisch auftretenden Krankheiten zur Verfügung zu stellen.
Im Genfer Universitätsspital (HUG) werden zwei MSF-Experten stationiert sein, die ihre Erfahrungen bei der Bekämpfung von Epidemien weitergeben. Dabei geht es um die Behandlung von Covid-19-Patientinnen und -Patienten, aber auch um die Organisation des Personals und der Abteilungen.
Unterstützung für besonders schutzbedürftige Personengruppen
MSF bietet in Genf zudem verschiedenen Organisationen und dem Zivilschutz logistische Hilfe an. Unterstützt werden Hilfeleistungen für soziale marginalisierte Randgruppen, Obdachlose, Migrantinnen und Migranten sowie unbegleitete Minderjährige. Dazu gehört es, in deren Unterkünften die Einhaltung der Hygieneregeln sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass «social distancing» praktikabel ist. Konkret plant MSF Schulungen für Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und Freiwillige, die in Notschlafstellen (Sleep-in) und anderen Aufnahmestätten tätig sind. Damit soll sichergestellt werden, dass bei der Verteilung von Hilfsgütern und Lebensmittelcoupons an rund 1300 bedürftige Familien die Schutzmassnahmen eingehalten werden.
Ein mobiles Team für Hausbesuche bei Covid-19-Patienten
Im Rahmen unseres Austauschs mit der Notfallstation des HUG hat MSF ein Team zusammengestellt, das bei den Pflegedienstleistungen in der Gemeinde Verstärkung bietet. Die Team-Mitglieder werden Menschen, die an Covid-19 erkrankt sind und medizinische Überwachung erfordern, zu Hause besuchen und betreuen. Medizinische Notfälle werden ins Spital überwiesen.
Eine Übertragung des Virus «post mortem»
Schliesslich gilt es, auch beim Umgang mit Covid-19-Verstorbenen eine Übertragung des Virus zu verhindern. Dies ist nicht nur für die Angehörigen, sondern auch für das zuständige Personal eine Belastung. MSF hat der Stadt Genf angeboten, die bestehenden Regelungen zu überprüfen, um anschliessend Empfehlungen abzugeben und die öffentlichen und privaten Bestattungsunternehmen entsprechend zu schulen.
Seit bald 40 Jahren haben wir unsere operative Einsatzleitung in Genf und leisten dort medizinische Hilfe, wo diese am dringendsten benötigt wird. Es ist uns ein Anliegen, auch auf die Bedürfnisse der Schweizer Bevölkerung einzugehen und bei Bedarf medizinische Einrichtungen und Behörden zu unterstützen.
«Epidemien stellen uns immer wieder aufs Neue vor Herausforderungen und erfordern Zusammenarbeit, Einfühlungsvermögen und Kreativität, um gemeinsam Lösungen zu finden. Wir müssen uns nun einerseits an die notwendigen Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie anpassen und gleichzeitig neue Wege finden, um soziale Beziehungen und unsere Arbeit aufrechtzuerhalten. Dies bedingt, dass wir unsere Arbeitsweise überdenken, um unseren sozialen Auftrag weiterhin erfüllen zu können und unsere Familie, Freund*innen und Kolleg*innen zu schützen. Solidarität ist die einzige Maxime, die unser Handeln leiten darf», so Reveka Papadopoulou, Präsidentin von MSF Schweiz.
© Nora Teylouni/MSF