DR Kongo: Mangelernährung und Krankheit wüten in Kalemie
Demokratische Republik Kongo2 Min.
Die Vertriebenen in den Siedlungen von Kalemie in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) sind weitgehend von der Gesundheitsversorgung abgeschnitten und der Mangel an Lebensmitteln, Wasser und Unterkünften ist besorgniserregend, wie die medizinische Hilfsorganisation MSF heute verlauten liess.
Nachdem sie vor rund zehn Monaten vor der Gewalt zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen geflohen sind, leben sie weiterhin unter unmenschlichen Bedingungen und bedürfen dringend mehr humanitärer Hilfe.
Zwischen Juli 2016 und März 2017 wurde in der Provinz Tanganyika laut Schätzungen der UNO rund eine halbe Million Menschen aufgrund der Kämpfe vertrieben; über 44'000 leben in Lagern in der Umgebung der Provinzhauptstadt Kalemie.
Im April dieses Jahres evaluierte Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) bei einer Impfkampagne in zehn dieser Siedlungen die Ernährungslage der Bevölkerung und untersuchte 5’700 Kinder unter fünf Jahren nach Mangelernährung. Das Screening ergab, dass Mangelernährung hier ein Niveau deutlich über dem Notfallgrenzwert erreicht: 16 Prozent der Kinder waren mangelernährt und 4,5 Prozent schwer mangelernährt.
«Die Kinder sterben hier an den Folgen von Mangelernährung und vermeidbaren Erkrankungen wie Durchfall und Masern», sagt Hugues Robert, Notfall-Programm-Koordinator bei MSF. «Sie sind bereits seit fast einem Jahr hier, doch die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren entspricht den Raten, die normalerweise bei akuten Notfällen zu beobachten sind.»
Seit März leisten die Teams von MSF in den Bezirken von Kalemie und Kansimba Notfallversorgung für Vertriebene durch Masernimpfungen, mobile Kliniken und die Verteilung von Wasser. In einigen Siedlungen wurden sanitäre Anlagen und Duschen eingerichtet. Ein MSF-Team leistete medizinische Versorgung für rund 1'500 Vertriebene im Dorf Moke. Hier ergab das Screening eine alarmierende Ernährungslage: 51 Prozent der Kinder unter fünf Jahren waren mangelernährt und 23 Prozent schwer mangelernährt. MSF war mit einer mobilen Klinik vor Ort und verteilte Lebensmittel. Vor zwei Wochen mussten die Vertriebenen weiterziehen, da die ursprünglichen Dorfbewohner zurückkamen. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als sich im Busch in einem abgelegenen Gebiet niederzulassen. Solange sie nicht sicher nach Hause zurückkehren können, muss ihnen dringend Hilfe und Schutz gewährt werden.
MSF ruft die Vereinten Nationen und die kongolesische Regierung zu einer Aufstockung der humanitären Hilfe in den Bezirken Kalemie und Kansimba in der Provinz Tanganyika auf. Die allgemeinen Lebensbedingungen in den Siedlungen müssen unbedingt verbessert werden: Es ist dringend nötig, allen vertriebenen Familien und der Lokalbevölkerung Zugang zu medizinischer Versorgung und Lebensmittelhilfe zu gewähren. Den Menschen, die Gewalt ausgesetzt sind, muss Schutz geboten werden. Erste humanitäre Massnahmen wurden umgesetzt und weitere sind geplant, doch zurzeit bleibt die geleistete Hilfe leider höchst unzureichend.
MSF ist seit 1981 in der Demokratischen Republik Kongo aktiv. Seit April 2017 führen MSF-Teams in der Provinz Tanganyika Impfkampagnen gegen Masern durch und kämpfen gegen die hohe Mangelernährung bei den Vertriebenen und der lokalen Bevölkerung.