Sudan: Blockaden und Behinderungen zwingen Ärzte ohne Grenzen zur Schliessung des letzten funktionsfähigen Spitals in Wad Madani

Mobile Klinik in Wad Madani. Juni 2023.

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Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) sah sich gezwungen, die Arbeit im Universitätsspital von Madani einzustellen. Dieses war das letzte funktionsfähige Spital in der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaats al-Dschazira. Hunderttausende Menschen stehen dadurch ohne medizinische Hilfe da. Diese äusserst schwierige Entscheidung erfolgte nach mehr als drei Monaten, während denen es unmöglich war, medizinisches Material und Personal vor Ort zu bringen. Wiederholt war es auch zu Zwischenfällen gekommen, die unsere Arbeit einschränkten.

Ärzte ohne Grenzen ruft die kriegführenden Parteien dazu auf, Gesundheitseinrichtungen zu respektieren und die Sicherheit des medizinischen Personals zu gewährleisten. Wir fordern zudem die militärischen und zivilen Behörden unter der Kontrolle der sudanesischen Regierung auf, ihren Mitarbeitenden die notwendigen Reisegenehmigungen zu erteilen und den Transport medizinischer Hilfsgüter zu genehmigen.

Lieferungen wurden systematisch blockiert und Personal an der Einreise gehindert; dies und die Kämpfe führten zum Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der grundlegenden Dienstleistungen im Bundesstaat al-Dschazira. Ärzte ohne Grenzen war die einzige internationale NGO, die in Wad Madani Hilfe leistete.

Mari Carmen Viñoles, unsere Projektverantwortliche im Sudan

Mitte Dezember 2023 erreichten die Kämpfe die Hauptstadt des Bundesstaats al-Dschazira, die sich 136 Kilometer südöstlich von Khartum befindet. Ärzte ohne Grenzen zog ihr Personal Ende Dezember aus Wad Madani ab, nachdem die Stadt von der Miliz Rapid Support Forces (RSF) angegriffen worden war. Bis dahin war sie unter Kontrolle der sudanesischen Regierungstruppen gewesen.

Am 13. Januar konnten wir wieder ein Team nach Wad Madani schicken, das früher eine der bevölkerungsreichsten Städte des Sudan war.

Von Mitte Januar bis Ende April führten wir fast 10 000 ambulante Sprechstunden und 2142 vorgeburtliche Untersuchungen durch und versorgten Betroffene von sexualisierter Gewalt. Die Zahl der Patient:innen auf der Notaufnahme, die hauptsächlich wegen Verletzungen im Zusammenhang mit dem Konflikt kamen, blieb in diesem Zeitraum konstant und belief sich auf 2981.

Ärzte ohne Grenzen beendete darauf die Arbeit in der Einrichtung und verlegte ihr Personal in sicherere Gebiete im Land. Im Verlauf dieser drei Monate waren unser Team und das Personal des Gesundheitsministeriums wiederholt Angriffen ausgesetzt, die von den Rapid Support Forces ausgeführt oder toleriert wurden. Dazu gehörten neben anderen Vorfällen und administrativen Hürden insbesondere die Plünderung des Spitals, der Diebstahl von Fahrzeugen und die Inhaftierung von Mitarbeitenden. Seit Januar verweigern die sudanesischen Behörden konstant die nötigen Bewilligungen für den Transport von Personal und medizinischem und logistischem Material in die Stadt.

Die humanitären und medizinischen Bedürfnisse in Wad Madani und ganz al-Dschazira sind immens, aber wir haben keine andere Wahl, als das Gebiet zu verlassen. Die zunehmende Unsicherheit macht unsere Arbeit unmöglich.

Carmen Viñoles

Ärzte ohne Grenzen ist bereit, in das Universitätsspital von Madani zurückzukehren, sofern die Kriegsparteien sich verpflichten, die medizinische Arbeit zu respektieren und einen sicheren und uneingeschränkten Zugang in das Gebiet gewährleisten.