Nordosten Nigerias: MSF hat über 800 Tonnen Nahrungsmittel verteilt

MSF a distribué 810 tonnes de nourriture à Maiduguri, dans le nord-est du Nigeria, ce qui correspond à l’alimentation nécessaire pour 26000 familles pendant deux semaines.

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Besonders in den informellen Vertriebenenlagern haben die Menschen nicht genug zu essen. MSF fordert weiterhin dringend eine Aufstockung der humanitären Hilfe für die Opfer des Boko Haram-Konflikts.

Im Bundesstaat Borno sind zehntausende Menschen vor der Gewalt zwischen bewaffneten Gruppierungen von Boko Haram und dem nigerianischen Militär geflohen. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist in den teilweise informellen Lagern völlig unzureichend. Besonders bei Kindern kann schwere Mangelernährung schnell lebensbedrohlich werden. In den vergangenen drei Monaten Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) daher in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates, 810 Tonnen Nahrungsmittel verteilt. Das reicht, um 26‘000 Familien zwei Wochen lang zu ernähren. Normalerweise gehört die Nahrungsmittelabgabe in diesem Umfang nicht zu unseren Aufgaben.
«Als medizinische Organisation ist es normalerweise nicht unsere Aufgabe, die Menschen mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Aber hier gibt es Menschen, die sich in einer verzweifelten Lage befinden.», sagt MSF-Landeskoordinator Phillippe Le Vaillant. «Andere Hilfsorganisationen sind bislang noch nicht eingesprungen, daher fühlen wir uns verpflichtet, diese Versorgungslücke zu schliessen.»

Bewohner der informellen Lager sind am bedürftigsten

Etwa eine Millionen Menschen, die vor der Gewalt zwischen bewaffneten Gruppen und dem nigerianischen Militär im Bundesstaat Borno geflohen sind, leben jetzt in Maiduguri, der grössten Stadt im Nordosten Nigerias.
Zwar wurde die humanitäre Hilfe in den vergangenen Monaten aufgestockt, doch noch immer sind tausende Stadtbewohner dringend auf Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Hilfe angewiesen. Am bedürftigsten jedoch sind die Menschen, die in informellen Lagern leben. Der Grund dafür liegt darin, dass diese Lager von den lokalen Behörden nicht offiziell anerkannt werden und daher keine oder nur wenig Hilfe erhalten.
«Viele Menschen sind in Maiduguri nur mit der Kleidung, die sie am Körper trugen, angekommen», erzählt Phillippe Le Vaillant. «Es gibt fast keine Möglichkeit für sie, Geld zu verdienen, und die Nahrungsmittelpreise haben sich in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt. Auch psychisch sind viele durch die jahrelange Unsicherheit und Gewalt am Ende ihrer Kräfte.»

Trinkwasserversorgung und Latrinenbau

MSF betreibt in Maiduguri zwei grosse Gesundheitseinrichtungen und zwei stationäre Ernährungszentren, in denen schwer mangelernährte Kinder mit kalorienreicher Fertignahrung behandelt werden. Darüber hinaus bringen wir jeden Tag 80‘000 bis 100‘000 Liter Wasser nach Maiduguri. Dadurch versorgen wir die Menschen vor Ort mit Trinkwasser, solange es keine langfristige Lösung gibt. Wir sanieren und bauen neue Latrinen und setzen Brunnen in den Lagern um Maiduguri wieder instand.
Der Bedarf an Nahrungsmittelhilfe wird voraussichtlich ab März weiter steigen. Dann gehen die Vorräte aus der letzten ertragsarmen Ernte zur Neige, und es beginnt die jährlich wiederkehrende Nahrungsmittelknappheit. Eine ausreichende Ernährung trägt auch wesentlich zur Stärkung der Abwehrkräfte gegen Infektionskrankheiten wie Malaria und Durchfall bei, die während der im Juni beginnenden Regenzeit am häufigsten auftreten.

Tödliche Wechselwirkung: Nahrungsmittelknappheit und Regenzeit

«Es gibt eine tödliche Wechselwirkung zwischen der saisonal wiederkehrenden Nahrungsmittelknappheit und den Regenzeiten», erklärt der MSF-Arzt Dr. Javed Ali. «Werden die Abwehrkräfte der Menschen infolge mangelnder Nährstoffe im Essen geschwächt, steigt die Zahl der Infektionen. Besonders gefährdet sind Kinder. Wenn sie sich anstecken, sind sie auch anfälliger für eine akute Mangelernährung, die oftmals mit Komplikationen einhergeht.»
Zwischen Juni und Oktober des vergangenen Jahres starben infolge dieses Teufelskreises allein in Maiduguri hunderte der von uns behandelten Patienten. Im August starben 75 von 369 Kindern, die in unserem therapeutischen Ernährungszentrum aufgenommen worden waren. Selbst im November, als die Regenfälle nachliessen und sich der Gesundheitszustand vieler Patienten verbesserte, starben 21 von 250 der im Ernährungszentrum aufgenommenen Kinder.
«Die Anzahl mangelernährter Kinder mit schweren Komplikationen, die wir im Sommer behandeln mussten, hat uns überwältigt», sagt Dr. Javed. «Obwohl wir jetzt dank saisonaler Faktoren eine Ruhepause haben, bedeutet das nicht, dass die Notlage vorüber ist. Ohne eine deutliche Aufstockung der Aktivitäten nationaler und internationaler Hilfsorganisationen könnte sich die Lage im nächsten Jahr sogar noch weiter verschlimmern, weil durch den Konflikt noch immer Millionen Menschen als Vertriebene leben.»

MSF betreibt im Bundesstaat Borno elf Gesundheitseinrichtungen. Zusätzlich sind medizinische Teams regelmässig in fünf weiteren Gesundheitseinrichtungen aktiv. Die Organisation befürchtet, dass mehrere hunderttausend Menschen in Landesregionen leben, zu denen man Hilfsorganisationen keinen Zugang gewährt. Dort gibt es vermutlich nicht genügend Wasser, Nahrung und medizinische Hilfe.