Somalia: MSF reagiert auf dringende Bedürfnisse in den Aussenbezirken von Mogadischu
Somalia / Somaliland2 Min.
Die Erhebung der Ernährungslage durch MSF ergibt hohe Mangelernährungsraten.
Eine Erhebung des internationalen medizinischen Hilfswerks Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat ergeben, dass eines von vier Kindern in den Lagern am Rand der somalischen Hauptstadt an Mangelernährung leidet. Ein MSF-Team hat deshalb eine dreitägige Notfallintervention gestartet, um vor Ort die Kinder unter fünf Jahren mit therapeutischer Nahrung zu versorgen und medizinisch zu betreuen.
Medizinische Fachpersonen von MSF besuchten 34 Lager, in denen mehr als 15’000 vertriebene Menschen ohne genügenden Zugang zu medizinischer Versorgung leben. Viele dieser Flüchtlinge wurden mehrfach vertrieben und sind sehr schwach.
In diesen drei Tagen wurden 1500 Kinder auf akute Mangelernährung untersucht. 396 wurden ins Ernährungsprogramm von MSF aufgenommen, 70 davon leiden unter schwerer akuter Mangelernährung.
Ausserdem leistete das MSF-Team medizinische Nothilfe für 162 Kinder und schickte 25 von ihnen ins MSF-Kinderspital im Distrikt Hamar-Weyne in Mogadischu. Die meisten leiden an Infektionen der Atemwege, Hautkrankheiten oder Durchfallerkrankungen. Schliesslich impfte das Team auch 380 Kinder gegen Masern, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung.
Die jahrzehntelange Gewalt in Somalia hat das Gesundheitssystem zugrundegerichtet und die Bevölkerung stark in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der anhaltenden Gewalt, der Dürren, Infektionskrankheiten und der Mangelernährung sind in den letzten Jahren tausende Somalier aus ihren Häusern vertrieben worden oder in Nachbarländer geflohen. Obwohl die Ernährungssicherheit seit 2011 verbessert wurde, ergab eine Überprüfung durch MSF hohe Raten von Mangelernährung in weiten Teilen des Landes, unter anderem in den Vororten von Mogadischu.
Die medizinische Hilfe von MSF wird in Somalia in beinahe allen Landesteilen von der anhaltenden Unsicherheit und dem beschränktem Zugang für die Mitarbeiter der Hilfswerke stark beeinträchtigt. In dieser herausfordernden Situation muss die Organisation ihre medizinischen Aktivitäten immer wieder anpassen. Exakte Überprüfungen der Situationen und Reaktionen auf akute Änderungen sind nur begrenzt möglich. Die MSF-Teams sind deshalb gezwungen, sehr eingeschränkt zu handeln und sich auf die allernötigsten medizinischen Bedürfnisse zu konzentrieren.
Im Oktober 2011 sind zwei humanitäre Mitarbeiterinnen von MSF, Montserrat Serra und Blanca Thiebaut, im Flüchtlingslager Dadaab in Nordkenia entführt worden, als sie Nothilfe für die somalische Bevölkerung leisteten. Da sie sich immer noch in Gefangenschaft befinden, führt MSF zwar noch Aktionen zur Bewältigung lebensbedrohlicher Krisen durch, hat aber alle Projekte in Somalia, die nicht auf eine Notlage ausgerichtet sind, sistiert, bis die beiden freigelassen werden.
MSF arbeitet seit 1991 in Somalia und bietet weiterhin lebensrettende medizinische Versorgung für hunderttausende Somalier in zehn Regionen des Landes und in den angrenzenden Ländern Kenia und Äthiopien. Sie beschäftigt über 1400 Mitarbeiter in Somalia sowie etwa 100 Angestellte in Nairobi, die eine grosse Bandbreite an Dienstleistungen bereitstellen, wie etwa kostenlose medizinische Grundversorgung, Behandlung der Mangelernährung, chirurgische Eingriffe, Verteilung von Wasser und Grundversorgungsartikeln und Hilfe für Vertriebene. MSF ist bei ihrer Arbeit in Somalia völlig von privaten Spenden abhängig und nimmt keine staatlichen Gelder an.