Sudan: Zustrom von Vertriebenen nach Wad Madani
© Ala Kheir
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Nach dem Ende des jüngsten Waffenstillstands wurden die schweren Kämpfe in der sudanesischen Hauptstadt wieder aufgenommen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) in Wad Madani haben einen besorgniserregenden Anstieg der Zahl der aus Khartum eintreffenden Menschen festgestellt. Rund 5000 Menschen lebten zuvor bereits in drei grossen Camps in der Umgebung der Stadt. In der letzten Woche ist die Zahl der Vertriebenen an einem Ort, an dem unsere Teams tätig sind, von 300 auf 2800 gestiegen. Dieser rasche Anstieg unterstreicht die dringende Notwendigkeit, allen durch den Konflikt vertriebenen Menschen medizinische Grundversorgung zukommen zu lassen.
«Viele der Vertriebenen, die aus der Hauptstadt nach Wad Madani kommen, haben bei den Kämpfen in Khartum nicht nur ihr gesamtes Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage verloren, sondern auch ihre Familienangehörigen», sagt Anja Wolz, medizinische Koordinatorin unsere Teams.
Seit Anfang Mai führen wir mit Unterstützung von Mitarbeiter:innen des Gesundheitsministeriums mobile Kliniken an verschiedenen Standorten, an denen sich die Vertriebenen in Wad Madani aufhalten. In dieser Zeit haben sie mehr als 1600 Patient:innen behandelt. Die meisten von ihnen leiden an Atemwegs-Infektionen, die häufig mit den schlechten Lebensbedingungen oder dem Mangel an geeigneten Unterkünften zusammenhängen.
Die Teams behandeln auch Malaria, chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Asthma sowie durch Allergien und Krätze verursachte Hautverletzungen und bieten Impfungen an. Eine Hebamme kümmert sich um schwangere Frauen, zudem wird psychologische Unterstützung angeboten. In den letzten Wochen konnten wir dringend benötigte Hilfsgüter nach Wad Madani bringen.
Das Labor ist zwar nicht vollständig ausgestattet, aber wir arbeiten mit dem, was zur Verfügung steht. Wir haben einen guten Vorrat an Medikamenten und auch verschiedene medizinische Schnelltests. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium bringen wir dringende Fälle ins Spital. Wir schicken auch unsere Sanitäter:innen mit Patient:innen mit, um diese weiter zu betreuen., sagte unser Arzt Ahmed Omer Aljack.
Angesichts der bevorstehenden Regenzeit sorgen wir uns auch wegen der Wasser- und Sanitärversorgung in den Vertriebenencamps. Schon jetzt häufen sich Fälle von Malariaerkrankungen, und es wird berfürchtet, dass sich das Denguefieber ausbreitet.
«Unsere Teams in Wad Madani versuchen, den Ausbruch von durch Wasser übertragenen Krankheiten wie Cholera zu verhindern, die in der derzeitigen Situation leicht zu einer Katastrophe führen könnten. Wir arbeiten daran, die hygienischen Bedingungen in den Camps zu verbessern und den Zugang zu sauberem Trinkwasser sicherzustellen», sagt Wolz.
Momentan prüfen wir wie unsere Teams ihre Aktivitäten ausweiten können, um auf den neuen Zustrom von Menschen aus Khartum zu reagieren.
Ärzte ohne Grenzen ist in elf Staaten im Sudan tätig, darunter in Khartum und in Darfur. Die Teams behandeln Kriegsverletztungen in Khartum und Nord-Darfur, sie leisten Geflüchteten und Vertriebenen in den Staaten Al-Gedaref und Al-Jazirah Gesundheitsdienste und sorgen für Wasser und sanitäre Grundversorgung, zudem behandeln sie Fälle von Mangelernährung.
© Ala Kheir