Kenia: Menschen im überschwemmten Geflüchtetencamp in Dadaab benötigen dringend Hilfe

Überschwemmungen im Geflüchtetencamp Dagahaley. Kenia, 11. November 2023.

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Schwere Regenfälle im Nordosten Kenias haben massive Überschwemmungen verursacht. Der Zugang zu Teilen der Bezirke Garissa und Mandera ist abgeschnitten, so dass viele Menschen dort weder Unterkunft noch Zugang zu sauberem Trinkwasser oder Nahrungsmitteln haben. Zu diesem Gebiet gehört auch das Geflüchtetencamp Dadaab, wo etwa 300 000 Menschen leben, die meisten von ihnen stammen aus Somalia.

Die Regenfälle haben seit dem 8. November Brücken weggespült und Strassen unpassierbar gemacht. Dadurch können Lastwagen keine Lebensmittel mehr liefern und Hilfsorganisationen das Gebiet nicht mehr erreichen. Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF), die bereits in Dagahaley - einem der drei Geflüchtetencamps in Dadaab - tätig waren, haben eine Nothilfeaktion gestartet.

In Dagahaley sind mehr als 2700 Menschen in fünf Schulen untergebracht, viele andere leben bei Verwandten. Da die Lebensmittelversorgung unterbrochen ist, sind die Märkte und Geschäfte des Geflüchtetencamps leer.

Das Wasser steigt weiter an und zwingt die Bewohner:innen des Camps Dagahaley, ihre Unterkünfte zu verlassen. Wir sind 30 Menschen, eingepfercht in einem Schulzimmer. Nachts können wir kaum schlafen, Insekten und Moskitos plagen uns.

Ali Muhammed, der in einer Schule Zuflucht gesucht hat, um den Fluten zu entkommen

In den vergangenen 12 Monaten ist in Dagahaley die Zahl der mangelernährten Geflüchteten stark angestiegen, zudem gab es im Camp eine Masernepidemie und ein Choleraausbruch, der lange anhielt. Von den internationalen Organisationen vernachlässigt, sind die Geflüchteten in Dadaab zunehmend auf grundlegende humanitäre Hilfe angewiesen.

Schon vor Beginn der Regenfälle hatte die Hälfte der Bewohner:innen von Dadaab keinen Zugang zu funktionierenden Latrinen, was zu offener Defäkation in und um die Camps führte. Anfang 2023 bauten die Teams von Ärzte ohne Grenzen 150 Gemeinschaftslatrinen, um die schlechten sanitären Bedingungen zu verbessern und eine weitere Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.

Die derzeitigen Überschwemmungen stellen ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für die Bewohner:innen von Dadaab dar. «Mangelnder Zugang zu Trinkwasser über längere Zeit kann zum Ausbruch von Krankheiten führen, die durch Wasser übertragen werden, beispielsweise Hepatitis A, Hepatitis E, Dysenterie, Typhus, Polio und Cholera führen», sagt Sajad Hussein, Advocacy Manager von Ärzte ohne Grenzen in Dagahaley. Nahrungsmittelknappheit führt zudem zu mehr Fällen von Mangelernährung. In stehendem Wasser vermehren sich Moskitos, was das Risko von Malaria-Erkrankungen und Dengue-Fieber erhöht. «Menschliche Grundbedürfnisse müssen dringend gedeckt werden, um ernstere Folgen zu verhindern», sagt Hussein. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen verteilen Notfallpakete mit Seife, Plastikplanen, Moskitonetzen sowie Wasseraufbereitungspakete.

In den letzten Jahren haben die Menschen in und um Dadaab wiederholt Dürreperioden und Überschwemmungen erlebt. Die örtlichen Wasserquellen sind versiegt, das Vieh ist verdurstet und die Ernten wurden durch schwere Regenfälle zerstört. «Die Mehrheit der Bevölkerung lebt von dem, was sie aufziehen und anbauen kann», sagt Sajad Hussein. «In dieser aussergewöhnlichen Regenzeit haben viele Gemeinden ihr Vieh oder ihre Ernte verloren, manche gar beides. Das bedeutet, dass die Menschen noch lange nach dem Abflauen des Wassers weiter leiden werden.