Ökologische Auswirkungen der Hilfseinsätze verringern

2 hommes posent un panneau solaire sur le toit de l’hôpital

Klimakrise4 Min.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) verspricht, die CO₂-Emissionen bei ihren medizinischen Hilfseinsätzen bis 2030 um mindestens 50% zu reduzieren, um die Gesundheit von Patientinnen und Patienten und ihren Gemeinschaften nachhaltig zu schützen.

In der Erkenntnis, Teil des globalen Problems des CO₂-Ausstosses und des menschengemachten Klimawandels zu sein, versprechen wir, unseren CO₂-Fussabdruck bis 2030 im Vergleich zu 2019 um mindestens 50% zu verringern. Mit diesem Schritt wollen wir einen strikten Kurs in Richtung Dekarbonisierung einschlagen, um in Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Ärzte ohne Grenzen Schweiz koordiniert medizinische Hilfsprojekte in 27 Ländern und ist das erste der insgesamt fünf Einsatzzentren, das sich ein Reduktionsziel für die CO₂-Emissionen gesetzt hat. Das Versprechen folgte auf den Entschluss der globalen MSF-Bewegung, mit der Verabschiedung eines Umweltpakts im Jahr 2020 die ökologischen Auswirkungen ihrer medizinischen Noteinsätze zu vermindern. 

Der menschengemachte Klimawandel wird dramatische Konsequenzen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen überall auf der Welt haben. Wenn nicht dringend gross angelegte Gegenmassnahmen ergriffen werden, wird der Klimanotstand das gesundheitliche Wohl der Bevölkerung zunehmend beeinträchtigen, zum Beispiel durch extreme Wetterereignisse oder sich ändernde Muster bei tödlichen Krankheiten wie Malaria, Dengue-Fieber und Cholera. So können Dürren, Überschwemmungen, Insektenplagen oder auch veränderte Niederschlagsmuster die Nahrungsmittelherstellung und die Lebensgrundlagen der Menschen ernsthaft gefährden. 

Uns rennt die Zeit davon. Bei den Menschen, die wir in Mosambik, Honduras und dem Niger unterstützen, erkennen wir bereits, wie stark ihnen die drastischen Klimaveränderungen zugesetzt haben

Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen.

«Wir werden unseren CO₂-Ausstoss reduzieren und die Einsatzabläufe hinterfragen. Wir hätten das schon vor Jahren machen sollen, wir sind schon sehr spät dran. Wir haben die medizinische und moralische Pflicht gegenüber unseren Patientinnen und Patienten und ihren Familien, weder ihnen noch deren Umwelt mit unserer Tätigkeit zu schaden» so Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz.

Viele Regionen, in denen Ärzte ohne Grenzen heute im Einsatz ist, sind besonders anfällig im Hinblick auf drastische Klimaveränderungen. Die dort lebenden Menschen haben infolge von Epidemien, Nahrungsmittelknappheit, Konflikten und Vertreibung häufig vielfältige, sich überlagernde medizinische Bedürfnisse. Mit fortschreitendem Klimanotstand wird sich die gesundheitliche Notlage in Regionen wie Somalia oder der Sahelzone noch verschärfen. Dass diese Krise die verletzlichsten Menschen der Erde am schlimmsten treffen wird, ist offensichtlich. 

«Es ist ein grosser und wichtiger Schritt vorwärts», sagt Christine Jamet, operative Leiterin von Ärzte ohne Grenzen. «Für uns als Nothilfeorganisation ist das Verkleinern unseres CO₂-Fussabdrucks eine gewaltige Aufgabe, denn es bleibt unser oberstes Gebot, an einigen der entlegensten Orten der Welt rasch Hilfe zu leisten. Wir wissen noch nicht genau, wie wir diese Aufgabe lösen werden – fest steht aber, dass wir sie lösen müssen. Aus diesem Grund haben wir uns dieses Ziel gesetzt und uns verpflichtet, öffentlich und transparent über unsere diesbezüglichen Fortschritte zu berichten. Es bleibt uns nichts anderes übrig.»

 


 

Was tut Ärzte ohne Grenzen, um ihren CO₂-Fussabdruck zu reduzieren?

Obwohl wir zugegebenermassen recht spät damit angefangen haben, haben wir bereits eine Reihe von Massnahmen in die Wege geleitet. Wir haben begonnen, unseren CO₂-Ausstoss zu messen und haben Initiativen zur Verbesserung des Energieverbrauchs und des Abfallmanagements ergriffen. Wir müssen diese Aktivitäten schnell ausweiten und arbeiten daran, das gesamte Ausmass unseres CO₂-Fussabdruck zu messen und eine Roadmap mit konkreten Schritten zur Reduzierung unserer Emissionen zu definieren. Wir sind dabei, uns mit einer externen Organisation zusammenzutun, die uns bei der Suche nach Lösungen und Methoden begleitet, um unsere Verpflichtungen in die Tat umzusetzen. Wir haben bereits eine Vorstellung davon, wo der Grossteil unserer Emissionen liegt, und jetzt müssen wir sicherstellen, dass konkrete Massnahmen ergriffen werden. Die gute Nachricht ist, dass es bereits umweltfreundlichere Optionen zur Reduzierung des Energieverbrauchs gibt - wie z. B. interne Richtlinien, die Wahl der Geräte, die Beschaffung, die Verwendung von erneuerbarer Energie. 

Was bedeutet das konkret?

Es bedeutet, dass wir konkrete, nachhaltige Lösungen finden müssen, um unseren medizinischen Auftrag zu erfüllen, indem wir den Energieverbrauch reduzieren und sicherstellen, dass wir unsere Ressourcen auf die effizienteste und umweltfreundlichste Weise nutzen.  Wir haben zum Beispiel unsere Lieferkette analysiert und wissen, dass sie einen wesentlichen Beitrag zu unseren Emissionen leistet. Wenn wir ändern, was, wie und wo wir einkaufen, was wir für den Betrieb unserer Gesundheitszentren und Spitäler benötigen, und wie wir es zu unseren Projekten transportieren, wird das einen grossen Unterschied machen. Wir wissen, dass wir viel mehr auf Seefracht statt auf Luftfracht setzen müssen. 
Vor Ort bedeutet dies, dass wir unsere Transporteinsätze rationalisieren, erneuerbare Technologien wie Solarzellen anstelle von Treibstoffgeneratoren einsetzen, unsere übermässige Abhängigkeit von medizinischen Einwegartikeln reduzieren, weniger umweltschädliche oder energieverbrauchende Produkte verwenden, weniger Abfall produzieren und unsere Bemühungen für eine bessere Abfallbehandlung verstärken. Generell sollten wir unseren Energieverbrauch bewusster gestalten: Die Summe vieler kleiner Änderungen wird einen grossen Einfluss auf unseren ökologischen Fussabdruck haben. 

In unserem Einsatzzentrum bedeutet dies, Flugreisen auf das Notwendigste zu reduzieren, unsere Büros in ein neues, energieeffizientes und nachhaltig gebautes Gebäude zu verlegen und den Energieverbrauch zu senken, selbst bei scheinbar kleineren Dingen wie der digitalen Nutzung und Speicherung. 

Für eine Organisation unserer Grösse ist das eine ziemlich beachtliche Aufgabe und wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Der erste Schritt ist es, Lösungen zu finden und die nötigen Mittel bereitzustellen.