Ärzte ohne Grenzen beendet Covid-19-Hilfsaktivitäten in der Schweiz

Distribution de nourriture à Genève le 8 mai 2020.

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Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat im April und Mai 2020 Organisationen in der Westschweiz, die sich für die besonders von den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Krise betroffenen Menschen einsetzen, logistisch und medizinisch unterstützt. Nun haben die Teams haben den Einsatz in der Schweiz am 16. Mai offiziell beendet.

Aus Solidarität werden jedoch auch weiterhin freiwillige Helferinnen und Helfer von Ärzte ohne Grenzen bei den Lebensmittelausgaben der «Caravane de Solidarité» in Genf im Einsatz sein, logistische Unterstützung leisten sowie die gemeinsam mit dem Genfer Universitätsspital (HUG) betriebene Anlaufstelle zur medizinischen Beratung aufrechterhalten. Ausserdem werden die Teams weiterhin auf die Bedürfnisse und Fragen eingehen, die im Zuge der Lockerung der Eindämmungsmassnahmen aufkommen könnten.

Der unerwartet grosse Andrang bei den Lebensmittelausgaben hat ein grosses Medienecho und eine Welle der Solidarität in der Schweiz und auch in anderen Ländern ausgelöst. Dadurch sind diejenigen Teile der Bevölkerung in den Fokus gerückt, die durch das soziale Netz fallen und vorher nur am Rande wahrgenommen wurden: prekarisierte Menschen, deren ohnehin schwierige Lage sich durch die Folgen der Pandemie noch verschärft hat.

Eine Umfrage und eindrückliche Begegnungen

Im Rahmen der Lebensmittelausgabe vom 2. Mai 2020 haben Ärzte ohne Grenzen und das Genfer Universitätsspital eine gemeinsame Umfrage mit 532 Hilfesuchenden   durchgeführt, um Erkenntnisse über deren Zugang zu Gesundheitsversorgung und zu entsprechenden Unterstützungsangeboten zu gewinnen. 

Die Ergebnisse zeigen, wie schwierig die Lage für gewisse Personen ist, die die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie direkt zu spüren bekommen – selbst bei jenen Personen, die sozialhilfeberechtigt sind. Sie bestätigen zudem, dass es die Wohnverhältnisse mit vielen Menschen auf engem Raum oftmals nicht zulassen, sich zu isolieren. Aufgrund des innerhalb dieser Bevölkerungsgruppen vorhandenen Infektionsrisikos ist ihr Zugang zur Grundversorgung eingeschränkt. Bei den Freiwilligen, die an diesem Tag im Einsatz waren, haben diese Begegnungen Spuren hinterlassen. 

Erfahrungsberichte von Spender*innen, Freiwilligen und Begünstigten


Inspiriert von Fotoblog-Initiativen, die die Geschichten von «Unbekannten» in den sozialen Netzwerken erzählen, hat Ärzte ohne Grenzen angefangen, von den Erfahrungen der an der Lebensmittelausgabe beteiligten Personen zu berichten.

Ziel ist es, den involvierten Menschen ein Gesicht und eine Stimme zu geben. Denen, die sie zugutekommt, aber auch jenen, die sie ermöglichen und durchführen. Ärzte ohne Grenzen möchte mit der Veröffentlichung dieser Berichte auch ihre Solidarität mit der Genfer Zivilgesellschaft ausdrücken und ihren Dank an die Menschen und Organisationen aussprechen, die sich für prekarisierte Bevölkerungsgruppen einsetzen, deren Not auch über die Coronakrise hinweg andauern wird.

Mit 2919 Paketen im Wert von rund 50 Franken versorgten die fast 200 Freiwilligen an der von «Caravane de Solidarité» organisierten Lebensmittelausgabe vom 23. Mai 2020 in der Les-Vernets-Eissporthalle so viele Familien wie noch nie zuvor an einem Tag. Seit Beginn der Initiative wurden insgesamt 9758 Pakete verteilt.