MSF und das Genfer Universitätsspital (HUG) unterstützen die «Caravane de Solidarité»
© Nora Teylouni/MSF
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Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) hat am Samstag, den 2. Mai das Genfer Bürgerkomitee «La Caravane de Solidarité» bei der Verteilung von kostenlosen Lebensmitteln unterstützt.
Freiwillige Helferinnen und Helfer als auch Fachleute aus dem Gesundheitsbereich von mehr als zehn Organisationen waren an der Verteilaktion beteiligt, um Hilfsbedürftigen zu helfen, die wegen der Corona-Krise in Not sind. Darunter die Stadt Genf, die Feuerwehr, aber auch Mitarbeiter der Genfer Universitätsspitäler (HUG) und Ärzte ohne Grenzen. Die Verteilung hat um 10 Uhr morgens begonnen, die Menschen sind aber bereits um 6 Uhr angestanden. Viele von ihnen haben wegen der Coronakrise ihre Arbeit verloren und kein Einkommen mehr.
Logistische Unterstützung: Erfahrungen von MSF aus anderen Epidemien
Der Notfall-Logistiker Naoufel Dridi von Ärzte ohne Grenzen hat die Warteschlange der Hilfesuchenden vor Ort beobachtet: «Die Sicherheitsabstände und Hygienemassnahmen werden gut respektiert. Wir bringen unser Wissen ein, dass wir uns aus anderen Epidemien wie Cholera-, Masern und Ebola angeeignet haben.»
Verteilt wurden über 1’300 Säcke, die mit Grundnahrungsmittel wie Reis, Teigwaren oder Öl gefüllt waren. Der Wert der Waren betrug 20 Franken. Dabei bildete sich eine Warteschlange von mehr als einem Kilometer.. Um Kontakte möglichst zu vermeiden, durften die Menschen nach Erhalt der Lebensmittel nicht den gleichen Weg mit den Anstehenden zurückgehen, sondern mussten einen Umweg nehmen.
Kostenlose Tests für Verdachtsfälle
Die Hilfesuchenden konnten sich an einem medizinischen Posten mit Mitarbeitenden von MSF und dem HUG beraten lassen. Dabei konnten sie sich auch kostenlos auf Covid-19 testen lassen. Diese Früherkennungsuntersuchungen waren vor allem für Menschen gedacht, die Symptome haben und möglicherweise sofortige medizinische Hilfe benötigen. Alle sieben an diesem Tag durchgeführten Tests fielen negativ aus.
«Meinem Körper geht es nicht allzu schlecht, aber ich fühle mich unwohl»
Entlang der Warteschlange verteilen rund 20 Freiwillige von Ärzte ohne Grenzen einen Gesundheitsfragebogen. Ziel war es, Schwierigkeiten beim Zugang zur Gesundheitsversorgung für gefährdete Bevölkerungsgruppen in Genf besser zu verstehen. Dazu gehören Menschen, die durch das Sozialnetz fallen und deren ohnehin schon prekäre Lage sich durch die Coronakrise weiter verschärft.
Am frühen Nachmittag begann die Schlange allmählich abzunehmen. Rund 550 Fragebögen wurden ausgefüllt. Roberta Petrucci, medizinische Koordinatorin von Ärzte ohne Grenzen Schweiz freut sich, dass sich die Hilfesuchenden in diesem Rahmen frei und anonym äussern konnten.
Angesichts der Fragen zum Gesundheitszustand der Menschen sind die Rückmeldungen weniger beunruhigend als erwartet. «Meinem Körper geht es nicht allzu schlecht, aber ich fühle mich unwohl», war einer der Sätze, die die Freiwilligen an diesem Tag am häufigsten hörten.
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Als sich das Virus Ende März in der Schweiz auszubreiten begann, hat Ärzte ohne Grenzen in Absprache mit den Gesundheitsbehörden und mit Unterstützung von privaten Hilfsorganisationen verschiedene Hilfsmassnahmen lanciert, um «Sans Papiers» und Menschen zu helfen, die als besonders gefährdet eingestuft wurden. In Genf besucht ein Team von Ärzte ohne Grenzen weiterhin regelmässig die stillgelegten Militärkasernen in Les Vernets. Die Stadt Genf nutzt diese um gefährdete Bevölkerungsgruppen unterzubringen. In Zusammenarbeit mit dem HUG hilft MSF bei der Kontaktverfolgung. Weiter unterstützte MSF verschiedene lokale Organisationen bei der Infektionsprävention im Kanton Waadt.
© Nora Teylouni/MSF