Dadaab: Die bereits prekäre Situation könnte sich weiter zuspitzen
Kenia2 Min.
MSF ist zutiefst beunruhigt über den kürzlich erfolgten öffentlichen Aufruf der kenianischen Behörden, wonach Tausende somalische Flüchtlinge die städtischen Gegenden verlassen und sich in abgelegene, bereits überfüllte Lager zurückziehen sollten.
Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnt davor, dass sich die ohnehin bereits unsichere Lage dort durch einen potenziellen neuen Flüchtlingszustrom weiter verschlechtern könnte.
In den Flüchtlingslagern von Dadaab im nördlichen Kenia steigt momentan aufgrund der Regenzeit das Risiko von Krankheiten und Epidemien für die bereits enorm geschwächte Bevölkerung weiter an.
“Die hier in Dadaab gebotenen Hilfsprogramme sind schon jetzt komplett überlastet und können den laufenden Bedarf nicht decken”, erklärt Dr. Elena Velilla, MSF-Koordinatorin in Kenia. „Zudem ist die Sicherheitslage in den Lagern weiterhin ungewiss, sodass MSF im Falle eines weiteren Zustroms von Neuankömmlingen nicht in der Lage wäre, auf einen erneuten Notstand adäquat zu reagieren.“
Im Verlauf des letzten Monats hat sich die Anzahl der Kinder, die mit akuter Mangelernährung im MSF-Spital aufgenommen wurden, verdoppelt. Rund 300 Kinder wurden hospitalisiert. Aufgrund der schlechten Lebensbedingungen im Lager leiden die meisten von ihnen auch an akutem Durchfall oder schweren Atemwegsinfektionen.
„Seit den starken Regenfällen im Dezember, die zu Überschwemmungen in den Lagern geführt haben, steht es um die ohnehin bereits prekären Verhältnisse hinsichtlich Unterbringung und sanitärer Versorgung noch schlechter. Dies hat dramatische Auswirkungen auf die Gesundheit der Bevölkerung“, so Velilla weiter.
Mit einem 200-Betten-Spital, das als Überweisungseinrichtung für mehrere Lager in Dadaab dient, ist MSF eine der zentralenen Erbringerinnen von Gesundheitsleistungen. Die Organisation hat allerdings mit der Bewältigung der kontinuierlich wachsenden medizinischen und humanitären Bedürfnisse zu kämpfen.
Seit der Errichtung der Lager vor zwanzig Jahren wurde Dadaab immer wieder von Notständen wie Überschwemmungen, Ernährungskrisen und Seuchenausbrüchen geplagt. Laut dem UNHCR wurden 2012 elf Epidemieausbrüche verzeichnet. Auch heute werden aus den Lagern vereinzelt Fälle von Cholera und Hepatitis E gemeldet.
Angesichts der sich weiter verschlechternden Bedingungen fürchtet MSF die Konsequenzen des von den kenianischen Behörden ausgesprochenen Ausrufs auf die schon jetzt katastrophale medizinische und humanitäre Situation der Flüchtlinge in Dadaab.
Aktivitäten von MSF in Dadaab
MSF leitet ein Spital in Dagahaley, einem der fünf Flüchtlingslager von Dadaab. Monatlich führen MSF-Teams im Durchschnitt 14'000 ambulante medizinische Behandlungen durch und überweisen 1'000 Patienten direkt ins Spital. Zurzeit nehmen über 400 akut mangelernährte Kinder am Ernährungsprogramm teil, von denen 63 diese Woche als besonders schwerwiegende Fälle in die Intensivstation überwiesen wurden.
Vor über einem Jahr, im Oktober 2011, wurden die beiden MSF-Mitarbeitenden Montserrat Serra und Blanca Thiebaut im Flüchtlingslager von Dadaab entführt, während sie der somalischen Bevölkerung Nothilfe leisteten. Sie befinden sich weiter in Gefangenschaft. Während MSF bei akuten Krisen nach wie vor aktiv ist, wurden sämtliche Nicht-Notfall-Projekte bis zu deren Freilassung eingestellt.