Schweiz: Die Reaktion von MSF auf die zweite Corona-Welle

Der leere Bahnhof Cornavin in Genf.

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Auf dem Ansteckungshöhepunkt der zweiten Corona-Welle Mitte November hat Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) einen neuen Einsatz in der Schweiz gestartet. Bereits im Frühling 2020 hatte die Organisation in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden und Hilfsvereinen einen zweimonatigen Einsatz zur Unterstützung von benachteiligten Bevölkerungsgruppen in den Kantonen Genf und Waadt sowie in der benachbarten Haute-Savoie durchgeführt.

Dieser Einsatz entspricht dem Kern unseres sozialen Auftrags. Er ist auch ein Zeichen unserer Solidarität mit der Gesellschaft, die seit 1981 Heimat unseres Hauptsitzes in der Schweiz ist.

Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen Schweiz

Das Einsatzteam stellt dabei seine bei anderen Epidemien weltweit erworbenen Erfahrungen zur Verfügung. Die Unterstützung richtet sich primär an gefährdete Bevölkerungsgruppen, die wegen der aussergewöhnlichen Lage vom öffentlichen Gesundheitssystem nicht ausreichend versorgt werden. 

Unterstützung von gemeinnützigen Organisationen

Das MSF-Team besteht aus Angestellten der Organisation und Freiwilligen und arbeitet eng mit den Sozialbehörden des Kantons und der Stadt Genf sowie mit dem Genfer Universitätsspital zusammen, die für die Versorgung von vulnerablen Personen und Asylbewerbenden zuständig sind. Ärzte ohne Grenzen hilft bei der Durchführung von Covid-Tests in Notunterkünften und betreut im Falle einer Ansteckung Menschen, die isoliert werden müssen. 

Sowohl im Kanton Genf als auch im benachbarten französischen Département Haute-Savoie unterstützen wir mehrere gemeinnützige Organisationen bei der Umsetzung der Hygiene- und Schutzmassnahmen in Unterkünften oder bei Verteilaktionen.

Verbesserte Schutzmassnahmen in Alters- und Pflegeheimen

«Seit unserem ersten Einsatz im Mai konnten wir unsere Verbindung zu Einrichtungen, Behörden und wohltätigen Vereinen in Genf aufrechterhalten, indem Mitarbeitende von uns sich dort beruflich oder freiwillig engagierten», berichtet Marc Poncin, Koordinator des Einsatzes in der Schweiz. 

In Genf sowie den Kantonen Jura und Neuenburg wurden wir in Absprache mit den kantonalen Gesundheitsbehörden von mehreren Alters- und Pflegeheimen um Unterstützung gebeten.

So waren wir in fünf solcher Einrichtungen tätig mit dem Ziel, die Massnahmen zum Infektionsschutz zu verbessern. In der Woche vom 21. Dezember haben wir zudem Workshops zum Austausch über den Umgang mit der Krise in Alters- und Pflegeheimen organisiert. Dabei gelang es uns, in sieben Einrichtungen im Jura Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren, dies insbesondere im Hinblick auf eine mögliche dritte Welle. 

Schliesslich wollen wir auch bei der Organisation von psychologischen Hilfsangeboten für das Personal in Alters- und Pflegeheimen Hilfe anbieten.

Dieses ist seit Beginn der Pandemie wegen der zahlreichen Todesfälle in diesen Einrichtungen enormen Belastungen ausgesetzt.

Gerade im Hinblick auf eine dritte Welle gibt die psychische Gesundheit des Pflegepersonals Anlass zur Sorge. Deshalb wird in einigen Alters- und Pflegeheimen im Kanton Genf diesen Monat ein entsprechendes Pilotprojekt lanciert.

Marc Poncin, Koordinator des Einsatzes in der Schweiz

Der Einsatz von Ärzte ohne Grenzen in der Schweiz ist zeitlich begrenzt und dürfte je nach Ausmass einer möglichen dritten Welle und den daraus entstehenden Bedürfnissen weiter angepasst werden.