Humanitäre Krise im Gazastreifen

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Palästinensische Autonomiegebiete31 Min.

Am 7. Oktober 2023 durchbrachen Hamas-Kämpfer den israelischen Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel und töteten mehr als 1200 Menschen. Seitdem ist der belagerte Gazastreifen ununterbrochenen und schweren Bombenangriffen ausgesetzt, die seit dem 27. Oktober mit einer Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte einhergehen. Bis zum 5. August wurden laut OCHA 39 623 Palästinenser:innen getötet, etwa 60 Prozent davon sind Kinder, Frauen und ältere Menschen. Hier finden Sie die Pressemitteilungen von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) zur Notsituation im Gazastreifen.

13. November 2024

Am 13. November, hat ein Luftangriff gegen 11 Uhr das dicht besiedelte Gebiet Al-Mawasi in Khan Younis, in Süd-Gaza, getroffen. Unsere Teams hatten nur wenige Minuten Zeit, um die Gesundheitseinrichtung zu evakuieren, die etwa 250 Meter vom Ort des Angriffs entfernt liegt.

Wir haben keinen offiziellen Evakuierungsbefehl von den israelischen Streitkräften erhalten, sondern wurden von den Anwohner:innen informiert. Sowohl das Personal als auch die Patient:innen flohen aus der Klinik.

Myriam, Koordinatorin MSF

Vor der Evakuierung waren rund 500 Patient:innen und Begleitpersonen anwesend. Wir führen in Al-Mawasi täglich 600-700 ambulante Behandlungen durch. Trotz der schwierigen Bedingungen, aber aufgrund des enormen Bedarfs, werden wir die Klinik wieder öffnen.

Der Einsatz schwerer Waffen in Gebieten, die von den israelischen Behörden als sicher erklärt wurden, ist ein Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht. Wir verurteilen diese Angriffe auf das Schärfste und fordern erneut den Schutz der medizinischen Einrichtungen, des Gesundheitspersonals und der Zivilbevölkerung.

10 November 2024

Am Sonntag, 10. November, blockierten die israelischen Behörden ohne Begründung die medizinische Evakuierung von acht Kindern und ihren Betreuer:innen aus dem Gazastreifen in unser Spital in Jordanien. Die Kinder, darunter ein Zweijähriges mit Beinamputationen, benötigen dringend medizinische Versorgung. Wir verurteilen diese Entscheidung aufs Schärfste.

Es ist absolut schockierend und empörend, dass Kinder, die eine lebenswichtige Behandlung benötigen, von Israel daran gehindert werden, Gaza zu verlassen. Dringende medizinische Evakuierungen zu verweigern, widerspricht jeglicher Vernunft und Menschlichkeit.

Moeen Mahmood, unser Landeskoordinator in Jordanien.

In den letzten Monaten beantragten unsere Teams für 32 Kinder und Betreuer:innen eine Evakuierung nach Jordanien. Nur sechs durften ausreisen. Langwierige Verfahren und unerklärliche Absagen blockieren die medizinische Versorgung von schwer verletzten Kindern aus Gaza.

Das Gesundheitssystem in Gaza ist zusammengebrochen. Dies hat zur Folge, dass diejenigen, die eine spezialisierte medizinische Versorgung benötigen, nirgendwo hingehen können. Nach Angaben der WHO handelt es sich um mindestens 14 000 Menschen, die eine solche Evakuierung benötigen. Seit dem 7. Oktober 2023 wurden in Gaza über 43 000 Menschen getötet und 100 000 verletzt.

Wir fordern die israelischen Behörden auf, medizinische Evakuierungen für Palästinenser:innen, einschliesslich ihrer Betreuer:innen, zu gewährleisten und gleichzeitig sicherzustellen, dass ihnen eine sichere, freiwillige und würdige Rückkehr nach Gaza garantiert wird.

9. November 2024

Ein israelischer Luftangriff hat eine Unterkunft auf dem Gelände des Al Aqsa Spital in Deir Al Balah in #Gaza getroffen, wo vertriebene Menschen untergebracht waren. Unsere Teams haben geholfen, acht Verletzte zu behandeln. Das ist bereits der achte Angriff auf das Gelände des Spitals seit März 2024.

Durch die Angriffe der israelischen Streitkräfte auf Gesundheitseinrichtungen, gibt es in #Gaza immer weniger funktionsfähige Spitäler. Das Al-Aqsa-Spital ist eines der letzten drei noch teilweise funktionsfähigen Spitäler in Deir Al Balah, einer Region mit rund 750 000 Menschen.

Durch die anhaltende Zerstörung des Gesundheitssystems in Gaza wird den Menschen der Zugang zu lebenswichtiger medizinischer Behandlung verwehrt. Wir appellieren an alle Kriegsparteien, die medizinischen Einrichtungen, das medizinische Personal und die Patient:innen jederzeit zu schützen. 

7. November 2024

Seit Wochen leidet Nord-Gaza unter den Angriffen der israelischen Streitkräfte. Vor der Offensive lebten dort 175 000 Menschen, nun ist das Gebiet nahezu menschenleer. Die Bevölkerung hat keine andere Wahl, als ihr Leben zu riskieren und zu flüchten.

Zehn unserer Mitarbeiter:innen und ihre Familien sind, wie viele andere, aus dem Vertriebenencamp Dschabalia nach Gaza-Stadt geflohen. Ein Kollege von uns wurde am 10. Oktober getötet, weitere unserer Kolleg:innen wurden verletzt. Zwei Mitglieder unseres Teams konnten immer noch nicht fliehen.

Die drei verbleibenden Spitäler in Nord-Gaza wurden von den israelischen Streitkräften angegriffen. Das Personal haben sie festgehalten. Zwischen dem 1. und 21. Oktober hat Israel laut Amt der Vereinten Nationen zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) nur sechs Prozent der koordinierten Hilfslieferungen zwischen dem südlichen und dem nördlichen Gazastreifen ermöglicht, was die Bereitstellung humanitärer Hilfe unmöglich macht.

«In Gaza-Stadt sind die Strassen voller vertriebener Menschen. Viele kommen in die Klinik, um Brandwunden und Verletzungen behandeln zu lassen. Die Fälle haben sich in den letzten Wochen mehr als verdoppelt. Der medizinische Bedarf ist enorm» berichtet unser Mitarbeiter Mohammad Wadi.

Die Menschen in Nord-Gaza leben unter katastrophalen und unmenschlichen Bedingungen, ohne Zugang zu Nahrung, Wasser oder medizinischer Versorgung. Wir fordern Israel auf, die Zwangsvertreibungen sofort zu beenden, humanitäre Hilfe in Nord-Gaza zu ermöglichen und das wahllose Töten im gesamten Gazastreifen zu stoppen.

31. Oktober 2024

Wir haben die Bestätigung erhalten, dass unser Mitarbeiter Dr. Mohammed Obeid, orthopädischer Chirurg, zusammen mit mehreren anderen Mitarbeiter:innen des Kamal Adwan Spital in Nord-Gaza am 26. Oktober von den israelischen Streitkräften festgenommen wurde. Wir sind sehr besorgt über die Verhaftung unseres Kollegen.

Dr. Obeid hatte im Kamal Adwan Spital Zuflucht gesucht und seine Hilfe angeboten,  als dieses von den israelischen Streitkräften belagert wurde. Unser letzter Kontakt mit ihm war am Nachmittag des 25. Oktober.

Wir haben die israelischen Behörden offiziell um Informationen bezüglich seines körperlichen und geistigen Wohlbefindens, sowie seines derzeitigen Aufenthaltsortes , gebeten.  Wir fordern die Sicherheit und den Schutz unseres Kollegen.  

19. Oktober 2024

«Der nördliche Gazastreifen wird seit über zwei Wochen belagert. Es ist somit absolut unerlässlich, dass die wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen geschützt werden. Die Menschen müssen weiterhin Zugang zu medizinischer Versorgung und lebensrettender Nothilfe haben. Wir appellieren an die israelischen Streitkräfte, ihre Angriffe auf Spitäler im nördlichen Gazastreifen sofort einzustellen», sagt Anna Halford, Notfallkoordinatorin von Ärzte ohne Grenzen in Gaza.

9. Oktober 2024

Am 7. Oktober haben die israelischen Streitkräfte Evakuierungsanordnungen für Teile des nördlichen Gazastreifens erlassen, da das Gebiet Ziel von Luftangriffen und einer Bodenoffensive ist. Zehntausende Bewohner:innen von Beit Hanoun, Dschabalia und Beit Lahia sind aufgefordert, Richtung Süden in die überfüllte sogenannte humanitäre Zone zwischen Al-Mawasi und Deir al-Balah zu ziehen, wo bereits eine Million Menschen unter katastrophalen Bedingungen leben. Auch diese Zone bleibt unsicher, da israelische Streitkräfte das Gebiet immer wieder angreifen.

3. Oktober 2024

Beim Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 wurden 1200 Menschen getötet und etwa 250 Geiseln genommen. Seitdem ​ wurden im Gazastreifen gemäss Gesundheitsministerium mehr als 41 000 ​ Menschen getötet und über 96 000 verwundet. Die Menschen wurden wiederholt vertrieben und unter Bombardierungen und zunehmend unmenschlichen Bedingungen in immer kleinere Gebiete gedrängt.

6. August 2024

Im heute veröffentlichten Bericht «Occupied lives: the risk of forcible transfer of Palestinians in Hebron» beschreibt Ärzte ohne Genzen, dass sich der Zugang zu medizinischer Versorgung für Palästinenser:innen in Hebron rapide verschlechtert – aufgrund der von den israelischen Streitkräften auferlegten Beschränkungen sowie der von israelischen Soldat:innen und Siedler:innen ausgeübten Gewalt.

30. Juli 2024

Die Kampfhandlungen in Chan Junis rücken zunehmend näher an das Nasser-Spital heran. Wir appellieren dringend an alle Kriegsparteien, den sicheren Zugang der Menschen zu medizinischer Versorgung zu gewährleisten und eine Evakuierung des Nasser-Spitals zu vermeiden. Die Gesundheit von Hunderten Patient:innen stehe auf dem Spiel, betont die Organisation.

19. Juli 2024

Im Juli mussten die Teams von Ärzte ohne Grenzen im Nasser-Spital in Khan Younis mehrmals einen massiven Zustrom von Verletzten bewältigen. Der Leiter unseres medizinischen Teams Javid Abdelmoneim berichtet aus dem letzten noch funktionsfähigen Spital im Süden von Gaza.

16. Juli 2024

Die Überlebenden dieses unablässigen Beschusses und der Bombardierungen müssen ständig von einem Ort zum nächsten fliehen. Doch Zeugenberichte von Mitarbeitenden und Patient:innen von Ärzte ohne Grenzen aus den letzten neun Monaten verdeutlichen, dass es nirgends in Gaza einen sicheren Ort gibt.

28. Juni 2024

Am Abend des 26. Juni 2024 verbreiteten die israelischen Behörden in den sozialen Medien mehrere neue Posts über unseren Mitarbeiter Fadi Al-Wadiya, der am 25. Juni von israelischen Streitkräften getötet wurde. Sie beschuldigen ihn, an militärischen Aktivitäten im Gazastreifen beteiligt gewesen zu sein. Wir sind tief besorgt über diese Anschuldigungen und nehmen diese sehr ernst.

25. Juni 2024

Am Morgen des 25. Juni wurde unser Kollege Fadi Al-Wadiya bei einem Angriff in Gaza-Stadt getötet. Wir sind entsetzt und verurteilen diesen Angriff aufs Schärfste. Neben unserem Kollegen wurden 5 weitere Menschen, darunter 3 Kinder, getötet. Fadi war gerade auf dem Weg zur Arbeit.

Fadi war 33-jähriger Physiotherapeut und Vater von 3 Kindern. Er arbeitete seit 2018 bei uns. Er ist der sechste Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, der seit dem 7. Oktober 2023 im Gazastreifen getötet wurde.

Unsere Gedanken und unsere Solidarität gelten Fadis Familie, seinen Angehörigen sowie allen Opfern dieses Angriffs und deren Angehörigen.

5. Juni 2024

Mindestens 70 Tote und mehr als 300 Verletzte wurden seit gestern nach schweren israelischen Angriffen im mittleren in das al-Aksa-Spital gebracht. Es ist eine der wenigen noch funktionierenden Gesundheitseinrichtungen in der Gegend.

«Überall im Spital liegen Menschen, auf dem Boden, draussen... Leichen wurden in Plastiksäcken gebracht. Die Situation ist überfordernd», sagt Karin Huster, unsere medizinische Referentin im Gazastreifen. Die medizinischen Teams dort versuchen derzeit einen enormen Zustrom von Patient:innen auch mit schweren Verbrennungen, Schrapnellwunden & Knochenbrüchen zu bewältigen. Das Gesundheitssystem ist zuletzt noch stärker an den Rand des Zusammenbruchs gebracht worden.

Einsatz in Gaza. Stand 31. Mai.

Einsatz in Gaza. Stand 31. Mai.

© MSF

30. Mai 2024

Am 29. Mai hat das israelische Parlament, die Knesset, in erster Lesung einen Gesetzentwurf angenommen, der das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) als terroristische Organisation einstufen würde.

Dieses Gesetzesvorhaben der israelischen Knesset zur Einstufung von UNRWA als terroristische Organisation ist ein ungeheuerlicher Angriff auf die humanitäre Hilfe und eine kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes. Wir verurteilen den Vorschlag aufs Schärfste und stehen solidarisch an der Seite von UNRWA, das Millionen Palästinenser:innen mit lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt und das Rückgrat der Hilfslieferungen für die Menschen im Gazastreifen, im Westjordanland und der Region bildet.

28. Mai 2024

Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert ein sofortiges Ende der Offensive in Rafah und der anhaltenden Gräueltaten im gesamten Gazastreifen. Die militärische Strategie Israels, immer wieder Angriffe auf dicht besiedelte Gebieten zu lancieren, hat unweigerlich den Tod unzähliger Zivilist:innen zur Folge.

«Unschuldige Zivilpersonen werden abgeschlachtet. Sie werden in vermeintlich sichere Gebiete gedrängt, wo sie folglich zur Zielscheibe schwerer Kämpfe und Luftangriffe werden», so Christopher Lockyear, Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen.

27. Mai 2024

Nach einem israelischen Luftangriff, der vergangene Nacht ein Camp für Vertriebene in Tal Al Sultan in Rafah, getroffen hat, wurden mehr als 180 Verwundete und 28 Tote zu der von uns unterstützten Notfallstation gebracht.

Wir sind entsetzt über dieses tödliche Ereignis, das erneut zeigt, dass es nirgendwo in Gaza sicher ist. Wir fordern weiterhin einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand in Gaza.

24. Mai 2024

Der Internationale Gerichtshof wies Israel an, seine Offensive in Rafah sofort zu beenden und den Grenzübergang Rafah wieder zu öffnen. Dies unterstreicht das Ausmass der sich abzeichnenden Katastrophe und die Notwendigkeit, die humanitäre Hilfe aufzustocken. Die Lage im Gazastreifen ist katastrophaler denn je zuvor: Seit Anfang Mai gelangt kaum Hilfe zu den Menschen, die ohne Nahrung, Wasser, Unterkünfte und Medikamente dastehen; die Spitäler haben keinen Treibstoff mehr.

Gemäss den Vereinten Nationen waren innerhalb der letzten drei Wochen mehr als 900 000 Personen gezwungen, erneut an einem anderen Ort Zuflucht zu suchen. Grund waren die Rafah-Offensive und heftige Kämpfe im Norden des Gazastreifens.

Wir fordern seit Beginn des Kriegs einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand und haben bereits im Februar 2024 vor den verheerenden Folgen einer Offensive auf Rafah gewarnt, als diese erstmals angekündigt wurde. Wir bekräftigen diese Forderungen einmal mehr.

23. Mai 2024

Nach vier Tagen Belagerung war das Al-Awda-Spital gezwungen, seine Pforten zu schliessen. Das Spital war eine von vielen medizinischen Einrichtungen, die systematisch von der israelischen Armee angegriffen wurden. Mitarbeitende und Patient:innen mussten somit eines der letzten noch funktionsfähigen Spitäler im Norden des Gazastreifens verlassen.

Zuvor hatte Al-Awda trotz katastrophaler Arbeitsbedingungen und konstanter Angriffe auf medizinische Einrichtungen seinen Betrieb seit Ausbruch des Kriegs stets aufrechterhalten. Das Spital ist für die Bevölkerung im Norden des Gazastreifens von grösster Bedeutung. Deshalb muss es zwingend den Betrieb wieder aufnehmen können. Dieses Spital muss geschützt werden.

21. Mai 2024

Bei Angriffen der israelischen Armee in Jenin im besetzten Westjordanland kamen acht Menschen ums Leben, darunter ein Chirurg, der im von uns unterstützten Khalil-Suleiman-Spital arbeitete. Osayd Jabarin wurde auf dem Weg zur Arbeit erschossen. Ausserdem gab es Dutzende Verletzte. Insgesamt 479 Palästinenser:innen, darunter 116 Kinder, sind seit Oktober 2023 getötet worden.

19. Mai 2024

Im Al-Awda-Spital in Gaza gingen die Patient:innen und das Personal unter Tischen und Betten in Deckung, als Luftangriffe und Schüsse die Fensterscheiben zertrümmerten. Das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Spital wird von Panzern umzingelt – eines der wenigen noch funktionsfähigen Spitäler im Norden des Gazastreifens.

14. Mai 2024

Die Verschärfung der israelischen Offensive in Rafah hat Ärzte ohne Grenzen dazu gezwungen, die lebensrettende Arbeit im Indonesischen Spital in Rafah am 12. Mai einzustellen. Die 22 dort verbliebenen Patient:innen wurden an andere Einrichtungen überwiesen, da ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet werden konnte. Die Feldspitäler, die Ärzte ohne Grenzen derzeit aufbaut, reichen nicht aus, um viele Verletzte auf einmal zu versorgen – abgesehen von den bereits immensen medizinischen Bedürfnissen. Diese können unter keinen Umständen ein funktionierendes Gesundheitssystem ersetzen.

6. Mai 2024

Am 6. Mai hat die israelische Armee eine Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gestartet, wo mehr als eine Million Vertriebene leben. Es gab Luftangriffe auf Rafah und im Osten der Stadt rückten die Truppen mit Panzern vor und haben die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs von Rafah übernommen. Dieser wurde wie auch der Übergang Kerem Schalom von Israel geschlossen, wodurch derzeit keine Hilfsgüterlieferungen möglich sind.

26. April 2024

Mehr als sechs Monate nach Beginn des Krieges in Gaza gehen die fatalen Auswirkungen weit über die durch israelische Bombardierungen und Luftangriffe getöteten und verletzten Menschen hinaus. Ärzte ohne Grenzen beschreibt in dem Bericht, wie schwer es für die Menschen im Gazastreifen ist, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Die Organisation warnt vor einer grossen Zahl vermeidbarer Todesfälle durch die Unterbrechung der kritischen Gesundheitsversorgung.

02. April 2024

Nach einem 14-tägigen Einsatz der israelischen Armee in und um das Al-Shifa-Spital liegt die Einrichtung in Trümmern. Damit ist das grösste Spital in Gaza ausser Betrieb und die Menschen im Norden haben noch weniger Zugang zu medizinischer Versorgung.

18. März 2024

Am Morgen des 17. März kündigte das israelische Militär einen Einsatz in und um das Al-Shifa-Spital in Gaza-Stadt an. Unsere Kolleg:innen berichteten von schweren Kämpfen. Ein Kollege habe Montagmorgen Drohnen, Panzer und Granatenbeschuss in der Nähe des Spitals gehört. Zudem berichtete er von Feuer, das aus dem Hauptgebäude des Spitals aufstieg, sowie von Zusammenstößen in der Nähe unserer Klinik und unseres Büros in Gaza-Stadt. Einige unserer Mitarbeiter:innen und ihre Familien suchen dort noch immer Schutz.

Wir sind äusserst besorgt um die Sicherheit der Patient:innen und des medizinischen Personals sowie um die Sicherheit unserer Kolleg:innen und ihrer Familien. Wir rufen alle Kriegsparteien auf, den Schutz der Patient:innen, des medizinischen Personals und der Zivilbevölkerung sicherzustellen.

13. März 2024

In der Nacht zum 13. März führte das israelische Militär Operationen in Dschenin durch. Nach Angaben des medizinischen Personals des von uns unterstützten Khalil-Suleiman-Spital wurde gegen 3 Uhr morgens auf Personen geschossen, die im Hof des Spitals standen.

Sechs Menschen wurden verwundet, zwei von ihnen starben an ihren schweren Kopf- und Brustverletzungen. «Dies ist nur der jüngste Akt von entsetzlicher Gewalt in diesem Spital», sagt unser Projektkoordinator Samuel Johann. «In den vergangenen Monaten hat unser Team miterlebt, wie Kugeln und Tränengasgranaten auf das Spital abgefeuert wurden, wie ein Minderjähriger getötet wurde, wie Krankenwagen behindert wurden und wie medizinisches Personal angegriffen wurde», so Johann weiter.

01. März 2024

Dr. Isabelle Defourny, die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières Frankreich nimmt Stellung zu den blutigen Vorfällen im nördlichen Gazastreifen, die sich am Morgen des 29. Februar ereignet haben. Bei der Verteilung von Hilfsgütern sind über 100 Menschen getötet und etwa 750 verwundet worden.

27. Februar 2024

Vor einem Monat erliess der Internationale Gerichtshof (IGH) vorläufige Massnahmen, mit denen er Israel aufforderte, Völkermord zu verhindern und zu bestrafen und sicherzustellen, dass die Menschen im Gazastreifen eine Grundversorgung und Hilfsgüter erhalten. Dennoch bleibt die humanitäre Situation für die Menschen, die vor Ort festsitzen, katastrophal. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden ist die Zahl der im Gazastreifen getöteten Menschen auf 30 000 gestiegen. Unterdessen gibt es keine Anzeichen dafür, dass die israelischen Streitkräfte versuchen, den Verlust ziviler Leben zu begrenzen oder das Leiden der Menschen zu lindern.

22. Februar 2024

Christopher Lockyear, Generalsekretär von Médecins Sans Frontières, bei seiner Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat. New York. 22. Februar 2024

In der heutigen Sitzung des Weltsicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) hat der Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen, Christopher Lockyear, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand in Gaza gefordert. In seinem Statement in New York mahnte Lockyear zudem, dass medizinische Einrichtungen, deren Personal und Patient:innen unbedingt geschützt werden müssen.

21. Februar 2024

Während eines israelischen Angriffs auf eines unserer Gebäude in Al-Mawasi in Khan Yunis sind zwei Familienmitglieder eines Mitarbeiters von uns getötet worden. Weitere sechs Personen wurden verletzt. Ärzte ohne Grenzen verurteilt den Vorfall auf das Schärfste.

20. Februar 2024

Nach Angaben der UNO befinden sich noch etwa 130 Patient:innen im Nasser-Spital in Khan Yunis. Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt und ruft zu sicheren Evakuierung dieser Menschen auf. Unsere Teams im al-Aqsa-Spital und im indonesischen Spital in Rafah sind darauf vorbereitet, sie zu behandeln. Ärzte ohne Grenzen hat noch immer nichts von zwei seiner Mitarbeiter:innen gehört, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Nasser-Spital aufhielten. Eine Person ist seither unauffindbar, eine andere wurde an einem Kontrollposten von israelischen Streitkräften festgehalten, als sie das Spital verlassen wollte. Wir bitten die israelischen Behörden um Informationen über den Verbleib der vermissten Mitarbeiter:innen und fordern ihre Sicherheit.

Das Nasser-Spital war das grösste im südlichen Gazastreifen. Es ist eine weitere medizinische Einrichtung, in der aufgrund von Razzien und Angriffen der israelischen Streitkräfte keine Patient:innen mehr behandelt werden können.

15. Februar 2024

Trotz Zusicherungen der israelischen Streitkräfte wurde das Nasser-Spital in Khan Younis in den Morgenstunden des 15. Februar beschossen. Unsere Mitarbeiter:innen berichten von einer chaotischen Situation. Seit dem Angriff wird ein:e Kolleg:in vermisst.
Die israelischen Streitkräfte richteten einen Kontrollposten ein, um Personen zu überprüfen, die das Gelände verlassen. Einer unserer Kollegen wurde an diesem Kontrollpunkt festgehalten. Wir fordern sicheres Geleit für ihn.

Die israelischen Streitkräfte führen im Moment einen Einsatz im Nasser-Spital durch. Wir fordern sie auf, diesen Angriff sofort einzustellen, da er das medizinische Personal und die Patient:innen gefährdet, die immer noch in der Einrichtung festsitzen.

12. Februar 2024

Die von Israel angekündigte Bodenoffensive auf Rafah wäre katastrophal und darf nicht stattfinden. Während die Luftangriffe auf die Region weitergehen, droht den mehr als eine Million Menschen, von denen viele in Zelten und behelfsmässigen Unterkünften leben, nun eine dramatische Eskalation des anhaltenden Massakers. In Gaza ist man nirgendwo sicher, und wiederholte Zwangsumsiedlungen haben die Menschen nach Rafah getrieben. Dort sind sie auf einem winzigen Stück Land gefangen, sie haben keine andere Wahl.

10. Februar 2024

Seit zwei Tagen berichten unsere Mitarbeitenden von Schiessereien im Nasser-Spital. Zwei Personen wurden getötet, fünf weitere getroffen, darunter ein schwer verletzter Krankenpfleger. Unsere Mitarbeitenden haben Angst, sich auf dem Spitalgelände zu bewegen, da die israelischen Streitkräfte ihre Angriffe in der unmittelbaren Umgebung fortsetzen. Heftige Kämpfe verunmöglichen es, das Spital zu verlassen und für neue Patient:innen das Spital zu erreichen. Wir sind besorgt um das Leben unserer Kolleg:innen, des medizinischen Personals und der Patient:innen im Spital. Die Gesundheitseinrichtungen und ihre Umgebung sowie ihr Personal müssen immer geschützt werden und der Zugang zu Spitälern muss gewährleistet bleiben.

9. Februar 2024

Marie-Aure Perreaut Revial ist gerade aus dem Gazastreifen zurückgekehrt, wo sie im November und Dezember 2023 als Notfallkoordinatorin für MSF gearbeitet hat. Sie beschreibt die extrem schwierigen Bedingungen, unter denen das medizinische Personal die schrecklichen Verletzungen behandelt.

6. Februar 2024

Schwangere und Mütter von Neugeborenen im Gazastreifen haben kaum noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind schätzungsweise 50 000 Frauen im Gazastreifen schwanger, etwa 20 000 Babys wurden laut UNICEF seit Beginn des Krieges geboren. In der Region Rafah ist das von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) unterstützte Al-Emirati-Entbindungsspital die einzige Einrichtung, die sich noch um die medizinische Versorgung der Schwangeren kümmert – dort können angesichts des überwältigenden Bedarfs und der mangelnden Kapazitäten aber nur noch die risikoreichsten Entbindungen begleitet werden.

31. Januar 2024

Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt über die Entscheidung einiger Staaten, ihre Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA auszusetzen. Dieses stellt für mehr als zwei Millionen Palästinenser:innen im Gazastreifen und im Westjordanland die einzige Lebensgrundlage dar.

Die Schweiz wartet mit den für 2024 vorgesehenen Zahlungen an UNRWA noch ab. Tatsächlich haben Hilfsorganisationen schon jetzt Mühe, nur einen Bruchteil des dringenden Bedarfs in Gaza abzudecken. Es braucht viel mehr humanitäre Hilfe – nicht weniger. Wir bitten die Schweiz deshalb dringend, zumindest die Beiträge der vergangenen Jahre beizubehalten.

29. Januar 2024

MSF Humanitäre Hilfe Gaza Spital Angriff
© MSF

26. Januar 2024

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hat am 26. Januar mehrere vorläufige Massnahmen erlassen. So muss Israel umgehend alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass ein Völkermord an den Palästinenser:innen stattfindet. Weiter wird Israel angehalten, die Versorgung der Bevölkerung in Gaza mit humanitärer Hilfe sicherzustellen. Dies ist zwar ein bedeutender Schritt, doch nur ein dauerhafter Waffenstillstand kann den Tod weiterer Zivilisten verhindern und ermöglichen, dass humanitäre Hilfe und lebenswichtige Güter zu den 2.2 Millionen Menschen in der Enklave gelangen.

Die schweren Kämpfe und Luftangriffe in Khan Yunis im Süden des Gazastreifens reissen nicht ab. Nun sind im Nasser-Spital, der grössten noch funktionierenden Gesundheitseinrichtung in der Enklave, lebenswichtige medizinische Dienste zusammengebrochen. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) zeigt sich besorgt angesichts der schwindenden Möglichkeiten der Bevölkerung, sich medizinisch behandeln zu lassen. Dies gilt insbesondere im Fall eines grossen Zustroms von Kriegsverletzten.

22. Januar 2024

Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen im Nasser-Spital berichten, dass sie den Boden spüren können, wie er bebt und dass unter dem Personal, den Patient:innen und den vertriebenen Menschen, die im Gebäude Schutz suchen, Panik herrscht. Alle Abteilungen im Nasser-Spital sind voll belegt und es gibt keine Möglichkeit, medizinisches Personal und Patient:innen sicher zu evakuieren, da die Ausgangswege aus der Einrichtung blockiert sind. Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass die Kämpfe, das Beschuss und die Bombardierungen schlimmer werden und sich dem Nasser-Spital nähern. Seit Sonntagabend gibt es andauerndes, heftiges Bombardement, hauptsächlich in den südlichen und nördlichen Teilen von Chan Junis.

12. Januar 2024

Die Angriffe der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen haben in den vergangenen drei Monaten die Möglichkeiten der Menschen, an Gesundheitsversorgung zu kommen, drastisch eingeschränkt. Es gibt praktisch keine sicheren Orte mehr, an denen Hilfsorganisationen medizinische Hilfe anbieten können. Evakuierungsbefehle und Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen haben Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) wiederholt dazu gezwungen, ihr Personal zu evakuieren und Patient:innen zurückzulassen.

9. Januar 2024

Am Morgen des 8. Januar durchschlug eine Granate die Wand einer Unterkunft von Ärzte ohne Grenzen in Khan Yunis, in der sich mehr als 100 Mitarbeitende und ihre Familien aufhielten. Die fünfjährige Tochter eines MSF-Mitarbeiters starb an den Folgen ihrer Verletzungen, drei weitere Personen wurden verletzt. Unsere Mitarbeitenden und ihre Familien sind nun an einem anderen Ort untergebracht. Wir versuchen herauszufinden, was passiert ist. Ärzte ohne Grenzen hat die israelische Armee informiert, dass dies unsere Unterkunft ist. Wir haben keinen Evakuierungsbefehl erhalten. Wir verurteilen diesen Angriff, der zeigt, dass niemand in Gaza sicher ist.

6. Januar 2024

Nach tagelangen Kämpfen im zentralen Gazastreifen und den Evakuierungsbefehlen, die die israelische Armee im Gebiet rund um das Al-Aqsa-Spital abgeworfen hatte, traf Ärzte ohne Grenzen die schwere Entscheidung, die Mitarbeitenden und ihre Familien von dort wegzubringen. «Wir führen diese Evakuierung mit einem schlechten Gewissen durch, während Patient:innen, Spitalpersonal und viele Menschen, die dort Schutz suchen, auf dem Gelände verbleiben», sagt Carolina Lopez, Nothilfekoordinatorin im Al-Aqsa-Spital. Am 5. Januar um 13.30 Uhr drang eine Kugel durch die Wand der Intensivstation des Spitals. In den vergangenen Tagen war es nur wenige hundert Meter entfernt zu Drohnenangriffen und Beschuss durch Scharfschützen gekommen. «Die Lage war so gefährlich, dass einige Mitarbeitende ihre Häuser wegen konstanter Gefahr durch Angriffe von Drohnen oder Scharfschützen nicht mehr verlassen konnten», so Lopez. «Durch das reduzierte Personal war auch die Patient:innenversorgung beeinträchtigt.

Wir betonen erneut nachdrücklich, dass Israel gemäss dem Internationalen Völkerrecht verpflichtet ist, Patient:innen und Personal, die sich noch im einzigen funktionierenden Spital im zentralen Gazastreifen befinden, zu schützen», fügt sie hinzu.

4. Januar 2024

«Vom Spital aus hören wir die Bombenangriffe nordöstlich des Al-Aqsa-Spitals in der Nähe der Camps von Al-Bureij und Al-Maghazi», berichtet Nothilfekoordinatorin Carolina Lopez. Die Kämpfe finden immer näher am Spital statt. UnsereTeams müssen ihre Arbeit unter gefährlichen Bedingungen ausführen. «Wir mussten die Wundversorgung vom Zelt auf dem Vorplatz ins Innere des Spitals verlegen, um das Personal und die Patient:innen zu schützen», so Lopez. Am 24. Dezember strömten nach Luftangriffen auf die Geflüchtetencamps Al-Maghazi und Al-Bureij zahlreiche Menschen ins Al-Aqsa-Spital. 155 Personen starben und 357 mussten am 28. Dezember notfallmedizinisch versorgt werden. Es gibt im Gazastreifen für niemanden einen sicheren Ort. Um weitere Todesfälle und Verletzungen zu vermeiden, braucht es einen dauerhaften Waffenstillstand. Nur so sind Hilfslieferungen uneingeschränkt möglich und nur so kann die Hilfe aufgestockt werden, um den medizinischen Bedürfnissen gerecht zu werden. 

28. Dezember 2023

Als Reaktion auf den enormen Bedarf an kriegschirurgischen Behandlungen im Süden des Gazastreifens verstärken unsere Teams ihre Unterstützung für das indonesische Spital in Rafah. Sie kümmern sich um die postoperative Nachsorge von schwerverletzten Patient:innen, von denen viele aus anderen Einrichtungen wie dem Nasser-Spital und dem European Gazan Hospital überwiesen wurden. «Zurzeit werden 18 Personen auf der stationären Abteilung versorgt, die Bettenkapazitäten werden laufend aufgestockt. Seit dem 17. Dezember sind auch 598 ambulante Konsultationen durchgeführt worden», berichtet Jacob Burns, unser Projektkoordinator.

25. Dezember 2023

Nach den Luftangriffen auf die Geflüchtetencamps Al-Maghazi und Al-Bureij hat das Al-Aqsa-Spital Berichten zufolge bis jetzt 209 Verletzte und 131 Tote aufgenommen. Etwa die Hälfte waren Frauen und Kinder. Das medizinische Personal versorgt die verschiedensten Kriegsverletzungen. Einmal mehr gilt, dass es im Gazastreifen für niemanden einen sicheren Ort gibt. Um weitere Todesfälle und Verletzungen zu vermeiden, braucht es deshalb einen dauerhaften Waffenstillstand. Nur so sind Hilfslieferungen uneingeschränkt möglich und kann die Hilfe aufgestockt werden, um den medizinischen Bedürfnissen gerecht zu werden.

23. Dezember 2023

Die Al-Shaboura-Klinik in Rafah, die seit Beginn des Kriegs geschlossen war, empfängt seit der Wiedereröffnung durch unsere Teams am 9. Dezember immer mehr Menschen. Mittlerweile kommen täglich bis zu 250 Patient:innen in die Einrichtung. Unsere Teams halten pro Tag etwa 30 psychische Beratungen ab und führen bei rund 40 Patient:innen Verbandwechsel oder kleinere chirurgische Eingriffe zur Reinigung infizierter Wunden durch. Die Hälfte der Menschen, die in die Klinik kommen, leiden an Atemwegsinfektionen, weil sie über längere Zeit Kälte und Regen ausgesetzt sind. Die Menschen leben unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen. In einigen Unterkünften müssen sich 600 Personen eine einzige Toilette teilen. Deshalb hatten wir auch schon viele Fälle von Durchfallerkrankungen. Kinder sind oftmals am stärksten davon betroffen. Unsere Teams bieten nun auch vorgeburtliche Untersuchungen an.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt auch drei Wasserstellen in der Nähe von informellen Camps für intern Vertriebene (davon eine in der Nähe des Qatari-Spitals und eine in der Al-Shaboura-Klinik). Insgesamt versorgen unsere Teams täglich mehr als 10 000 Personen mit Wasser, doch die Menge pro Person ist noch nicht ausreichend. Es sind deshalb zusätzliche Wasserstellen geplant.

19. Dezember 2023

Die überwiegende Mehrheit der 2,2 Millionen Einwohner:innen des Gazastreifens ist nun im Süden des Gazastreifens eingepfercht, wo die Angriffe der israelischen Streitkräfte mit zunehmender Brutalität erfolgen, nachdem der Norden in ein Trümmerfeld verwandelt wurde. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in den letzten zehn Wochen in Gaza fast 19 000 Menschen getötet und über 50 000 verletzt. Die laufende Offensive fordert weiterhin täglich Hunderte, möglicherweise sogar Tausende, neue Opfer.

17. Dezember 2023

Die israelische Armee übernahm die Kontrolle über das Al-Awda-Spital, nachdem sie dieses zuvor zwölf Tage lang belagert hatte. Männer über 16 Jahre wurden aus dem Spital geholt, durchsucht, gefesselt und befragt, unter ihnen auch sechs Mitarbeiter aus unserem Team. Nach der Befragung wurden die meisten ins Spital zurückgeschickt, wo sie sich nicht mehr bewegen durften. Noch immer sind Dutzende Patient:innen im Al-Awda-Spital, darunter auch vierzehn Kinder. Dem Spital sind mittlerweile grundlegende Sachen wie Narkosemittel und Sauerstoff komplett ausgegangen. Im Laufe der vergangenen zehn Wochen wurde Al-Awda belagert, bei Angriffen beschädigt und Personal der Einrichtung wurde bei Explosionen getötet, darunter am 21. November auch zwei unserer Mitarbeitenden. Dies ist unseres Wissens nach das letzte noch funktionsfähige Spital im Norden des Gazastreifens.

16. Dezember 2023

«Die aktuelle Lage im Westjordanland, insbesondere in Dschenin, ist äusserst besorgniserregend. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung hat deutlich zugenommen, insbesondere seit dem 7. Oktober. Attacken auf die Gesundheitsversorgung häufen sich und sind mittlerweile an der Tagesordnung. Besorgniserregend ist zudem die Zerstörung von Strassen und Infrastruktur, einschliesslich Wasserleitungen und Abwassersystemen.»

11. Dezember 2023

Einer unserer Chirurgen wird im Al-Awda-Spital im Norden Gazas von einer Kugel getroffen, die ausserhalb des Gebäudes abgefeuert wurde. Unsere Kolleg:innen berichten von Scharfschützen rund um das Spital, die auf die Menschen im Inneren schiessen. Al-Awda ist seit dem 5. Dezember unter kompletter Belagerung durch die israelische Armee. Seit dem 7. Oktober ist das Spital Ziel von Angriffen. Bei diesen Angriffen sind mindestens fünf Mitarbeitende – darunter zwei aus unserem Team – getötet worden, während sie sich um ihre Patient:innen kümmerten.

«Die Berichte, die uns aus dem Al-Awda-Spital erreichen, sind grauenvoll. Wir machen uns grosse Sorgen um die Sicherheit unserer Patient:innen und Mitarbeitenden im Spital», sagt Renzo Fricke, unser Landesverantwortlicher. «Wir sagen es hier klar und deutlich: Al-Awda ist ein funktionsfähiges Spital mit medizinischem Personal und vielen Kranken und Verletzten in kritischem Zustand. Medizinische Mitarbeitende anzugreifen, die sich um ihre Patient:innen kümmern, ist schlicht verwerflich und unmenschlich.»

8. Dezember 2023

Der Sicherheitsrat hält eine Dringlichkeitssitzung ab, um sich mit der katastrophalen Lage im Gazastreifen zu befassen. Dieser ging ein Schreiben des UN-Generalsekretärs voraus, in dem er unter Berufung auf Artikel 99 den Sicherheitsrat aufforderte, eine weitere Eskalation zu verhindern und der Krise ein Ende zu setzen. Die Resolution für einen Waffenstillstand in Gaza scheitert am Veto der USA.

Das Veto der USA steht in krassem Gegensatz zu den Werten, auf die sie sich berufen. [...] Mit ihrem Veto gegen die UN-Resolution haben die USA als einziges Land ihre Stimme gegen die Menschlichkeit erhoben.

Avril Benoît

«Dadurch geben sie den anhaltenden Gräueltaten im Gazastreifen diplomatische Deckung und signalisieren, dass das humanitäre Völkerrecht nach eigenem Ermessen angewendet werden kann – und dass das Leben von einigen Menschen weniger zählt als das von anderen», so Avril Benoît, unser Geschäftsführerin in den USA.

6. Dezember 2023

Erstmals übersteigt die Zahl der getöteten Menschen, die in das von uns unterstützte Al-Aqsa-Spital gebracht werden, die Zahl der Verletzten. In 24 Stunden sind 115 Menschen getötet worden. Das Spital ist voll, die Leichenhalle ist voll.

5. Dezember 2023

Seitdem die Waffenruhe im Gazastreifen am 1. Dezember aufgelöst wurde, haben die Luft- und Bodenangriffe der israelischen Streitkräfte Hunderte von Todesopfern und Verletzten hinterlassen. Unsere Teams unterstützen weiterhin die Spitäler Al-Aqsa in der Mittelzone und Nasser im Süden des Gazastreifens. Die dort arbeitenden palästinensischen und internationalen Mitarbeitenden unserer Organisation können den Ansturm der Patient:innen kaum bewältigen.

4. Dezember 2023

2. Dezember 2023

Am 18. November 2023 geriet ein Evakuierungs-Konvoi von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Gaza-Stadt unter Beschuss. Dabei wurden zwei Menschen getötet. Die Umstände liessen sofort auf einen gezielten Angriff auf die Fahrzeuge schliessen, die eindeutig als Eigentum von Ärzte ohne Grenzen gekennzeichnet waren. Beide Opfer waren Angehörige von Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen, wobei einer auch die medizinischen Teams im Al-Shifa-Spital als Freiwilliger unterstützt hatte. Nachdem alle MSF-Mitarbeitenden, die den Angriff miterlebt haben, befragt wurden, kommt die Hilfsorganisation nun zu dem Schluss, dass die israelische Armee für den Angriff verantwortlich ist.

 

 

1. Dezember 2023

Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) richtet einen offenen Brief an Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), und bittet die Schweizer Regierung, weiterhin alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen zu erreichen.

30. November 2023

21. November 2023

Bei einem Angriff auf das Al-Awda-Spital im nördlichen Gazastreifen sind zwei unserer Mitarbeiter getötet worden. Ein dritter Arzt, der auch in dem Spital arbeitete, ist ebenfalls ums Leben gekommen. Das Al-Awda-Spital war eines der letzten funktionierenden Spitäler im Norden des Gazastreifens. Angriffe auf medizinische Einrichtungen stellen einen schweren Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht dar.

Unsere Gedanken sind bei ihren Familien und allen Kolleg:innen, die ihren Tod betrauern.

20. November 2023

Ein Spital von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt geriet am Morgen des 20. November 2023 unter Beschuss: Unser Team sah, dass eine Mauer eingerissen wurde und ein Teil des Gebäudes in Flammen stand, während rundherum schwere Kämpfe stattfanden. Ärzte ohne Grenzen ruft erneut dazu auf, die Kämpfe im Gebiet einzustellen.

19. November 2023

Nach dem Luftangriff am Samstag in Chan Junis kamen innerhalb weniger Minuten 122 Patient:innen in das Nasser-Spital, in dem wir arbeiten. 70 Personen waren bereits bei ihrer Ankunft tot. Dutzende Verletzte, darunter viele Kinder, kamen mit kritischen Verbrennungen an.

«Der medizinische Bedarf ist enorm und wir sind bereit, unsere Aktivitäten zu verstärken, aber wir brauchen grundlegende Sicherheit und einen ungehinderten Zugang für Hilfsgüter nach Gaza. Eine Feuerpause ist jetzt - mehr denn je - ein Muss», sagt Christophe Garnier, Projektkoordinator.

18. November 2023

Beim Versuch einige der palästinensischen Mitarbeitenden unserer Teams und deren Familien zu evakuieren, wurden am Samstag zwei Familienmitglieder eines Mitarbeitenden getötet. Sie waren eine Woche lang in den Räumlichkeiten unserer Organisation, in der Nähe des Al-Shifa-Spitals, eingeschlossen.

17. November 2023

In den letzten sechs Tagen haben unsere Teams versucht, einige ihrer lokalen Mitarbeitenden und deren Familien - 137 Personen, davon 65 Kinder - zu evakuieren, die derzeit in unseren Räumlichkeiten in der Nähe des Al-Shifa-Spitals eingeschlossen sind.

14. November 2023

Eines unserer medizinischen Teams – bestehend aus 15 internationalen und nationalen Mitarbeitenden - ist heute über den Grenzübergang Rafah aus Ägypten in den Gazastreifen eingereist. Zunächst wird das Team im südlichen Teil des Streifens arbeiten. Die Hilfslieferungen in den Norden bleiben aufgrund der Unsicherheit und der Unberechenbarkeit der Bombardierungen und Bodenkämpfe extrem schwierig und gefährlich. Gleichzeitig arbeiten unsere palästinensischen Kolleg:innen in den Spitälern im Süden und im Norden unermüdlich weiter.

Die Spitäler im Gazastreifen dürfen im Zuge der aktuellen Kämpfe nicht angegriffen werden. Gemäss humanitärem Völkerrecht muss der Schutz von medizinischen Einrichtungen, medizinischem Personal und Patient:innen von allen Konfliktparteien gewährleistet werden. Ärzte ohne Grenzen fordert Feuerpausen, um den Zugang der Menschen im Gazastreifen zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen.

7. November 2023

Wir trauern um Mohammed Al Ahel, der zusammen mit mehreren Familienmitgliedern beim Einsturz ihres Gebäudes im Flüchtlingscamps Al Shate nach einem Bombenangriff in der Gegend getötet wurde. Mohammed war seit mehr als zwei Jahren unser Labortechniker.

2. November 2023

Alle internationalen Mitarbeiter:innen unserer Organisation, die den Gazastreifen seit dem 7. Oktober nicht verlassen konnten, haben nun die Grenze nach Ägypten am Grenzübergang Rafah überquert.

1. November 2023

31. Oktober 2023

Ärzte ohne Grenzen fordert in Gaza dringend einen Waffenstillstand, um weitere Todesfälle zu verhindern und humanitäre Hilfslieferungen zu ermöglichen.

18. Oktober 2023

Dr. Christos Christou ist Präsident von Ärzte ohne Grenzen International. «Die Massentötung von Zivilist:innen ist abscheulich und muss aufs Schärfste verurteilt werden. In den vergangenen zehn Tagen wurden furchtbare Gewalttaten verübt.»

13. Oktober 2023

Der Aufruf des israelischen Militärs den nördlichen Gazastreifen zu evakuieren ist gefährlich und unverantwortlich. Rund 2.2 Millionen Menschen sind derzeit im Gazastreifen eingeschlossen. Sichere Zonen und Übergänge sind dringend nötig.

10. Oktober 2023

Seit Beginn der israelischen Offensive, die auf den brutalen Überfall und die Massaker der Hamas am 7. Oktober folgte, wird der Gazastreifen ohne Unterlass bombardiert. Léo Cans, unser Einsatzleiter vor Ort berichtet über die Situation.

8. Oktober 2023

Unsere Teams bereiten heute eine Spende von Medikamenten und medizinischem Verbrauchsmaterial an Spitäler und Gesundheitszentren in Gaza vor.

Bemerkung: Hier finden Sie nur die Artikel und Pressemitteilungen von Ärzte ohne Grenzen. Auf unseren Sozialen Netzwerken finden Sie weitere punktuelle Mitteilungen und Updates zur Notlage im Gazastreifen.